Moody's: Europa stärker betroffen von nächstem Abschwung

Europa ist nicht in der Lage, einen weiteren drastischen Konjunktureinbruch, der das Finanzsystem belastet, zu bewältigen.
Zu dieser Einschätzung kommt die Ratingagentur Moody's in einer Studie. Das gelte, obwohl die Emittenten aus Sicht der Agentur seit dem letzten Abschwung von einem günstigen Bonitätsumfeld profitiert und die Banken ihre Bilanzen gekräftigt hätten.
Zwar habe sich seit 2008 Einiges verbessert. Europa bleibe jedoch wirtschaftlich anfällig, denn die Schuldenstände seien höher, es gebe weniger Möglichkeiten, die konjunkturelle Erholung zu stützen, die Assetpreise befänden sich auf Rekordhöhe, politische und regulatorische Risiken nähmen zu, und neue Technologien würden Störpotenzial für die bisherigen Geschäftsmodelle in immer mehr Branchen bergen. Alles in allem gebe es immer weniger Handlungsspielraum, um die Folgen eines weiteren Abschwungs abzufedern.
Die Verschuldung der privaten Haushalte befinde sich seit zehn Jahren auf einem historischen Höchststand, was viele Emittenten anfälliger mache, sollten die Zinsen drastisch ansteigen und hoch bleiben. Die hohe und steigende Verschuldung der öffentlichen Haushalte führe außerdem dazu, dass eine Reihe europäischer Staaten für die nächste Rezession und die finanziellen Auswirkungen einer alternden Bevölkerung anfällig seien.
Die von Regierungen und Notenbanken im letzten Abschwung getroffenen Maßnahmen zur Stützung der wirtschaftlichen Erholung hätten die verfügbaren Optionen eingeschränkt, um dem nächsten Konjunktureinbruch zu begegnen. Geldpolitische Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur zeigten immer weniger Erfolg, und auch die wiederkehrenden Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung auf regionaler und kommunaler Ebene erschwerten die Erzielung weiterer Einsparungen. Hinzu komme, dass die Wirtschaft weiterhin nur schleppend wachsen werde, was das Tempo einer konjunkturellen Erholung nach einer Rezession begrenzt.
Erhöhte Kurse würden zudem bedeuten, dass manche Vermögenswerte und Finanzmärkte mit dem Risiko einer plötzlichen Korrektur konfrontiert seien, sollten die Zinsen rasch und stärker als von den Marktteilnehmern erwartet steigen. Niedriges Wachstum und die nach wie vor hohe Arbeitslosigkeit in manchen Staaten förderten die wirtschaftliche Unsicherheit und stärkten Bewegungen, die sich gegen das "Establishment" richten, die weiteren Zulauf erhalten könnten, falls eine neuerliche Krise ausbricht. Selbst "Mainstream-Politiker" könnten die als bislang sicher geltende Unterstützung versagen oder zusätzliche protektionistische Maßnahmen ergreifen.
FRANKFURT (Dow Jones)
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