Anlässlich einer aktuellen Folge des Podcasts „Behind the Markets“ hatte ich die Gelegenheit, mit Catherine LeGraw von GMO zu sprechen – Partnerin im Unternehmen und Mitglied des Asset-Allocation-Teams. Wir führten ein interessantes Gespräch über die Anlagephilosophie von GMO und die High-Conviction-Handelsgeschäfte ihres Teams. Der Prozess von GMO vereint eine Fokussierung auf die Bewertung sowie die Überzeugung, dass der für einen Vermögenswert gezahlte Preis ein starker Hinweis auf die langfristigen Erträge ist. Viele der von uns erörterten Ansichten stützten sich auf die GMO-Prognose der realen, inflationsbereinigten Renditen in den kommenden sieben Jahren. Catherine hat uns freundlicherweise die Analyse vom Februar zur Verfügung gestellt, die wir hier für unsere Zusammenfassung des Gesprächs heranziehen. Leser können die aktuelle Tabelle jeden Monat etwa zur Monatsmitte auf der GMO-Website abrufen. Aktien vs. Anleihen oder beides? Nach dem Abverkauf bewertet das Asset-Allocation-Team von GMO alle Anlageklassen zuversichtlicher als noch vor einem Jahr. Damals erschienen Anleihen teuer, als die Zinsen nahe historischen Tiefständen lagen. Heute lassen sich höhere Erträge erzielen. Letztes Jahr fokussierte sich GMO stärker auf liquide Alternativanlagen, in letzter Zeit geht das Team jedoch ein höheres Beta-Risiko bei Aktien und ein größeres Durationsrisiko ein. Wenn Catherine sich entscheiden müsste, würde sie eher auf Aktien als auf Anleihen setzen, auch wenn GMO inzwischen sowohl Aktien als auch Anleihen positiver sieht als im vergangenen Jahr. Die Eingaben für das GMO-Modell Catherine führte aus, dass Bewertungen einen starken Einfluss auf Prognosen haben. Jede Prognose besteht aus zwei Kompotenten: Die erwartete Rendite bei unveränderter Bewertung. Hierbei handelt es sich im Grunde um die erwartete Rendite auf Basis der Fundamentaldaten. Bei Aktien sind das also die Dividendenrendite und das reale Wachstum. Bei Anleihen ist es die Realrendite. Die zweite Komponente ist die erwartete Rendite aufgrund der Bewertung. GMO geht davon aus, dass alle Anlagen letztlich wieder eine langfristig marktgerechte Bewertung (Fair Value) erreichen und berücksichtigt die erwartete Anpassung in Richtung des Fair Value. „Value gefällt uns immer noch“ Aus den Analysen von GMO geht hervor, dass Value-Anlagen noch immer recht billig sind. Die aktuell stärkste Überzeugung des Teams mit Blick auf aktive Anlagen besteht in Value. Nach Einschätzung von Catherine befinden wir uns etwa auf halber Strecke in einem rund vierjährigen Zyklus aus „Wert oder Wachstum“. Value-Titel müssen Wachstumswerte Catherines Untersuchungen zufolge noch um rund 40 % übertreffen, bis sie den für das Team angemessenen Fair Value erreichen. Ihr Team ist von dieser langfristigen Chance derart überzeugt, dass GMO 2020 eine „Long Value, Short Growth“-Strategie aufgelegt hat und damit zeigte, dass es sich hier um einen Megatrend handeln würde. Internationale Aktien bieten eine „Dreierwette“ Anlagen im Ausland werden laut Catherine durch eine Dreierwette unterstützt. Für Aktien aus Europa, Japan und Industrieländern außerhalb der USA wird allgemein eine Realrendite von 5 %–7 % vorhergesagt. Wenn Sie auf die Value-Titel dieser Märkte setzen, sind die Wertaufschläge besonders groß: Es lassen sich weitere 2 %–4 % erzielen. GMO erachtet Nicht-US-Währungen als günstig, sodass durch eine mögliche Währungsaufwertung gegenüber dem US-Dollar weitere 1 %–2 % geboten sind. Eine Realrendite von 0 % für den S&P 500? Im Gegensatz zur Prognose von beinahe zweistelligen Realrenditen für internationale Value-Aktien bewertet GMO den S&P 500–Index mit einer Realrendite von null. Das Deep-Value-Segment des US-Marktes schätzt GMO dagegen im Bereich von 5 %–7 % ein – ähnlich wie die längerfristige Aktienprämie für US-Aktien insgesamt. Das dominierende Wachstumssegment zieht die Prognosen von GMO also deutlich nach unten. Small-Cap-Value? GMO tendiert zu Small-Cap-Value, also zum Value-Bereich des Small-Cap-Marktes. Dabei gefällt dem Team vor allem Small-Cap-Value aus Japan. In den USA ist Small-Cap-Quality derzeit sein bevorzugter Faktor. Um das vollständige Gespräch mit Catherine anzuhören, folgen Sie bitte dem nachstehenden Link:https://open.spotify.com/episode/5ruM9SrZcptnDL0H8n0lZj?si=tcLR7gSQTPWBsSGquFdN6A Zudem könnte Sie folgende Lektüre interessieren...+ Behind the Markets: What do Contingent Convertible Bonds (Cocos) Tell us about the Possibilities of Further Bank Crises in Europe? ]]>