Das vergangene Jahr war für Krypto-Investoren herausfordernd. Neben makroökonomischen Faktoren, die nahezu sämtliche Anlageklassen unter Druck gesetzt haben, führten insbesondere der Terra/Luna-Crash und der Zusammenbruch von FTX zu Wertverlusten bei Krypto-Assets.

Inzwischen sehen wir jedoch Anzeichen, dass sich das Momentum wieder dreht. Viele Investoren sind gegenwärtig tendenziell unterpositioniert. Zahlreiche institutionelle Investoren haben ihre Bücher gegen Jahresende von Krypto bereinigt, um bestimmte Positionen in Jahresberichten nicht auftauchen zu lassen. Nur wenige Marktteilnehmer haben mit der Rallye seit Jahresbeginn gerechnet und den Beginn der Erholung verpasst. Das heißt, dass viele potenzielle Investoren noch an der Seitenlinie warten. Tempo und Menge von Liquiditätsreduktionen haben auf globaler Ebene in den letzten Monaten nachgelassen. Analysen zeigen vielmehr, dass entgegen der allgemeinen Meinung die Zentralbanken seit dem Tiefpunkt des Marktes im Oktober 2022 netto 1 Billion USD an Liquidität zugeführt haben. Sofern sich die finanziellen Konditionen und die Liquidität im Markt verbessern, bedeutet dies meist auch Rückenwind für risikoreichere Assets.

Unabhängig der externen makroökonomischen Entwicklungen rücken auch die fundamentalen technologischen Fortschritte wieder stärker in den Vordergrund. In 2024 steht etwa das nächste Bitcoin Halving-Event an. Historisch betrachtet waren solche Halvings ein Katalysator für neue Preissprünge - dies bereits im Vorfeld und danach. Die sogenannten Block Rewards, also die Prämien für das Schürfen einer Einheit, werden dann erneut reduziert - von derzeit 6,25 Bitcoin pro Block auf nur noch 3,125 Bitcoin. Ich denke auch, dass der Großteil der Marktbereinigung inzwischen hinter uns liegt. Was wir nun noch wahrnehmen, sind die Nachwehen der FTX-Pleite. Hier könnte zwar der ein oder andere Ausfall noch für Schlagzeilen sorgen - das breite Deleveraging in der Branche scheint aber größtenteils abgeschlossen zu sein.

Der Fonds wurde im September 2021, am Höhepunkt der Krypto-Mania aufgelegt und hat seitdem über 60% an Wert verloren. Sind diese Verluste überhaupt wieder aufholbar?

Es ist wichtig, dass man Märkte stets in Zyklen betrachtet. Wir haben nach eineinhalb Jahren Vorbereitung im September 2021 - die erste Zinserhöhung der Fed fand etwa ein halbes Jahr später am 17. März 2022 statt - die Genehmigung für den europaweit ersten Krypto-UCITS-Fonds einholen können. Das Timing konnten wir aufgrund der großen regulatorischen Komplexität bei Fondsauflage dabei nur bedingt beeinflussen. Wir hätten den Fonds gerne früher aufgelegt und somit noch von den Kurssteigerungen in 2020 und 2021 für unsere Anleger profitiert. 2022 stand der gesamte Krypto-Sektor unter Druck und etwa 74% der Top-100-Krypto-Assets haben einen Wertverlust von 80% und mehr verzeichnet. Mit unseren Fonds konnten wir uns der allgemeinen Marktdynamik nicht entziehen. Die Unternehmen in unserem Fonds weisen teilweise ein höheres Beta - sprich eine höhere Marktsensitivität - auf als die Kryptowährungen selbst. So stark der Abschwung im letzten Jahr war - dieser Effekt wirkt in beide Richtungen. Daher sind wir optimistisch, dass unsere Fonds eine gute Performance in einem verbesserten Marktsentiment zeigen werden. Aus unserer Sicht ist eindeutig, dass sich die Technologie noch in ihrer Entwicklungsphase befindet. Neue Anwendungsfälle werden weiteres Wachstum bringen. Unser Ansatz ist nicht auf kurzfristiges Timen des Kryptomarktes ausgerichtet, sondern zielt vielmehr darauf ab, den Anlegern an der langfristigen Entwicklung der Technologie und den damit einhergehenden Use Cases und Business Modellen partizipieren zu lassen.

