Im Rahmen der verschiedenen thematischen Strategien von WisdomTree haben wir häufig die Möglichkeit, mit verschiedenen Experten zusammenzuarbeiten. Für unsere Strategie für Batterielösungen arbeiten wir mit den Spezialisten von Wood Mackenzie. Am 30. März 2023 führte Chris Gannatti, Global Head of Research bei WisdomTree, ein Gespräch mit Adam Woods, Senior Research Analyst, Global Coal Markets, bei Wood Mackenzie. Der nachstehende Text ist ein Auszug aus ihrem Gespräch. Alle im Folgenden dargestellten Sichtweisen sind die von Wood Mackenzie.
Batterietechnologie erfordert verschiedene Rohstoffe: In welchen Ländern werden diese abgebaut?
Beim Thema Batterierohstoffe denkt man vor allem an Lithium-Ionen-Batterien. Sie werden in Mobiltelefonen, in Elektrofahrzeugen und in Lösungen, die wir als „Speicher“ bezeichnen, eingesetzt – etwa bei der Stromerzeugung oder der Energiespeicherung. Elektroautos sind jedoch der bei Weitem größte Bereich.
Abbildung 1 zeigt die wichtigsten benötigten Rohstoffe: Nickel, Lithium, Kobalt, Graphit usw.
Abbildung 1: Bausteine der Batterie-Wertschöpfungskette
Quellen: WisdomTree, Wood Mackenzie.
Die Regionen, aus denen diese Batterierohstoffe stammen, sind hauptsächlich Australien, Indonesien, Argentinien, Chile, Zentralafrika und China. In den USA wird derzeit viel über das Inflationsbekämpfungsgesetz (IRA) gesprochen. Die Steuergutschriften für in den USA hergestellte Zellen und Packs richten sich jedoch nach der Herkunft dieser Materialien. Für in den USA hergestellte Zellen müssen diese also entweder aus den USA oder von einem Freihandelspartner bezogen werden.
Aus der von mir erwähnten Liste sind das Australien, Chile und Argentinien – die „befreundeten“ Länder. Die Demokratische Republik Kongo hingegen ist kein Freihandelspartner und hat zudem eigene ESG-Bedenken in Bezug auf Arbeit, Wassernutzung und die Nachhaltigkeit der dortigen Bergbaupraktiken. Und dann ist da noch China, das von den Vorteilen des IRA nicht profitieren könnte. Es ist jedoch zu beachten, dass China abgesehen von Graphit über keine großen Rohstoffvorkommen verfügt. Dennoch fließen die übrigen Rohstoffe für die Raffination und die Komponentenherstellung nach China. Selbst wenn wir also nachhaltig bezogenes Lithium aus Australien haben, geht es immer noch zuerst nach China, bevor es in andere Länder gelangt, zumindest in der derzeitigen Lieferkette.
Wie groß wird der Batteriemarkt Ihres Erachtens in 5, 10, 15 Jahren sein?
Kurz gesagt: Er wird riesig sein. Das ist die knappe Antwort mit vier Worten. Die längere Antwort lautet jedoch, dass es besser ist, darüber nachzudenken und ihn in die Bereiche zu unterteilen, die wir als Energiespeicherung und Batterien bezeichnen. Die Energiespeicherung für die Stromerzeugung hat ein enormes Wachstumspotenzial. Mit der zunehmenden Nutzung bestimmter erneuerbarer Energiequellen wie Wind- und Solarkraft werden auch verschiedene Arten der Energiespeicherung an Bedeutung gewinnen, um die Unbeständigkeit dieser Energiequellen auszugleichen.
Dieses Speichersystem ist jedoch ein klassischer Fall von schnellem Wachstum von einer niedrigen Ausgangsbasis aus. Der größere Teil des Kuchens sollte von Elektrofahrzeugen kommen – dieses Wachstum wird voraussichtlich zwar nicht so schnell sein, aber stetig bis ins Jahr 2050 hinein zu beobachten sein. Beim Wachstumspotenzial von Elektroautos erwarten wir keine wirklichen Hindernisse, und es wird hauptsächlich durch Lithium-Ionen-Batterien angetrieben. Es besteht also ein enormes Wachstumspotenzial, das in erster Linie durch Elektrofahrzeuge angeheizt wird.
Abbildung 2: Prognosen zum weltweiten Pkw-Absatz
Reichen die Rohstoffe aus, um die Nachfrage zu decken?
Wir bei Wood Mackenzie haben eigene Teams, die jeden Rohstoff für sich betrachten, und wir sind uns einig, dass das Angebot vorhanden ist und dass die Vorkommen existieren. Die geplanten und zugesagten Investitionen decken den steigenden Lithium-Ionen-Bedarf im Sektor der Batterien für Elektrofahrzeuge. Es ist also möglich, aber natürlich gibt es Vorbehalte.
