Das Auto zum wertvollsten Internet-Device zu machen, bedeute einen größeren Umbruch für die Industrie als der Umschwung zu Elektroautos, sagte Diess am Freitag beim virtuellen Autogipfel des "Handelsblatts". "Der Kampf um die Hoheit kommt in eine neue Phase." Die
Google-Tochter Waymo dringe "mit Vehemenz und Beherrschungsanspruch in unsere Steuerungsarchitektur" ein.
Mit Blick auf den US-Elektroautopionier ergänzte er: "Tesla ist das weltweit größte neuronale Netz, das Woche für Woche Autofahren besser lernt. Bisher haben wir als deutsche Autoindustrie, Zulieferer und Hersteller, dem wenig entgegenzusetzen." Tesla habe eine neue Art, mit dem Auto umzugehen, indem der Konzern ständig Daten sammele und Fahrfunktionen verändert würden. Volkswagen wolle bis 2023/24 in der Lage sein, hier mit Tesla gleichzuziehen.
VW-Chef fordert von Zulieferern Engagement bei Batteriezellen
Deutsche Autozulieferer sollten nach Auffassung von Volkswagen-Chef Herbert Diess stärker in Batteriezellen für Elektroautos investieren.
"Ich bin nach wie vor der Meinung, dass es ein Betätigungsfeld wäre für die deutschen Zulieferer", sagte Diess am Freitag beim virtuellen Autogipfel der Zeitung "Handelsblatt". Die Zelltechnik werde noch dramatisch verbessert. "Deutschland könnte eine führende Rolle spielen, wenn wir uns endlich entschließen würden." Er sei "ein bisschen enttäuscht", dass Volkswagen Milliarden in den Aufbau einer Zellfertigung mit dem schwedischen Start-up Northvolt stecken müsse. "Das wäre natürlich sehr viel leichter mit Partnern aus der deutschen Zulieferindustrie."
Trotz staatlicher Anschubhilfe beherrschen in Europa weiterhin die Zellproduzenten aus Asien wie CATL aus China oder Samsung und LG Chem aus Südkorea den Markt und ziehen Fabriken hoch. Europäische Hersteller spielen im Massengeschäft mit Zellen für E-Autobatterien kaum eine Rolle und konzentrieren sich auf Spezialprodukte für Nutzfahrzeuge zum Beispiel. Der weltweit größte Autozulieferer Bosch hatte sich gegen einen Einstieg in die Zellfertigung entschieden, weil er im Wettbewerb mit den Asiaten keine ausreichenden Gewinnchancen sah. Daimler beschränkt sich auf Zellforschung, um als Einkäufer bei den asiatischen Herstellern die technischen Anforderungen bestimmen und kontrollieren zu können. Politik und Gewerkschaften forderten lange, hier umzudenken, weil mit dem Ausstieg aus Verbrennungsmotoren viele Arbeitsplätze verloren gehen. Die Industrie hielt dem entgegen, in den hochautomatisierten Zellfabriken gäbe es nicht viele Jobs.
Volkswagen betreibt Zell- und Batterieproduktion in Salzgitter. Ab 2025 brauche VW für das wachsende E-Auto-Angebot zwei zusätzliche Giga-Zellfabriken, sagte Diess. Das sei eine erneute große Chance für den Umbau der Zulieferindustrie.
Via XETRA fiel die VW-Aktie am Freitag um 2,03 Prozent auf 133,16 Euro.
Frankfurt (Reuters)
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