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Kerninflation - ein Maß in der die schwankungsreichen Preise für Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak ausgeklammert bleiben - befinde sich nach wie vor auf einem außergewöhnlich hohen Niveau, sagte Schnabel am Dienstag auf einem Webinar der Nichtregierungsorganisation Finanzwende. "Und das sind eben Inflationsmaße, die eine sehr viel höhere Persistenz aufweisen und deshalb sind die besonders entscheidend für die Entwicklung der Inflation auf mittlere Sicht." Auf diese Zahlen blicke die Europäische Zentralbank (EZB) ganz besonders.
Die allgemeine Inflation war zwar im Euroraum im Zuge eines zuletzt nachlassenden Preisschubs bei Energie von 9,2 im Dezember auf 8,5 Prozent im Januar gesunken. Dies war bereits der dritte Rückgang in Folge. Das mittelfristige EZB-Ziel von zwei Prozent liegt damit aber immer noch weit entfernt. Die Kerninflation verharrte im Januar auf dem Dezemberwert von 5,2 Prozent. Die Euro-Notenbank, die im Juli die Zinswende vollzogen hatte, hob am Donnerstag die Zinsen erneut an um 0,50 Prozentpunkte und stellte zugleich eine weitere Zinserhöhung um ebenfalls 0,50 Prozentpunkte im März in Aussicht. Was danach geschehen soll, ist allerdings noch offen.
"Meine zentrale Sorge ist nach wie vor, dass die Inflation mittelfristig zu hoch bleibt", sagte Schnabel. Die EZB habe die Zinsen zwar bereits sehr deutlich angehoben. "Aber wir kamen natürlich auch von einem sehr niedrigen Niveau", fügte sie hinzu. Und mit der sehr hohen Inflation seien real die Zinsen immer noch vergleichsweise niedrig. Die EZB habe bereits kommuniziert, dass sie mit den Zinsen in einen restriktiven Bereich gelangen müsse, sagte die Volkswirtin. Darunter wird von Ökonomen ein Zinsniveau verstanden, das eine Volkswirtschaft bremst. Wie weit die EZB die Sätze möglicherweise noch anzuheben vorhabe, sagte Schnabel nicht.
Der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagensatz, den Finanzinstitute für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt mittlerweile bei 2,50 Prozent. An den Finanzmärkten wird derzeit davon ausgegangen, dass die EZB den Satz noch auf ein Niveau von 3,25 bis 3,50 Prozent anheben könnte.
Knot: Zinserhöhung im März nicht der Endpunkt
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nach Einschätzung des niederländischen Notenbankchefs Klaas Knot im Kampf gegen die Inflation von ihrem Zinserhöhungskurs wohl auch nach dem März nicht abrücken.
Der Zinspfad danach sei zwar mehr unsicher, sagte das Knot am Donnerstag in einem Webcast von MNI Market News laut Redetext. Er halte es aber für "hochgradig unwahrscheinlich, dass die März-Anhebung unser Endpunkt sein wird". Es sei noch eine Wegstrecke zu gehen. "Und wenn der zugrundeliegende Inflationsdruck nicht deutlich nachlässt, könnte die Beibehaltung des derzeitigen Erhöhungstempos in den Mai hinein durchaus gerechtfertigt bleiben."
Die EZB hatte im Juli angesichts einer hochschießenden Inflation die Zinswende vollzogen. Am Donnerstag zog sie die Zinsen wie schon im Dezember um 0,50 Punkte an und stellte zugleich eine weitere Erhöhung um ebenfalls einen halben Punkt im März in Aussicht. Wie es danach weitergehen soll, ist offen. Die Inflation war zwar im Euro-Raum dank eines sich abschwächenden Preisschubs bei Energie im Januar von 9,2 auf 8,5 Prozent zurückgegangen. Die Kerninflation, in der schwankende Preise für Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak ausgeklammert sind, verharrte im Januar indes auf dem Dezember-Wert von 5,2 Prozent. Dies bereitet vielen Währungshütern Sorge.
Je stärker die kumulativen Folgen der Straffung zu spüren sein würden, desto wichtiger werde die Feinabstimmung der Schritte, sagte Knot. "Sobald wir eine klare und entscheidende Wende in der Dynamik der Kerninflation sehen, erwarte ich daher, dass wir zu kleineren Schritten übergehen."
Frankfurt (Reuters)
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