ROUNDUP/Verbände: Wolf nicht ins Jagdrecht aufnehmen
BERLIN (dpa-AFX) - Angesichts der jüngsten Zahlen zu Wolfsvorkommen in Deutschland warnen Tier- und Naturschützer davor, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen. "Es gibt keinerlei fachliche Grundlage, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen oder seine reguläre Bejagung zu fordern", betonte der Deutsche Tierschutzbund. Solche Vorschläge seien rein politisch motiviert und gefährdeten die Akzeptanz des Artenschutzes.
Der Jagdverband (DJV) widersprach. "Allein im Jahr 2023 haben Wölfe knapp 6.000 Schafe, Ziegen, Kühe und sogar Pferde verletzt oder getötet. Es ist unverständlich, dass gerade der Deutsche Tierschutzbund dieses immense Tierleid ignoriert", sagte Verbandspräsident Helmut Dammann-Tamke. "Der Gesetzgeber muss jetzt dafür sorgen, dass künftig Entnahme und Bejagung des Wolfs über das Bundesjagdgesetz rechtssicher möglich sind."
Im Monitoringjahr 2024/25 wurden nach Daten der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) in den Bundesländern insgesamt 276 Territorien bestätigt: 219 Wolfsrudel, 43 Wolfspaare und 14 territoriale Einzeltiere. Die meisten Wolfsterritorien gab es demnach in Niedersachsen (63) und in Brandenburg (60) - gefolgt von Sachsen (46), Sachsen-Anhalt (38) und Mecklenburg-Vorpommern (34).
Vorkommensgebiet um knapp 5 Prozent vergrößert
Im Vergleich zum Vorjahr gibt es laut DBBW keine wesentlichen Änderungen beim Wolfsvorkommen in Deutschland. Mit Wissensstand November 2024 wurden im Monitoringjahr zuvor 274 Territorien (209 Rudel, 46 Paare und 19 Einzeltiere) nachgewiesen. Das Vorkommensgebiet habe sich um knapp 5 Prozent vergrößert.
Die EU-Staaten hatten den Schutzstatus des Wolfs im Sommer von "streng geschützt" auf "geschützt" gesenkt und damit die Voraussetzung für Änderungen im Jagdrecht geschaffen. Erst kürzlich hatten sich die federführenden Bundesministerien für Umwelt und für Landwirtschaft darauf verständigt, dass ein Abschuss von Wölfen in Deutschland zum Schutz von Weidetieren leichter möglich werden soll. Eine endgültige Vereinbarung der gesamten Bundesregierung steht aber noch aus. Auch der Bundestag müsste zustimmen.
Tierschützer: Zahlen widerlegen "explodierenden Wolfsbestand"
"Die neuen Zahlen widerlegen einmal mehr das Schreckensbild vom "explodierenden Wolfsbestand". Der Wolf hat in Deutschland seinen Platz gefunden - und das ist ein Erfolg des Artenschutzes", so der Deutsche Tierschutzbund.
Marie Neuwald vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) sagte, der Wolf sei ein Tier, "das nach Jahrhunderten in unsere Landschaft zurückgekehrt ist und hier seinen Platz gefunden hat". "Eine Aufnahme ins Jagdrecht wäre eine politische Fehlentscheidung, die uns bei der Akzeptanz und Koexistenz mit dem Wolf um Jahre zurückwerfen könnte."/asn/DP/he