Welche Vorteile bietet Ihr Aktienfonds im Vergleich zu klassischen - oftmals kostengünstigeren - Krypto-ETPs?

Ich sehe Krypto-Aktienfonds als Komplementär zu Crypto-Assets wie Bitcoin und Ethereum an. Der Kryptomarkt ist weiterhin ein ineffizienter Markt. In diesen Märkten macht es Sinn, ein aktives Management zu nutzen, um Outperformance erzielen und Risiken minimieren zu können. Dies trifft auf alle Marktsegmente zu. Passive Produkte machen meist dann Sinn, wenn der Markt schon effizient ist. Der Krypto-Sektor ist es eben noch nicht.

Unter den Top 10 Positionen im Portfolio befinden sich Unternehmen wie Galaxy Digital, Coinbase, Riot Blockchain und Block. Welche Kriterien verfolgen Sie bei der Titelselektion bei dieser noch jungen Assetklasse?

Das Anlageuniversum ist kleiner als bei etablierten Assetklassen. Neben Krypto-Assets fokussieren wir uns auf alle Unternehmen, die Krypto-Exposure aufweisen oder bei denen wir den Investmentcase sehen, dass diese zukünftig relevante Krypto-Exposure aufbauen werden. Mit den Fonds sind wir in die vielversprechendsten Krypto-Assets und Unternehmen des Krypto-Ökosystems investiert. Darunter fallen auch die sogenannten Schaufellieferanten, wie Bitcoin Miner und Unternehmen, die Finanzdienstleistungen wie Trading oder Lending anbieten.

Die Investmententscheidungen bei Krypto-Assets sind hier anders zu treffen im Vergleich zu Aktien. Wir nutzen dabei die volle Bandbreite der uns verfügbaren Informationen (On-Chain, alternative Datensätze), um ein möglichst vollständiges Bild zu erlangen. Die Datenlage bei Krypto-Assets ist jedoch nicht mit konventionellen Unternehmen vergleichbar. Ein bloßer Blick auf einzelne Finanzkennzahlen reicht nicht aus. Wir stehen daher in engem Austausch mit dem Management der Unternehmen und Experten des Ökosystems, die Datenpunkte bestätigen und bestärken. In Kombination mit quantitativen Methoden zeichnen wir so ein breites Bild. Wir sehen Krypto dabei als langfristige Anlage und nicht als Spekulationsobjekte.

Bitcoin und Ethereum bleiben die vertrauenswürdigsten Kryptowährungen. Wie steht es hier mit der Implosionsgefahr?

Die Chancen sind relativ hoch, dass Bitcoin und Ethereum gekommen sind, um zu bleiben. Viele Menschen nutzen die digitalen Währungen bereits für Transaktionen, die institutionelle Adoption schreitet schnell voran, und einige betrachten ein Asset wie Bitcoin bereits als digitales Gold. Man kann jedoch nie hundertprozentig sicher sein, dass diese Assets wirklich in einigen Jahren noch so relevant sein werden wie heute. Wir gehen weiterhin davon aus, dass 96% der Kryptowährungen, die es heute gibt, irgendwann verschwinden werden. Daher ist ein aktives Management wichtig. Vielleicht dominieren in ein paar Jahren auch andere Token-Kategorien, die wir jetzt noch gar nicht kennen. Der Kryptomarkt ist hochdynamisch.

Aktuell sehen wir eine Regulierungswelle. Ist das gut oder schlecht?

Wenn die Regulatorik zu restriktiv wird, kann dies zu einem Risiko für die Branche und letztendlich auch für die Entwicklung digitaler Vermögenswerte werden. Da der Sektor im vergangenen Jahr öffentlich stark durch negative Ereignisse in Erscheinung getreten ist, gibt es derzeit kaum Kontra gegen regulatorische Schritte. Regulatorik sehen wir grundsätzlich positiv, denn sie kann auch innovationsfördernd sein, den Markt transparenter machen und damit die Akzeptanz in der Finanzwelt und bei institutionellen Anlegern weiter begünstigen.