Google-Aktie stabil: Abhilfemaßnahmen nach Milliardenstrafe angeboten - Schadenersatz für Idealo
Teile des Geschäfts verkaufen will die Alphabet-Tochtergesellschaft aber nicht.
"Unser Vorschlag geht umfassend auf die Entscheidung [der Europäischen Kommission] ein, ohne eine disruptive Zerschlagung, die Tausenden von europäischen Verlagen und Werbetreibenden schaden würde, die Google-Tools für ihr Geschäftswachstum nutzen", teilte das Unternehmen am Freitag mit.
Google hat nach eigenen Angaben eine Reihe von Vorschlägen unterbreitet, um die Funktionsweise seines Werbetechnologiegeschäfts in der EU zu ändern. Dazu gehöre, Verlagen bei der Nutzung der Ad Manager-Plattform von Google die Möglichkeit zu geben, unterschiedliche Mindestpreise für verschiedene Bieter festzulegen, und die Interoperabilität zwischen den Tools von Google und den Produkten anderer Unternehmen zu verbessern, um Verlagen und Werbetreibenden mehr Auswahl zu bieten
Man werde weiterhin mit der EU zusammenarbeiten, während diese den Vorschlag prüften. "Wir sind entschlossen, eine effektive Lösung zu finden, die unseren Kunden in Europa, den Vereinigten Staaten und weltweit Sicherheit und Konsistenz bietet", hieß es.
Die im September verhängte Geldbuße ist die zweithöchste Kartellstrafe, die die EU jemals verhängt hat, nach einer früheren Strafe gegen Google im Jahr 2018.
EU-Vertreter sagten, Google habe gegen die Wettbewerbsregeln verstoßen, indem es seine eigenen Online-Display-Werbetechnologie-Dienste auf Kosten von konkurrierenden Anbietern und Online-Verlagen begünstigt habe.
Die Kommission forderte Google auf, seine Praktiken der Selbstbevorzugung zu beenden und Maßnahmen zu ergreifen, um die aus ihrer Sicht bestehenden Interessenkonflikte entlang der Werbetechnologie-Lieferkette zu beseitigen.
Ein Sprecher der Kommission bestätigte den Erhalt des Abhilfemaßnahmen-Angebots von Google. "Wir werden nun die von Google vorgeschlagenen Maßnahmen analysieren, um zu bewerten, ob sie die Praktiken der Selbstbevorzugung effektiv beenden und die Situation der inhärenten Interessenkonflikte angehen", sagte er.
Google muss Idealo 465 Millionen Schadenersatz zahlen
Google muss dem deutschen Preisvergleichsportal Idealo wegen Kartellverstößen rund 465 Millionen Euro Schadenersatz zahlen. Das hat das Landgericht Berlin entschieden. Die mehrheitlich zum Medienkonzern Axel Springer gehörende Preisvergleichsmaschine hatte Google vorgeworfen, seine marktbeherrschende Stellung als Suchmaschine über Jahre hinweg missbraucht zu haben. Dabei habe der US-Konzern eigene Angebote gegenüber Idealo bevorzugt (Aktenzeichen 16 O 195/19 Kart (2)).
Die zugesprochene Schadenersatzsumme liegt allerdings deutlich unter der Forderung von Idealo. In der Klage hatte die Vergleichs-Suchmaschine ursprünglich 3,5 Milliarden Euro von Google verlangt, als Schadenersatz inklusive Zinsen. Die Klage von Idealo bezog sich auf den Zeitraum von 2008 bis Ende 2023. Für die Jahre 2024 und 2025 könnte Idealo weiteren Schadenersatz verlangen.
107 Millionen Euro Schadenersatz in zweitem Verfahren
In einem ähnlich gelagerten Fall wurde der Producto GmbH (Testberichte.de) ebenfalls ein Schadenersatz in Millionenhöhe zugesprochen. Hier beläuft sich die Summe auf gut 107 Millionen Euro. Beide Urteile sind noch nicht rechtskräftig. Es ist jeweils die Berufung zum Kammergericht Berlin möglich.
Konkret geht es darum, dass Google seinen eigenen Preisvergleichsdienst in den Suchergebnissen bevorzugt und gleichzeitig konkurrierende Angebote benachteiligt hat. Die Klagen stützten sich dabei unter anderem auf die bereits von der EU-Kommission 2017 verhängte hohe Kartellstrafe gegen Google in diesem Bereich.
Im vorbörslichen NASDAQ-Handel zeigt sich die Alphabet-Aktie zeitweise 0,44 Prozent schwächer bei 277,90 US-Dollar.
Von Edith Hancock
DOW JONES / BERLIN (dpa-AFX)
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