"It´s a big delta"

Vanguard Group: Deshalb könnten es US-Aktien in den nächsten zehn Jahren schwierig haben

30.11.18 18:00 Uhr

Vanguard Group: Deshalb könnten es US-Aktien in den nächsten zehn Jahren schwierig haben | finanzen.net

Mit Beginn des vierten Quartals bekamen Anleger die Volatilität des Marktes zu spüren. In den kommenden Jahren könnten harte Zeiten auf die US-Aktienmärkte zukommen - zu diesem Schluss kommt die Vanguard Group.

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Der Oktober dieses Jahres erwies sich einmal mehr als schwarzer Börsenmonat und kostete viele Anlegern nicht nur Nerven, als auf breiter Front deutliche Kursverluste verbucht wurden. So verlor der Dow Jones beispielsweise in diesem Zeitraum über fünf Prozent, der Nasdaq büßte sogar fast zehn Prozent ein. Die jüngste Korrektur entfachte offenbar Zweifel an den US-Aktien: Die Vanguard Group, weltweit der zweitgrößte Vermögensverwalter nach BlackRock, sieht zukünftig anderorts mehr Potenzial.

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Hohe Aktienmarktbewertung in den USA

Im Interview mit dem US-amerikanischen Nachrichtensender CNBC unterbreitet Greg Davis, der Leiter der Investmentabteilung bei der Vanguard Group, die Einstellung des Unternehmens zur Verfassung des US-Aktienmarktes: Annualisiert konnte der Aktienmarkt in den USA während der letzten fünf Jahre zehn Prozent Rendite erbringen, parallel warfen internationale Aktien in diesem Bullenmarkt eine Rendite von um die zwei Prozent ab. Sorgen bereitet dem Finanzdienstleister diesbezüglich vor allem, dass Investoren in den Vereinigten Staaten zu stark in die teilweise hoch bewerteten US-Aktien investiert und deshalb nicht die traditionelle Portfolio-Aufteilung von 60 US-Aktien neben 40 Prozent Rentenpapiere berücksichtigt haben könnten. Hinsichtlich einer möglichen Verschiebung dieses Verhältnisses unter den gegebenen Rahmenbedingungen erläutert der Vanguard-CEO Tim Buckley im Gespräch mit CNBC: "Wenn Sie mit höheren Bewertungen beginnen, erzielen Sie nur niedrigere Renditen. […] Wir hatten aufgeschäumte Bewertungen gegenüber einfach hohen Bewertungen heute", nachdem die Märkte von ihren Höchstständen zurückgekommen sind.

Verlangsamung der Wirtschaft in den Vereinigten Staaten?

Der Finanzdienstleister geht zwar nicht davon aus, dass die US-Wirtschaft in naher Zukunft zusammenbrechen wird, aber sieht im kommenden Jahr eine Verlangsamung des Gewinnwachstums. Kurzfristig könnte sich laut Vanguard diese Entwicklung zuspitzen, wenn die belastenden Faktoren anhalten, wie dem Bericht von CNBC zu entnehmen ist. Allein das Abwenden eines Handelskrieges inklusive einer Einigung zwischen China und den USA könnte diese Prognose wohl ändern. Davis weist unter anderem darauf hin, dass in etwa einem Jahr die Vorteile der Steuersenkung nicht mehr so deutlich spürbar sein dürften. Eine Rezession erwartet der Vermögensverwalter in nächster Zeit trotz allem nicht. Für den Fall, dass die US-Notenbank Federal Reserve eine restriktive Geldpolitik beibehalten sollte, sieht die Vanguard Group allerdings ab dem Jahr 2020 ein erhöhtes Risiko für solch eine Bewegung.

"Wenn wir einen Handelsdeal bekommen, werden wir dunkle Wolken aufbrechen sehen", prophezeit der Vanguard-CEO Buckley im Interview und bezeichnet den Handelskonflikt als große Last für die Aktienmärkte. Er geht davon aus, dass Anleger im Jahr 2019 - bei einem ausgeglichenen Portfolio - auf eine Rendite von fünf Prozent hoffen dürfen.

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Andere Aktien werden besser performen

In den kommenden Jahren erwartet die Vanguard Group einen Rückgang der Rendite bei US-Aktien, erklärte der leitende CIO des Finanzdienstleisters gegenüber CNBC. Für das kommende Jahrzehnt geht die Vanguard Group davon aus, dass sich die Rendite aufs Jahr gerechnet auf um die vier Prozent belaufen wird. Demgegenüber steht eine deutlich höhere Aussicht bei Aktien aus dem Ausland: Der US-Vermögensverwalter sieht hier eine Rendite bei 7 bis 7,5 Prozent - die ausländischen Wertpapiere dürften die US-Aktien laut Vanguard also um mindestens drei Prozent schlagen: "Es ist ein großes Delta zwischen diesen beiden", so Davis im Interview mit dem US-Nachrichtensender.

Neuer Trend außerhalb der USA?

Der Finanzdienstleister steht mit seiner Einschätzung nicht alleine: Auch die US-amerikanische Investmentbank Morgan Stanley sieht in naher Zukunft außerhalb des heimischen Aktienmarktes mehr Potenzial und zeigt Anlegern im "Global Strategy Outlook" Investmentmöglichkeiten, bei denen im Jahr 2019 eine stärkere Performance als bei US-Vermögenswerten erwartet wird.

Der Trend könnte sich also in nächster Zeit tatsächlich allmählich vom US-Aktienhype abwenden - dieser wurde während der letzten Jahre insbesondere von den FAANG-Aktien angeführt. Doch die Hochzeiten der beliebten Aktiengruppe könnten bereits verblasst sein.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: SergeyP / Shutterstock.com, Ioana Davies (Drutu) / Shutterstock.com

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