Nvidia präsentierte am 23. August erneut beeindruckende Ergebnisse. 

 

Der Umsatz im Bereich Rechenzentren wurde innerhalb von sechs Monaten mehr als verdreifacht und erreichte 10,323 Milliarden US-Dollar, was einem Zuwachs von über 171 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Vorgabe für das laufende Quartal beläuft sich nun auf 16 Milliarden US-Dollar, während die Konsensschätzung etwa 12,6 Milliarden US-Dollar betragen hatte1

 

In Abbildung 1 betrachten wir die Rendite von Nvidia seit Jahresbeginn neben der von Taiwan Semiconductor Manufacturing Co. (TSMC), SK Hynix und dem Nasdaq 100 Index. 

 

 

Abbildung 1: Entwicklung seit Jahresbeginn, ausgewählte Unternehmen im KI-Halbleiterökosystem (31. Dezember 2022 bis 25. August 2023)

Post Nvidia’s Q2 2023 earnings

Quelle: Bloomberg. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken. 

  

Der „Zug“ der Nutzung von künstlicher Intelligenz (KI) ist eindeutig in Fahrt gekommen, möglicherweise steht die Reise selbst aber noch am Anfang. 

 

Wenn Anleger die Bewertung von Nvidia im Herbst 2023 erwägen, sollten sie vor allem zwei Faktoren beachten. Zum einen stellt sich die Frage, ob sich die Prognose bewahrheiten wird, dass der Gesamtmarkt für KI-beschleunigende Halbleiter 2027 etwa 150 Milliarden US-Dollar umfassen wird (die Prognose könnte zu hoch gegriffen sein ... oder zu niedrig). Zum anderen geht es darum, welchen Marktanteil Nvidia behaupten kann. 

 

Aus heutiger Sicht besteht die größte Gefahr für Nvidias anhaltende Marktbeherrschung bei KI-Rechenressourcen darin, dass die „Big 3“-Cloud-Anbieter 1. ihre eigenen Chips entwickeln und 2. ihren Kunden Anreize bieten, diese für ihre KI-Workloads zu nutzen. Denn es ist schwer vorstellbar, dass AMD oder Intel im Alleingang eine signifikante Delle hinterlassen.

 

Auch wenn Nvidia als Drehscheibe des Megatrends KI wahrgenommen wird und die Hoffnungen und Vorhersagen vieler in Bezug auf dieses Thema verkörpert, arbeiten die Grafikprozessoren (GPUs) von Nvidia nicht alleine für sich. Nvidia stellt nicht einmal die physischen Chips her. 

 

TSMC fertigt die eigentlichen H100-Chips, um die sich die Unternehmen derzeit reißen. TSMC ist der weltweit bedeutendste Halbleiterproduzent. Bei all der Begeisterung für KI sollte man annehmen, dass TSMC (wie Nvidia) einen Höhenflug erlebt – das war jedoch nicht der Fall. 

 

Auch wenn KI-Halbleiter die Schlagzeilen beherrschen, dominieren sie noch nicht den gesamten Weltmarkt für Halbleiter. 

 

Stellen Sie sich folgende Frage: Werden Menschen bzw. Unternehmen im Jahr 2023 um die Wette neue Smartphones oder PCs kaufen? 

 

Dies sind zwei wichtige Bereiche, die man bei der Betrachtung des Halbleitermarktes im Auge behalten sollte. Und obwohl sie in den letzten Jahren sehr gefragt waren, erweist sich 2023 angesichts des aktuellen zyklischen Trends bisher als eines der kühleren Jahre für diese Nachfrage. 

 

Manche sind vielleicht überrascht zu erfahren, dass KI-Chips nur für rund 6 % des Gesamtumsatzes von TSMC verantwortlich sind. Das ist eines der Signale, die uns zeigen, dass wir noch am Anfang unserer KI-Reise stehen. TMSC hat jedoch auch erklärt, dass sich diese Zahl in den nächsten fünf Jahren um etwa 50 % pro Jahr erhöhen dürfte und dass KI-Chips 2027 ungefähr 13 % des Gesamtumsatzes von TSMC ausmachen sollten2

 

Eine weitere Überlegung betrifft die relative Größe der Kunden von TSMC, da dies zu einem besseren Verständnis der Umsatzsituation beiträgt. Bei all der Aufmerksamkeit, die Nvidia zuteil wird, könnte man annehmen, es sei der größte Kunde von TSMC, aber diese Ehre gebührt Apple. Wenn wir den geschätzten Anteil von Qualcomm, AMD und Nvidia zusammenrechnen, käme dies dem vermutlichen Umsatzbeitrag von Apple sehr nahe3

