Spread: Exoten sind teuer

Anleger sollten vor dem Kauf von Zertifikaten stets die Spanne zwischen Brief- und Geldkurs verschiedener Emittenten vergleichen.
von Gian Hessami, Euro am Sonntag
Zu jedem Zertifikat gibt es einen An- und Verkaufspreis, auch Geld- und Briefkurs genannt. Die Differenz aus beiden Kursen ist der Spread (deutsch: Spanne). Den verlangen Emittenten als Gebühr für Absicherungskosten und den fortlaufenden Handel der Papiere. Je höher der Spread, desto teurer ist das Zertifikat für Anleger und desto weniger Gewinn machen sie. Faustregel: Eine Spanne von weniger als 0,5 Prozent ist preisgünstig.
Zugleich gilt: Je liquider und weniger volatil ein Basiswert ist, desto kleiner ist der Spread - und umgekehrt. Bei oft gehandelten Basiswerten wie etwa Aktien aus dem DAX ist die Spanne daher gering. Beziehen sich Zertifikate hingegen auf exotische Werte wie Schwellenländertitel, ist der Spread viel höher.
Anleger können vor dem Zertifikatekauf die Spreads von Papieren gegenüberstellen, bei denen sich Basiswert, Zertifikatetyp, Fälligkeit und Auszahlungsprofil ähneln. Hauptkriterium für einen Vergleich ist die Differenz aus Brief- und Geldkurs in Relation zum Briefpreis, also in Prozent. Die Angabe in Prozent ist der "relative Spread". Die Differenz als Geldbetrag genannt ist der "absolute Spread". Er sagt bei Vergleichen wenig aus.
Große Unterschiede möglich
Vergleichbar sind zum Beispiel ein Bonuszertifikat (ISIN: DE 000 CV8 V2F 8) der Commerzbank und ein Bonuszertifikat der Deutschen Bank (ISIN: DE 000 DM9 QFS 8). Beide beziehen sich auf die Infineon-Aktie und laufen bis Ende 2019. Barriere (16 Euro) und Bonuslevel (25 Euro) sind identisch. Der Briefkurs des Commerzbank-Papiers lag vor Kurzem bei 18,04 Euro, der Geldkurs bei 17,95 Euro. Der absolute Spread betrug somit 0,09 Euro und der relative Spread 0,5 Prozent [(0,09 : 18,04) x 100].
Der Briefkurs des Pendants der Deutschen Bank lag bei 18,16, der Geldkurs bei 18,14 Euro. Daraus ergeben sich 0,02 Euro absoluter Spread und damit 0,1 Prozent relativer Spread. Dieser ist deutlich kleiner als beim erstgenannten Produkt.
Bei manchen exotischen Basiswerten sollten sich Investoren wegen des großen Spreads fragen, ob ihnen die Kosten nicht zu hoch sind. Ein Beispiel ist ein Zertifikat der Deutschen Bank (ISIN: DE 000 DB6 GSC 5), das sich auf vietnamesische Aktien bezieht. Hier lag kürzlich der Briefkurs bei 46,50 Euro und der Geldkurs bei 45,76 Euro - woraus sich ein relativer Spread von 1,6 Prozent ergibt.
Emittenten versuchen durch einen möglichst engen Spread, ihr Produkt attraktiv zu machen. Er ist ein Wettbewerbsfaktor. In Sondersituationen wie bei der Veröffentlichung von Unternehmensdaten oder bei Zinsschritten der Notenbank können Emittenten den Spread ausweiten, da es an den Börsen manchmal zu starken Ausschlägen kommt.
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