Einer davon wird sein, dass wir mehr Investitionen brauchen, um diese Vorkommen in Angebot umzuwandeln. Die Investitionen sind geplant, die Vorkommen sind in der Erde – es kommt nur darauf an, ob die Investment-Seite mit den Vorkommen mithalten und sie auf den Markt bringen kann.
Eine weitere Seite ist eine nachhaltige Beschaffung. Elektroautos werden zwar umweltfreundlicher sein, aber dieser massive Zuwachs im Bergbau hat auch seine Schattenseiten. Dort, wo die Vorkommen abgebaut werden, kann es nachteilige Auswirkungen geben. Wenn man über das IRA spricht, muss man sehr genau darauf achten, woher man diese Rohstoffe bezieht. Wenn Sie die Vorteile des IRA und die damit verbundenen Gutschriften nutzen wollen (ich glaube, derzeit werden etwa 7.000 US-Dollar je Elektro-Pkw zugesagt), müssen Sie in die Handelspartner investieren, Sie müssen vor Ort in den USA und in Kanada investieren. Im Moment stammt der Großteil dieses Angebots aus Indonesien, China, der Demokratischen Republik Kongo und Australien.
Wie steht es mit dem Recycling von Batterien?
Der Trubel um das Recycling von Batterien ist groß. Das offensichtliche Potenzial, insbesondere beim Recycling von Kobalt, ist enorm. Wir stellen jedoch fest, dass der Kobaltpreis bzw. die Kobaltkosten im Vergleich zu den Recyclingkosten ein gewisses Missverhältnis aufweisen. Preissprünge bei Kobalt haben wir zwar schon früher erlebt, aber wir brauchen einen anhaltend hohen Kobaltpreis, damit der Bau von Recyclinganlagen gefördert wird. Es gibt derzeit einfach nicht genügend Recyclingkapazitäten, um wirtschaftlich rentabel zu sein.
Wir brauchen mehr Batterien und einen höheren Preis für Kobalt, damit es sich lohnt, Recyclinganlagen in Betrieb zu nehmen. Hinzu kommen noch einige weitere Faktoren, wie beispielsweise politische Maßnahmen in Europa, die mehr solcher Projekte und mehr Recyclinganlagen fördern würden. Doch so wie es aktuell aussieht, sind sie einfach nicht wettbewerbsfähig. Es handelt sich um ein Zukunftsprojekt, das Ende der 2020er bis Mitte der 2030er Jahre auf den Weg gebracht werden muss.
Wird es angesichts der derzeitigen geopolitischen Spannungen möglich sein, die Lieferkette für Batterien zu „verwestlichen“?
In Zukunft sollte es möglich sein – jedes Team befasst sich mit diesem Thema, insbesondere seit der Unterzeichnung des IRA. Doch heute lautet die Antwort, dass es natürlich nicht möglich ist. Derzeit stammt ein Großteil der Komponenten aus China. Wie wir bereits sagten, selbst wenn die Rohstoffe nicht von dort stammen, was in der Regel nicht der Fall ist, fließen sie immer noch durch China.
Geht es auch ohne China? Unserer Meinung nach ja, aber es ist nicht einfach. Es wird eine Menge Investitionen erfordern. Die erste Zahl, die wir in den Raum werfen, ist zehn Jahre. Wenn wir heute in allen Bereichen der Wertschöpfungskette im Inland oder in Zusammenarbeit mit Handelspartnern investieren, wird es zehn Jahre dauern, bis diese Projekte Früchte tragen und marktfähig sind. Das ist natürlich die Meinung von Wood Mackenzie unter Berücksichtigung unserer heutigen Erkenntnisse. Die Realität kann sich etwas schneller oder etwas langsamer entwickeln, je nach den neuen Informationen, die immer wieder verfügbar werden.
Auf Seite der erneuerbaren Energien – nur um etwas abzuschweifen – sind wir der Meinung, dass sie wirtschaftlich noch rentabler sind. Wir gehen davon aus, dass das Kostenelement der Komponenten bei vollständiger Nutzung der IRA-Gutschriften im Vergleich zu importierten Komponenten für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wettbewerbsfähig ist. Allein schon deshalb, weil wir bereits Komponentenhersteller haben. Es gibt bestimmte Bereiche dieser Batterie-Wertschöpfungskette, die noch nicht einmal in den Kinderschuhen stecken. Über sie wird lediglich geredet, sie sind in Planung, wir haben noch nicht einmal aktive Projekte im Inland. Daher werden massive Investitionen und so etwas wie das IRA erforderlich sein, um sie wettbewerbsfähig zu machen, denn im Moment ist die Kostenkonkurrenz einfach .... es ist derzeit schwer, die chinesischen Importe zu schlagen!
Abbildung 3: Länderengagement des WisdomTree Battery Solutions Index
Wir bedanken uns bei Adam Woods und Wood Mackenzie für die Zusammenarbeit an unserer Strategie für Batterielösungen. Weitere Informationen über die Anlagechance sind auf unserer Website zu finden: https://www.wisdomtree.eu/en-gb/strategies/battery-solutions
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