 

Angesichts der geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China genießt TSMC aufgrund seines Firmensitzes in Taiwan eine gewisse Aufmerksamkeit, aber Nvidias H100-Chips benötigen ebenfalls Speicher mit hoher Bandbreite, damit sie funktionieren können. Der Hauptanbieter ist SK Hynix. Seine Chips der nächsten Generation können das Äquivalent von 230 hochauflösenden, kompletten Filmen in nur einer Sekunde verarbeiten. Der Markt für DRAM (Dynamic Random Access Memory bzw. dynamischer Speicher mit wahlfreiem Zugriff), der im Zusammenhang mit KI steht, macht heute etwa 16 % des Umsatzes aus, dürfte aber bis 2025 auf etwa 41 % des Gesamtumsatzes anwachsen4

 

 

Wie könnte sich das Thema KI in Zukunft weiterentwickeln?
Wir befinden uns in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 und wissen, dass KI für einige der weltweit größten Tech-Unternehmen ein Katalysator war, der die US-Börsen für die meiste Zeit des bisherigen Jahres angeheizt hat. Nach einem schwierigen Jahr 2022 war der Wechsel von einer negativen zu einer positiven Entwicklung willkommen. Wir wissen jedoch auch, dass Anleger kurzfristige Entwicklungen tendenziell überschätzen und langfristige unterschätzen. Somit besteht die Möglichkeit, dass die KI-Reise länger dauern wird und wir in Sachen Performance einige Höhen und Tiefen erleben werden. Das Kuriose daran ist, dass wir bereits jetzt stark abweichende Entwicklungen in diesem Bereich verzeichnen.

 

 

 

Fazit: Den mehrjährigen KI-Trend mitgehen
KI-Research und -Fortschritte sind eine fortlaufende Entwicklung. In einem Jahr wie 2022 war es aufgrund der schlechten Marktperformance und der rauen makroökonomischen Rahmenbedingungen nahezu unmöglich, darüber zu sprechen. Nun im Jahr 2023 ist es nahezu unmöglich, nicht darüber zu sprechen. Marktteilnehmer bemühen sich auf zahlreiche Arten um eine Engagement. Wir können uns das so vorstellen:

 
  1. Nvidia hat eine starke Entwicklung hinter sich und könnte diese fortsetzen, dennoch lässt sich im zweiten Halbjahr 2023 nur schwer argumentieren, dass man Nvidia als Einzelwert auf kurze Sicht weiter verfolgen sollte. Es war großes Interesse an Strategien zu beobachten, die sich auf Halbleiter konzentrieren, aber es gibt eben nur ein Nvidia.
  2. Der Nasdaq-100-Index ist sehr stark auf die Spitze konzentriert, es liegt viel Gewicht auf einer kleinen Gruppe von sehr großen Tech-Titeln. Viele dieser Unternehmen haben große Sprachmodelle entwickelt oder in der Entwicklung, um KI voranzutreiben. Vielleicht ist KI der Katalysator, der dafür sorgt, dass Wachstumswerte bei US-Aktien in den kommenden zehn Jahren weiter in der Gunst der Anleger stehen und dass diese Unternehmen die Börsen und Märkte auch in Zukunft prägen werden.
  3. Software ist eine Überlegung wert. In der ersten Hälfte des Jahres 2023 befürchteten viele Marktteilnehmer eine Rezession im weiteren Verlauf des Jahres. Bei den Ausgaben für Software war nicht unbedingt ein Aufwärtstrend zu verzeichnen. Im zweiten Halbjahr 2023, während der Gedanke an eine Rezession verblasst, verlagert sich die Überlegung von „Ausgaben für Software“ hin zu „Ausgaben für KI“. Einer der Bereiche, mit denen wir uns weiterhin befassen, ist die Cybersicherheit: Immer dann, wenn Kunden den Zugang zu neuen Technologien erweitern, muss dies mit einer stärkeren Fokussierung auf Sicherheit einhergehen. 
 

 

 

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Quellen

1 Quelle: Moore et al. „NVDA reports another exceptional quarter as AI spending surges.“ Morgan Stanley Research. 24. August 2023. 

Quelle: Chan et al. „Correction: AI Semi Demand Outshines; keep OW.“ Morgan Stanley Research. 20. Juli 2023.

Quelle: Chan, 2023. 

Quelle: Sohn, Jiyoung und Yang Jie. „This Company is Nvidia’s AI Chip Partner—and Its Stock is Soaring.“ Wall Street Journal. 27. August 2023. 

 

 
 
 
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