Mit thematischen Investments können sich Anleger auf bestimmte Trends und Ideen konzentrieren, die ihrer Einschätzung nach erhebliche Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft haben werden. Durch Investitionen in Unternehmen, die so positioniert sind, dass sie von diesen Trends profitieren, können Anleger auf die Mega-Caps von morgen setzen und das voraussichtliche Wachstum dieser Unternehmen erschließen, wenn sich das Potenzial des Themas realisiert.
Allerdings werden nicht alle Unternehmen, die sich mit künstlicher Intelligenz (KI) oder Batterien beschäftigen, zum nächsten Apple aufsteigen. Einige Unternehmen werden scheitern, einige werden stagnieren und einige wenige werden die Giganten von morgen sein. Dieser „Winner-takes-all“-Effekt1 ist gut dokumentiert und wird in „Do Stocks Outperform Treasury Bills?“ (zu Deutsch: „Schneiden Aktien besser ab als Staatsanleihen?“, Bessembinder, 2018) prägnant zusammengefasst. Der Beitrag zeigt, dass seit den 1920er Jahren nur 4 % aller US-Unternehmen für den gesamten Vermögenszuwachs am US-Aktienmarkt verantwortlich sind.
Die Interpretation dieser Ergebnisse durch die Anleger ist interessant. Passiv orientierte Anleger neigen dazu, damit die Herausforderungen der Aktienauswahl zu unterstreichen, und legen es als Grund aus, zum Beispiel in indexgebundene Strategien wie einen börsengehandelten Nasdaq-Fonds (ETF) zu investieren. Aktive Anleger greifen darauf zurück, um sehr konzentrierte Portfolios zu verteidigen, die darauf abzielen, nur in die 4 % der Gewinneraktien zu investieren.
Diese Tendenz zur Überkonzentration von Portfolios ist bei multithematischen/diversifizierten thematischen oder Megatrend-Fonds in Europa offensichtlich. Wie aus Abbildung 1 hervorgeht, liegt die durchschnittliche Anzahl der Bestände in solchen Fonds bei 99 Aktien. 99 Aktien, um in zehn oder zwanzig verschiedene Themen gleichzeitig zu investieren!
Abbildung 1: Durchschnittliche Anzahl der Bestände in Mehrthemen- und Einzelthemenfonds und ETFs
Quellen: WisdomTree, Morningstar, Stand: 30.06.2023.
Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Im Kontext thematischer Investments sind wir bei WisdomTree der Ansicht, dass beide Ansätze Mängel aufweisen. Da passive Strategien in das gesamte Aktienuniversum investieren, nutzen sie nicht die Instrumente, die eine thematische Perspektive bietet, um ihr Anlagespektrum einzugrenzen. Sie verwässern daher ihr langfristiges Renditepotenzial. Aktive Fonds sind zu ambitioniert, da sie versuchen, nur in die zukünftigen Gewinner zu investieren und alle Verlierer der Zukunft zu vermeiden. Sie lernen nicht aus der Vergangenheit und erkennen nicht an, dass es für die langfristige Rendite viel schädlicher ist, das nächste Apple zu verpassen, als in einige wenige Yahoos zu investieren.
Lehren aus der Investition in Internetaktien
Zur Veranschaulichung dieses Effekts können wir das Beispiel des Themas Internet heranziehen und betrachten, wie Anleger bereits 1998 versucht haben könnten, dieses Thema zu nutzen. Dazu testen wir zwei verschiedene Ansätze:
Im Zeitraum vom 31. Dezember 1998 bis Ende Juni 2023 stieg der S&P 500 um 472,43 % (bzw. +7,38 % pro Jahr), der Bloomberg US Aggregate legte um 148,8 % (+3,8 %) zu2. Unter der Annahme einer einfachen gleichgewichtigen Allokation in den zehn größten Internettiteln Ende 1998 hätte ein Anleger 797 % oder 9,4 % pro Jahr erzielt. Obwohl drei Unternehmen in diesem Zeitraum wertlos wurden und nur drei Unternehmen eine angemessene Rendite erzielten, hätten die Anleger den Markt im Durchschnitt immer noch um 1,9 % pro Jahr geschlagen. Das ist natürlich das Ergebnis des außergewöhnlichen Wachstums von Amazon, eBay und Booking.com.
Betrachten wir nun ein stärker konzentriertes Portfolio. Nehmen wir an, dass der Anleger beschlossen hat, nur in fünf Aktien zu investieren. Die Streuung der Ergebnisse in diesen Portfolios ist enorm, wobei das schlechteste Portfolio in den 24 Jahren 94 % seines Wertes verloren und das beste Portfolio um 1.281 % zugelegt hätte.
Abbildung 2 zeigt die Streuung der annualisierten Renditen aller potenziellen Portfolios aus fünf Aktien. 40 % aller Portfolios übertrafen den S&P 500 und den diversifizierten Korb von zehn Aktien, während 60 % der Portfolios schlechter abschnitten als der S&P 500. Eine weitere Analyse ergibt, dass der Unterschied zwischen dem Übertreffen des S&P 500 und dem Verfehlen des S&P 500 auf die Investition in Amazon zurückzuführen ist. Jedes einzelne Portfolio, das Amazon enthielt, schlug den Markt.
Abbildung 2: Verteilung der annualisierten Renditen seit Dezember 1998 für alle möglichen Portfolios von fünf Aktien
Quellen: WisdomTree, Bloomberg. Von Dezember 1998 bis Juni 2023. In USD.
Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Die offensichtliche Schlussfolgerung ist, dass das „Erkennen“ des Wachstumspotenzials des Internets zwar langfristig eine gewinnbringende Investition hätte sein können, dass aber ein positives Ergebnis nicht davon abhängt, die vielen Unternehmen zu meiden, die es nicht geschafft haben, sondern davon, sich das eine Unternehmen zu sichern, das den Kampf gewonnen hat.
Schlussfolgerung
Mit thematischen Investments können Anleger attraktive Wachstumsquellen erschließen. Dieses thematische Wachstum erstreckt sich jedoch nicht gleichmäßig auf alle Aktien des Themas. Schließlich ist es eine „Winner-takes-all“-Welt. Der Erfolg einer thematischen Anlage hängt daher von den folgenden Faktoren ab:
Ein solcher diversifizierter Ansatz kann das Engagement der Anleger im nächsten Apple vergrößern und gleichzeitig das potenziell katastrophale Risiko verringern, es zu verpassen.
Quellen
1 Hinweis: In einem Winner-takes-all-Markt erhält ein Angebot, das gegenüber den Wettbewerbern bevorzugt wird, einen überproportional großen Anteil der Einnahmen für diese Art von Angebot.
2 Quelle: WisdomTree, Bloomberg. 31. Dezember 1998 bis 30. Juni 2023.
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