06.03.2014 13:51

EZB lässt Leitzinsen unverändert

Folgen
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Leitzinsen für den Euroraum unverändert gelassen.
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Wie die Zentralbank mitteilte, bleibt der Satz, zu dem sich Banken bei der EZB im Rahmen der regulären wöchentlichen Geschäfte refinanzieren, bei 0,25 Prozent. Der Spitzenrefinanzierungssatz, zu dem die Banken unerwarteten Liquiditätsbedarf decken können, blieb bei 0,75 Prozent und der Satz für Bankeinlagen bei der EZB bei null Prozent.

   Die Mehrheit der von Dow Jones Newswires befragten Ökonomen hatte diese Entscheidung richtig prognostiziert. Eine nicht ganz kleine Minderheit der Experten - ein gutes Viertel - hatte jedoch Zinssenkungen in der einen oder anderen Form prognostiziert. Darunter waren Schwergewichte wie die Deutsche Bank, BNP Paribas und die Citigroup. Eine derart hohe Unsicherheit im Vorfeld von EZB-Zinsentscheidungen ist ein Phänomen, das es erst seit der Präsidentschaft Mario Draghis gibt.

Die aktuellen Leitzinsen verschiedener Regionen

Euroland

Im Euroraum liegt der Leitzins seit dem 4. September 2014 bei 0,05 Prozent. Dies ist ein historischer Tiefstwert - nie zuvor war der Leitzins in den Euro-Ländern so niedrig.

Japan

Die japanische Zentralbank hat die Leitzinsen am 5. Oktober 2010 auf 0 bis 0,1 Prozent gesenkt und seitdem dort belassen.

USA

In den USA liegt der Leitzinssatz seit 16. Dezember 2008 in der Zinsspanne von 0 bis 0,25 Prozent.

Schweiz

Aufgrund der massiven Überbewertung des Schweizer Frankens senkte die Schweizer Nationalbank am 3. August 2011 das Zins-Zielband auf 0 bis 0,25 Prozent. Die SNB fährt seitdem quasi einen Nullzinspolitik.

Großbritannien

In Großbritannien liegt der Leitzins bei 0,5 Prozent und das sei dem 5. März 2009. Die Bank of England denkt momentan aber als eine der wenigen Zentralbanken darüber nach, den Leitzins bald wieder anzuheben.

China

China kämpft weiterhin mit einem schwächelnden Wachstum und einer hohen Inflation. Der Leitzins wurde daher am 5. Juli 2012 zum letzten Mal gesenkt und liegt seitdem unverändert bei 6,0 Prozent.

Russland

Der russische Leitzins liegt seit dem 31. Oktober 2014 bei 9,5 Prozent. Dies war bereits die vierte Anhebung des Leitzins seit März. Die russischen Währungshüter wollen sich damit gegen Kapitalflucht, Rubelverfall und Inflationsgefahr stemmen.

   Der Euro zog nach Bekanntwerden der Zinsentscheidung leicht an. Der Bund-Future sackte um rund 15 Punkte auf das Tagestief ab, während der Dax fast unverändert blieb.

   Unter Draghis Ägide hat die EZB ihre Zinsen schon zwei Mal unerwartet reduziert. Volkswirte klagen, dass nicht mehr so gut wie früher absehbar sei, wie die EZB auf bestimmte Daten und Nachrichten reagiere. Sie räumen aber ein, dass das auch damit zu tun hat, dass die EZB ihre herkömmlichen Krisenbekämpfungsmittel praktisch ausgeschöpft hat.

   Die Hauptsorge der EZB gilt der seit einiger Zeit zu niedrigen Inflation. Die Verbraucherpreise im Euroraum sind zuletzt nur noch mit einer Jahresrate von 0,8 Prozent gestiegen. Mittelfristig muss die EZB für eine Inflationsrate von knapp 2 Prozent sorgen. Vor diesem Hintergrund wird interessant sein, welche Inflationsrate für 2016 die Stabsprojektionen vorsehen, die Draghi in seiner um 14.30 Uhr beginnenden Pressekonferenz bekannt machen wird.

   Eine über längere Zeit zu niedrige Inflation stellt nach Draghis Aussage ein Risiko für sich dar und muss genau beobachtet werden. Allerdings pflegt er die Bedeutung niedriger Inflationsraten mit der Anmerkung zu relativieren, dass die Inflationserwartungen fest bei knapp 2 Prozent verankert seien.

   Zudem ist das Geldmengenwachstum seit Monaten im Trend rückläufig und das Volumen der an Unternehmen ausgereichten Kredite sinkt sogar. Aus Sicht der EZB ist die Geldmengenentwicklung aber entscheidend für die Beurteilung der Inflationsrisiken. Zuletzt war die breite Geldmenge M3 mit einer Jahresrate von 1,2 Prozent gewachsen. Der EZB-Referenzwert für inflationsfreies Wachstum beträgt 4,5 Prozent.

   Das Interesse der Journalisten wird sich in der Pressekonferenz auf die Frage konzentrieren, wie laut die Forderungen nach einer Zinssenkung im EZB-Rat waren und wie fortgeschritten die Diskussionen zum Einsatz anderer geldpolitischer Instrumente, etwa groß angelegte Wertpapierkäufe, sind.

DJG/hab/apo

   (FRANKFURT) Dow Jones Newswires


Platz 7: Russland

Der russische Leitzins liegt seit dem 31. Oktober 2014 bei 9,5 Prozent. Dies war bereits die vierte Anhebung des Leitzins seit März. Die russischen Währungshüter wollen sich damit gegen Kapitalflucht, Rubelverfall und Inflationsgefahr stemmen.

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