Bundesbankpräsident rechnet nicht mit schnellen Zinssenkungen

18.09.24 13:14 Uhr

FRANKFURT (dpa-AFX) - Bundesbankpräsident Joachim Nagel rechnet nicht mit schnellen Zinssenkungen in der Eurozone. Seiner Einschätzung nach gilt es als sicher, dass "die Leitzinsen nicht so schnell und stark runtergehen, wie sie raufgegangen sind", sagte Nagel am Mittwoch laut Redetext auf einer Veranstaltung in Frankfurt. Weil die weiteren Zinsentscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) von der Entwicklung der Konjunkturdaten abhängig seien, "können die Zeitabstände zwischen den potenziellen Schritten variieren".

Das EZB-Ratsmitglied Nagel machte zudem deutlich, dass der geldpolitische Kurs "hinreichend straff" bleiben müsse, damit die Inflationsrate mittelfristig zum anvisierten Ziel zurückkehre. Die EZB sieht die Preisstabilität bei einer Teuerung von mittelfristig zwei Prozent als gewährleistet an.

Im Kampf gegen die sehr hohe Inflation mit Jahresraten von über zehn Prozent im Jahr 2022 hatte die EZB die Leitzinsen im Verlauf eines Jahres bis Mitte 2023 stark erhöht. Nachdem sich die Inflation dann im vergangenen Jahr abgeschwächt hatte, begann die EZB im Juni die Zinswende. Auf der Septembersitzung senkte die Notenbank den derzeit wichtigsten Leitzins, den Einlagensatz, zum zweiten Mal in diesem Jahr um 0,25 Prozentpunkte.

Zuletzt lag die Inflation in der Eurozone im August bei 2,2 Prozent. Nagel verwies in seiner Rede auf einen "nur langsam nachlassenden Lohndruck". Daher sei der Rückgang der Inflation in den vergangenen Monaten "zäh" verlaufen. Hinzu komme, dass der Rückgang der Teuerung hauptsächlich auf einem Rückgang der Energiepreise basiere. "Aktuell ist die Inflation noch nicht da, wo wir im EZB-Rat sie haben wollen", sagte Nagel.

Nach Einschätzung des Bundesbankpräsidenten konnte die Wirtschaft im Euroraum in der ersten Jahreshälfte etwas Tritt fassen. Allerdings sei der Ausblick insbesondere wegen des weiter angespannten geopolitischen Umfelds unsicher. Auch mit dem Wahlausgang in den USA sind nach Einschätzung von Nagel wirtschaftliche Unsicherheiten verbunden. Zudem machte Nagel deutlich, dass die konjunkturelle Schwäche in Deutschland die Entwicklung in der Eurozone insgesamt belaste./jkr/jha/