Ökonomen-Barometer: Flexi-Rente ist das Mittel der Wahl
Wahljahr 2017: Im Ökonomen-Barometer plädieren Volkswirte für Familiensplitting, Flexi-Rente - und für ein beherztes Ausmisten im Dickicht bestehender Leistungen.
von W. Ehrensberger, €uro am Sonntag
Führende Ökonomen sehen Steuervergünstigungen als das Mittel der Wahl an, wenn Familien stärker gefördert werden sollen. Manche Experten wie Bernd Genser von der Uni Konstanz oder Gesamtmetall-Chefvolkswirt Michael Stahl halten es jedoch für sinnvoller, "zunächst das Dickicht der bestehenden Förderungen zu lichten und auf Effizienz zu überprüfen", so Stahl.
In der Rentenpolitik spricht sich jeder Zweite der Befragten für die sogenannte Flexi-Rente mit flexiblem Renteneintrittsalter und festgelegten Abschlägen aus. 13 Prozent sind für eine komplette Abschaffung des gesetzlichen Rentenalters. Das sind Ergebnisse der April-Umfrage im Ökonomen-Barometer von €uro am Sonntag und dem Nachrichtensender n-tv, das diesmal die Schwerpunktthemen Familien- und Rentenpolitik aus dem Bundestagswahlkampf aufgegriffen hat.
Nicht alle befragten Ökonomen halten es für nötig, Familien stärker als bisher staatlich zu fördern. Immerhin 40 Prozent bewerten die bestehende Förderung als ausreichend. Eine Mehrheit von 54 Prozent spricht sich aber für ein stärkeres Engagement des Staats bei der Unterstützung von Familien aus.
Bei der Frage nach den wirksamsten Instrumenten ragen Steuervergünstigungen heraus: Jeder zweite der befragten Volkswirte spricht sich dafür aus. Für die Einführung eines sogenannten Familiensplittings, das den Steuervorteil von Ehegatten auf Familien erweitert, votierten 29 Prozent der Ökonomen.
Ein entsprechendes Modell hatte CSU-Chef Horst Seehofer in die Diskussion eingebracht. Für die Berechnung des Einkommensteuersatzes würde das Haushaltseinkommen dann nicht wie beim Ehegattensplitting durch zwei geteilt, sondern für jedes Kind um einen weiteren Faktor 0,5. Rund 31 Prozent der Befragten wiederum sind für zusätzliche direkte Transferleistungen. So hat SPD-Ministerin Manuela Schwesig ein auf zwei Jahre befristetes "Familiengeld" von 150 Euro monatlich für berufstätige Eltern von Kindern bis acht Jahren empfohlen.
"Üppig leben ab 70"
In der Rentenpolitik gibt es einen klaren Fokus: 47 Prozent der Befragten sehen in der sogenannten Flexi-Rente das Mittel der Wahl. Das gesetzliche Rentenalter anzuheben, halten 13 Prozent für richtig. Ein ebenso hoher Anteil ist für dessen komplette Abschaffung. "Entscheidend bei jeder Flexibilisierung ist, dass die Belohnung für längere Arbeit angemessen hoch ist", fordert Friedrich Heinemann vom ZEW Mannheim.
"Wer bis 70 durchhält, muss auch deutlich üppiger leben als sein freizeitverliebter Kollege, der schon mit 60 zu Hause sitzt. Freiwillige Frührentner dürfen nicht zu Trittbrettfahrern am Kollektiv werden."
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