Deutsche Konjunktur

ifo-Geschäftsklimaindex sinkt im Oktober unerwartet

25.10.13 12:39 Uhr

Das Geschäftsklima in der gewerblichen Wirtschaft Deutschlands hat sich zu Beginn des vierten Quartals entgegen den Erwartungen etwas eingetrübt.

Schuld daran waren vor allem außenwirtschaftliche Unsicherheiten. Ökonomen rechnen aber trotz des ifo-Rückgangs mit einer anhaltenden Konjunkturerholung.

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Der vom Münchener ifo Institut ermittelte Geschäftsklimaindex sank von 107,7 Punkten im September auf 107,4 im Oktober. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten dagegen einen Anstieg auf 108,0 prognostiziert. Der wichtigste deutsche Konjunkturfrühindikator ist damit erstmals nach fünf Anstiegen in Folge wieder gefallen.

Der Index zur Beurteilung der aktuellen Konjunkturlage sank von 111,4 auf 111,3. Volkswirte hatten eine Stagnation auf dem Vormonatsniveau prognostiziert. Der Index der Geschäftserwartungen auf Sicht von sechs Monaten verringerte sich von 104,2 auf 103,6. Erwartet worden war dagegen ein Anstieg auf 104,6 Punkte.

"Die deutsche Konjunktur nimmt noch nicht volle Fahrt auf", konstatierte das ifo Institut. Das Geschäftsklima im verarbeitenden Gewerbe ging im Oktober zurück, wobei die Exporterwartungen auf ein Jahreshoch stiegen.

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Gleichwohl wurde das Geschäftsklima nach Einschätzung von Ökonomen vor allem von externen Faktoren belastet. "Die politischen Turbulenzen in den USA und Italien dürften auf die Stimmung geschlagen haben", meint etwa KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. Sorgen bereitet Zeuner zudem der "zunehmend starke Euro, der die Stabilisierung in Europa zurückwerfen kann". Trotzdem rechnet er für 2014 mit einem Wirtschaftswachstum von 2 Prozent.

In den fünf Monaten bis September, in denen der ifo-Index ohne Unterbrechung gestiegen ist, hat die europäische Einheitswährung gegenüber dem US-Dollar um knapp 5 Prozent aufgewertet und seit September noch mal um 2 Prozent. Der für die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Ausfuhren entscheidende reale effektive Wechselkurs Deutschlands ist seit Mai 2013 jedoch nur um 0,8 Prozent gestiegen.

Gleichwohl sind die US-Schuldenkrise und der gestiegene Euro-Wechselkurs nach Ansicht von ING-Diba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski keine idealen außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Deutschland. "Die deutsche Wirtschaft ist wegen der soliden Binnennachfrage nicht mehr so exportabhängig wie vor einigen Jahren, genau deshalb sollte die Stärkung dieser Immunität zu den Kernanliegen der nächsten Bundesregierung zählen", sagte Brzeski.

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Der Ökonom spielt damit auf die Diskussionen zwischen Sozial- und Christdemokraten über die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohn an, der den privaten Konsum stützen dürfte. Thema bei den anlaufenden Koalitionsverhandlungen sollten zudem öffentliche Investitionsvorhaben sein.

Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal um 0,7 Prozent gewachsen, was maßgeblich an Nachholeffekten nach einem sehr langen und kalten Winter lag. Für das dritte Quartal erwarten Ökonomen ein Wirtschaftswachstum von 0,2 bis 0,3 Prozent. Das Statistische Bundesamt wird erste Daten zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) am 14. November veröffentlichen. Produktionsdaten für September, den letzten Monat des dritten Quartals, kommen am 7. November.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@wsj.com DJG/hab/jhe Dow Jones Newswires Von Hans Bentzien