ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Eurozone-Produktion fällt im Juli
Die Industrieproduktion in der Eurozone ist im Juli gesunken, was den bescheidenen Wirtschaftsaufschwung erneut belastet und teilweise auf die anhaltend hohen Zinsen zurückzuführen ist. Wie die Statistikbehörde Eurostat mitteilte, sank die Produktion (ohne Bauwirtschaft) gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 0,3 Prozent. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen Rückgang in dieser Höhe erwartet. Im Vergleich zum Vorjahr lag die Industrieproduktion um 2,2 Prozent niedriger. Volkswirte hatten mit einem Rückgang um 3,0 Prozent gerechnet.
Regierung: Konjunkturerholung dürfte wohl erst gegen Jahresende eintreten
Die Bundesregierung rechnet erst gegen Jahresende mit einem Aufschwung. "Die deutsche Wirtschaft befindet sich zu Beginn des dritten Quartals weiterhin in einer Stagnation", betonte das Bundeswirtschaftsministerium in seinem Monatsbericht. Rückläufige Auftragsbestände und eine tendenziell weiter schwache Auftragslage dämpften die exportorientierte Industrie. Auch bei den konsumnahen Dienstleistungsbereichen Handel, Verkehr, Gastgewerbe werde die Lage weiter ungünstig beurteilt. Trotz der rückläufigen Inflation und der deutlich gestiegenen Kaufkraft im Zuge der höheren Reallöhne habe sich die Stimmung bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern eingetrübt.
Habeck: Strukturelle Ursachen für Wirtschaftsschwäche immer stärker sichtbar
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sieht die deutsche Wirtschaft aktuell unter strukturellen Problemen leiden, die man gemeinsam angehen müsse. Er appellierte an die Union, die Wachstumsinitiative der Bundesregierung zu unterstützen, um so die Konjunktur zu stärken. Die konjunkturelle Wirtschaftsschwäche, deren Hauptauslöser laut Habeck der Wegfall des russischen Gases war, sei im Wesentlichen "erfolgreich bekämpft" worden. Nun aber machten sich strukturelle Probleme, wie etwa fehlende Innovationskraft, fehlende Arbeitnehmerpotenziale, fehlende Anreize für Investitionen und fehlende Infrastruktur bemerkbar.
Spahn: Ampel an Rezession schuld - grünes Wirtschaftswunder ist Bedrohung
Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Jens Spahn (CDU), hat der Bundesregierung vorgeworfen, mit ihrer Wirtschaftspolitik Deutschland in die Rezession geführt zu haben. Das angekündigte grüne Wirtschaftswunder sei inzwischen zur Bedrohung geworden. Der Fokus auf eine transformative Angebotspolitik setze einzig auf die grüne Transformation mithilfe staatlicher Investitionen, staatliche Regulierung und Bürokratie.
DZ Bank: US-Daten sprechen gegen großen Zinsschritt
Die Geldmärkte sind nach wie vor geteilter Meinung über den Umfang der ersten Zinssenkung der Federal Reserve - entweder 25 und 50 Basispunkte - aber es gibt mehrere Gründe, warum die Fed keinen großen Schritt machen sollte, meint Birgit Henseler, Analystin der DZ Bank. "Weder die Arbeitsmarktdaten noch die jüngste Veröffentlichung der Inflationsrate deuten auf die Notwendigkeit einer starken Zinssenkung hin", schreibt sie in einer Mitteilung. Die Situation am Arbeitsmarkt deute eher auf eine konjunkturelle Abkühlung als auf einen Konjunktureinbruch hin, während sich die Kerninflationsrate aufgrund höherer Kosten für Wohnen und andere Dienstleistungen zuletzt als etwas hartnäckiger erwiesen habe, als viele Marktteilnehmer erwartet hätten.
Russische Notenbank erhöht Leitzins um 100 Basispunkte
Die russische Zentralbank hat zum zweiten Mal in Folge den Leitzins erhöht, um den Anstieg der Inflation einzudämmen, der durch die Abzweigung von Arbeitskräften und anderen Ressourcen zur Aufrechterhaltung des Krieges mit der Ukraine verursacht wurde. Die Notenbank hob ihren Leitzins von 18,00 auf 19,00 Prozent an, was deutlich über dem Tiefststand von 7,50 Prozent Mitte 2023 und nahe dem Höchststand von 20,00 Prozent liegt, der unmittelbar auf den Einmarsch in die benachbarte Ukraine im Februar 2022 folgte.
ANZ: China könnte Konjunkturpaket, Zinssenkung auf den Weg bringen
Nach Aussage von Ökonomen von ANZ Research könnte die chinesische Regierung bald ein Konjunkturpaket veröffentlichen, da sich das Wirtschaftswachstum in letzter Zeit deutlich abgekühlt hat. Die Ökonomen schreiben in einer Research Note, dass das Paket angesichts mangelnder finanzieller Ressourcen der lokalen Regierungen wahrscheinlich auf fiskalische und geldpolitische Maßnahmen der Zentralregierung setzen werde. ANZ prognostiziert, dass die People's Bank of China (PBOC) die Mindestreservesätze um 50 Basispunkte, den einjährigen MLF-Satz um 20 Basispunkte und den 7-Tage-Reverse-Repo-Satz um 10 Basispunkte senken könnte. Die chinesischen Behörden könnten darüber hinaus Steuern und Hypothekenzinsen senken.
IMK: Neue EU-Fiskalregeln könnten Investitionsschwäche verschärfen
Die neuen EU-Fiskalregeln könnten laut einer Studie dem eigentlichen Ziel zuwiderlaufen, den EU-Staaten größeren Spielraum für Investitionen zu geben und die bestehende Investitionsschwäche sogar verschärfen. Einige europäische Länder wie Frankreich, Italien und Spanien könnten in den kommenden Jahren aufgrund einer "teilweise problematischen Methodik der Regeln" zu erheblichen Einsparungen gezwungen sein, so die Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung.
ZDF-Politbarometer: AfD könnte in Brandenburg stärkste Partei werden
Bei der Landtagswahl in Brandenburg hat die AfD laut ZDF-Politbarometer die Chance, stärkste Partei im Land zu werden und die SPD auf Platz zwei zu verweisen. Würde schon am kommenden Sonntag gewählt, käme die SPD demnach auf 26 Prozent, die AfD auf 29 Prozent, die CDU auf 15 Prozent, die Grünen lägen bei 5 Prozent, Linke und BVB/FW wären mit jeweils 3 Prozent nicht mehr im künftigen Landtag vertreten, das BSW käme auf 14 Prozent. Falls die Grünen die Fünf-Prozent-Hürde schaffen, könnte es knapp für die Fortsetzung der jetzigen Regierung aus SPD, CDU und Grünen reichen.
Trump-Vertraute planen Privatisierung von Fannie Mae und Freddie Mac - Kreise
Politische Verbündete des US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trumps wollen erneut einen Versuch zur Neuordnung des amerikanischen Hypothekenmarktes unternehmen. Vertreter der einstigen Trump-Administration und Banker führen nach Angaben von Insidern seit mindestens dem vergangenen Frühjahr Gespräche darüber, wie die staatliche Kontrolle über die beiden Hypothekenfinanzierungsgiganten Fannie Mae und Freddie Mac beendet werden könnte. Die Runde sucht demnach auch den Rat von Investmentmanagern, wie ein solches Geschäft strukturiert werden könnte.
DJG/DJN/apo
(END) Dow Jones Newswires
September 13, 2024 07:30 ET (11:30 GMT)