Die First Abu Dhabi Bank (FAB) aus dem gleichnamigen Golf-Emirat bestätigte am Donnerstag zwar, sie habe eine Übernahme des Londoner Rivalen geprüft, der einen großen Teil seines Geschäfts in Asien, Afrika und dem Nahen Osten erwirtschaftet. Die Prüfung sei aber in einem "sehr frühen Stadium" gewesen, inzwischen habe man von den Plänen Abstand genommen, erklärte die größte Bank in den Emiraten. Die Überlegungen reichten allerdings aus, um die Aktie von StanChart um bis zu 20 Prozent nach oben schießen zu lassen. Am Nachmittag lag sie noch acht Prozent im Plus.
StanChart wurde zuletzt an der Londoner Börse mit rund 19 Milliarden Pfund (umgerechnet 21,5 Milliarden Euro) bewertet. Die Bank wollte sich zu der Mitteilung nicht äußern. Nach den in London und Hongkong geltenden Börsenregeln darf FAB nach der Erklärung für sechs Monate keinen neuen Anlauf starten - es sei denn, ein anderer Bieter träte auf den Plan oder der StanChart-Vorstand würde einem Übernahmeangebot zustimmen.
Standard Chartered, der heimische Erzrivale von HSBC, sei angesichts der niedrigen Börsenbewertung und der Kapitalposition eigentlich ein attraktives Ziel, sagte Goodbody-Analyst John Cronin. Doch dürften sich die US-Behörden gegen die Übernahme einer Bank sperren, die im Dollar-Clearing eine so große Rolle spielen, womit eine Transaktion schwer umsetzbar wäre. Zudem drohten einer fusionierten Bank strengere Eigenkapitalauflagen als FAB bisher, hieß es in Finanzreisen - zumal StanChart von den Aufsehern zum Kreis der weltweit systemrelevanten Banken gezählt wird.
Standard Chartered ist mit 85.000 Mitarbeitern in 59 Ländern weltweit vertreten. Vorstandschef Bill Winters hatte zunächst viel Zeit damit verbracht, die Bilanz zu sanieren und Tausende Stellen zu streichen, was die Wachstumsaussichten bremste. Die Bank war in den vergangenen Jahren immer wieder das Ziel von Übernahmespekulationen. Dabei wurden auch der britische Rivale Barclays und die US-Großbank JPMorgan als Interessenten gehandelt. Ihre Ausrichtung auf Schwellenländer und Wachstumsregionen mache StanChart zu einem strategischen Übernahmeziel, erklärte Volkswirt Szuart Cole von Equiti Capital.
Die First Abu Dhabi Bank war 2016 aus dem Zusammenschluss der National Bank of Abu Dhabi und der First Gulf Bank entstanden. Die Hälfte ihrer Einlagen stammt von der Regierung des Golf-Emirats, insgesamt kommt sie auf eine Bilanzsumme von 1,15 Billionen Dirham (rund 320 Milliarden Euro). An der Börse wird sie mit rund 49 Milliarden Euro bewertet. Die Staaten am Golf profitieren von dem Boom, der von den steigenden Öl- und Gaspreisen im Zuge des Ukraine-Krieges ausgelöst wurde. Investoren aus der Region sind auf der Suche nach Übernahmezielen weltweit. Die Saudi National Bank war im Oktober mit 1,5 Milliarden Dollar bei der angeschlagenen Credit Suisse eingestiegen.
In London legt die Aktie der Standard Chartered zeitweise um 7,63 Prozent auf 7,11 Pfund zu.
Dubai/London (Reuters)
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