Ökonomen sehen nur leichten Rückgang der deutschen Inflation im April

Der Inflationsdruck in Deutschland hat nach Prognosen von Ökonomen im April nur minimal nachgelassen.
Die Verbraucherpreise dürften um durchschnittlich 7,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen sein, sagten die von der Nachrichtenagentur Reuters befragten Volkswirte von 21 Banken im Schnitt voraus. Das wäre der niedrigste Stand seit August 2022. Im März war die Teuerungsrate deutlich auf 7,4 Prozent gefallen, nachdem sie im Januar und Februar noch bei jeweils 8,7 Prozent gelegen hatte. Am Freitag will das Statistische Bundesamt eine erste offizielle Schätzung für die Teuerung im April veröffentlichen.
"Einen großen Dämpfer bei der Inflation werden wir wohl nicht sehen", sagte der Chefvolkswirt der NordLB, Christian Lips, mit Blick auf den zu Ende gehenden Monat. "Preistreiber bleiben die Nahrungsmittel." Hier gebe es noch keine nachhaltige Entspannung. Hinzu komme, dass Pauschalreisen in dem von den bundesweiten Osterferien geprägten Monat April deutlich teurer geworden sein dürften.
Die meisten Experten gehen aber davon aus, dass die Inflationsrate in den kommenden Monaten stärker nachgeben wird. So hat der Preisdruck auf den vorgelagerten Stufen - nämlich den Einfuhr-, Großhandels- und Erzeugerpreisen - bereits deutlich nachgelassen. Das ist für den wissenschaftlichen Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) "ein weiteres Indiz, dass der Inflationsdruck deutlich und zügig abnimmt". Das sieht NordLB-Chefökonom Lips ähnlich: "Ab Mai dürfte die Inflation dann stärker nachlassen. Bis zum Jahresende könnten wir uns in Richtung drei Prozent bewegen".
Ein Risiko bleiben nach Einschätzung vieler Ökonomen die jüngsten hohen Tarifabschlüsse, etwa für die 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Ländern. Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer geht davon aus, "dass die Kommunen einen Teil der gestiegenen Arbeitskosten durch höhere Gebühren an die Bürger weitergeben werden - ähnlich agieren die Unternehmen." Sein Fazit lautet daher: "Das Inflationsproblem ist noch lange nicht gelöst".
Berlin (Reuters)
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