Börse Frankfurt-News: "Senkungen um 50 Basispunkte wohl nicht neues Tempo der Fed"

20.09.24 15:48 Uhr

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die erste US-Zinssenkung seit 2019 fiel größer aus als erwartet, Folgen hatte das am Anleihemarkt aber nicht. Um die Autobranche ist es stiller geworden. Für Unruhe sorgte die Gewinnwarnung von Südzucker.

20. September 2024. Die Aktienmärkte haussierten, die Anleihemärkte zeigen sich unentschlossen: Dass die US-Notenbank am Mittwoch die Zinsen gesenkt hat, blieb hier ohne große Auswirkungen. Es war gleich ein großer Schritt von 50 Basispunkten - mehr als von den meisten erwartet worden war. Ein klares Signal über das weitere Vorgehen blieb aber aus.

"Die Fed hält den Kampf gegen die überhöhte Inflation offensichtlich für gewonnen", erklärt Analyst Bernd Weidenstein von der Commerzbank. Damit rücke der zweite Teil des Fed-Mandats in den Mittelpunkt: der höchstmögliche Beschäftigungsstand. Fed-Chef Powell halte einen Abschwung der US-Wirtschaft allerdings für nicht wahrscheinlich. "Man sollte daher auch nicht davon ausgehen, dass Senkungen um 50 Basispunkte jetzt das neue Tempo der Fed sind."

Normalisierung der Zinskurve

Zehnjährige Bundesanleihen rentieren am Freitagmorgen mit 2,18 nach 2,15 Prozent vor einer Woche. US-Treasuries gleicher Laufzeit werfen aktuell 3,70 Prozent ab nach 3,65 Prozent vergangenen Freitag. "Am langen Ende hat sich die US-Leitzinssenkung kaum bemerkbar gemacht, dafür am kurzen Ende", stellt Arthur Brunner von der ICF Bank fest. Die Deutsche Bank spricht von einer Normalisierung der Zinsstrukturkurve: "Die Renditen zweijähriger US-Staatsanleihen liegen jetzt so deutlich unterhalb derjenigen der zehnjährigen wie zuletzt im Frühjahr 2022." Die Zinsen für die kürzere Laufzeit hatten lange über denen für die längere gelegen, was untypisch ist.

Autobauer stabilisieren sich, Sturz bei Südzucker

Im Handel mit Unternehmensanleihen hat der Druck auf die Autobranche nachgelassen. "Die Lage hat sich beruhigt, sowohl bei den Autobauern als auch den Zulieferern", berichtet Marcus Mielert, der für Oddo BHF Anleihen handelt. "Bei den Auto-Anleihen tut sich herzlich wenig", stellt Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank fest. Kleinere Verkäufe meldet er für die im Januar begebene Sixt-Anleihe, die bis 2029 läuft und einen Kupon von 3,75 Prozent bietet (DE000A3827R4). In den Vorwochen hatten die VW-Krise und die BMW-Rückrufaktion für Abgaben gesorgt.

Steil nach unten ging es nach einer Gewinnwarnung für Papiere von Südzucker (XS0222524372), wie Brunner berichtet. "Die Umsätze waren sehr hoch." Der Kurs fiel 102 Prozent auf im Tief 90 Prozent, aktuell sind es wieder 94,6 Prozent. Gut nachgefragt seien Anleihen von Süßwarenhersteller Katjes International (NO0012888769) sowie - nach einem kurzen Rücksetzer - auch Papiere des Projektentwicklers für Wind- und Solarparks ABO Energy (DE000A3829F5).

Beliebt: Neues von MTU und Mutares

"Ständig gekauft" wird laut Daniel der neue Bond von MTU Aero Engines mit 3,875 Prozent bis 2031 (XS2887896574). Seit dieser Woche neu im Handel ist Daniel zufolge eine Anleihe der RCI Banque (Renault Credit International) mit Kupon von 3,875 Prozent und Laufzeit bis 2030 (FR001400SSO4). "Leider hat sie noch keine Beachtung unter Anlegern gefunden." Brunner sieht gute Umsätze in der neuen Anleihe von Mutares mit 9,73 Prozent bis 2029 (NO0013325407). "Die wird nach kurzem Rücksetzer jetzt wieder um 100 Prozent gehandelt."

Rückläufige Türkei-Inflation lockt

Außerdem beliebt: Papiere in türkischen Lira, etwa eine Nullkupon-Anleihe der European Bank for Reconstruction and Development mit Laufzeit bis 2030 (XS2712548655) oder, vom selben Emittenten, mit Kupon von 28 Prozent und Laufzeit bis 2027 (XS2537091899), wie Daniel beobachtet. Die Rendite liegt aktuell bei 47,8 beziehungsweise 34,5 Prozent. Die Inflation in der Türkei ist immer noch extrem hoch, ist aber zuletzt zurückgegangen. Im August lag sie bei 52 Prozent, nach 72 Prozent im Juni und 62 Prozent im Juli.

Von Anna-Maria Borse, 20. September 2024, © Deutsche Börse

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)