Nach einem miserablen Jahr 2022 verzeichneten die Aktienmärkte 2023 eine recht kräftige Erholung. Sie erhielten Aufwind durch künstliche Intelligenz (KI), verlangsamte Zinserhöhungen und bessere Inflationszahlen. Allerdings überraschte dieser Aufschwung durch seine mangelnde Breite. Die Überkonzentration von nach Marktkapitalisierung gewichteten Aktienindizes auf der ganzen Welt – und vor allem in den USA – ist seit einigen Jahren ein ständiges Thema, aber 2023 war das Problem besonders akut.

 

Der S&P 500 steht und fällt mit den „Glorreichen Sieben“

Bereits im Jahr 2022 stand die negative Performance der Aktienmärkte ganz im Zeichen der Tech-Titel.
Die Herausforderungen durch steigende Zinsen, ein nachlassendes Wachstum und geringere IT-Ausgaben für Tech-Aktien (insbesondere Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet, Meta, Nvidia und Tesla – die „Glorreichen Sieben“) beeinträchtigten die Marktentwicklung. Der Beitrag dieser sieben Titel zum Einbruch des S&P 500 um 18,1 % betrug insgesamt ein Minus von rund 11 %1. Im Jahr 2023 ist die Renditekonzentration mit 11,3 % der Wertentwicklung des S&P 500 von 14,3 %  sogar noch akuter.

 

 

Abbildung 1: Beitrag der Glorreichen Sieben zur laufenden Jahresperformance des S&P 500

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Source: WisdomTree, Bloomberg. 31. Dezember 2022 bis 15. September 2023 in USD. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken. 

 

 

In diesem Jahr war die Konzentration so akut, dass der NASDAQ im Juli eine außergewöhnliche Neugewichtung vornehmen musste, um einen Teil der Gewichtung im NASDAQ 100 von diesen Titeln zu verlagern.

 

 

Indexkonzentration: seit Langem abzusehen

Eine Betrachtung der Top-Positionen in einem Index verschafft einen guten Überblick über die Konzentration des Portfolios. Ein systematischerer Ansatz zur Bewertung dieser Konzentration in verschiedenen Indizes ist jedoch der Vergleich der „effektiven Anzahl der Aktien“ im Index mit der Gesamtzahl der Aktien im Index.

 

Die effektive Anzahl der Aktien bringt zum Ausdruck, wie viele unabhängige Aktien das gleiche Maß an Diversifikation wie der Index schaffen würden, und wird wie folgt berechnet:


 

diversification when market cap 2

 

 

Abbildung 2 zeigt die Konzentration des S&P 500 im Laufe der Zeit seit Beginn der 1990er Jahre. Wir können feststellen, dass sich die Konzentration auf ihrem Allzeithoch befindet. Außerdem sollte erwähnt werden, dass die Konzentration das letzte Mal im März 2000 so akut war (sogar etwas weniger akut) – kurz vor dem Dotcom-Crash.

Im August 2023 belief sich die Konzentration auf 87,7 % – die effektive Anzahl der Aktien im S&P 500 betrug also lediglich 61.

 

 

 

Abbildung 2: Konzentration des S&P 500 im Laufe der Zeit

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Source: WisdomTree, FactSet, Bloomberg. 31. Dezember 1989 bis 31. August 2023 in USD. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken. 

 

 

Verringerung der Konzentration in Anlegerportfolios – fundamentale oder thematische Gewichtung
Diese Konzentration in nach Marktkapitalisierung gewichteten Aktienindizes ist in vielerlei Hinsicht besorgniserregend. Im Grunde bedeutet sie, dass Anleger nicht ausreichend diversifiziert sind, wenn sie in nach Marktkapitalisierung gewichtete Indizes investieren. Das könnte die versteckten Risiken und die Volatilität ihrer Portfolios erhöhen. 

Bei einer derartigen Konzentration werden häufig gleichgewichtete Indizes als Lösung vorgeschlagen. Sicherlich wird dadurch das Konzentrationsproblem angegangen, es ist jedoch nicht die einzige Antwort.

 

 

An Fundamentaldaten orientierte oder thematische Indizes können ebenfalls zur Verringerung der Konzentration beitragen. Abbildung 3 stellt die Konzentration und die Gewichtung der Glorreichen Sieben in beispielhaften Indizes dar, auch in denen von WisdomTree:

 

 

Abbildung 3: Konzentration und Gewichtungen der Glorreichen Sieben in unterschiedlichen Indizes

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Source: WisdomTree, FactSet, Bloomberg. Stand: 31. August 2023, in USD. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken. 

 

Es ist ersichtlich, dass die Beispiele sowohl für den nach Fundamentaldaten gewichteten Index als auch für die thematischen Indizes eine geringere Konzentration und niedrigere Allokation auf die Glorreichen Sieben aufweisen. Durch die alleinige Auswahl von Unternehmen mit hoher Rentabilität und wachsenden Dividenden sowie die Gewichtung nach gezahlter Bardividende weist der WisdomTree Global Quality Dividend Growth UCITS Index eine geringere Konzentration von 85 % gegenüber dem MSCI World mit 91 % auf. Darüber hinaus investiert der Index lediglich 8,8 % in die Glorreichen Sieben gegenüber einem Niveau von 18,8 % im MSCI World.



Außerdem ist die Konzentration in allen thematischen Indizes, die in Abbildung 3 dargestellt sind, äußerst niedrig. Beispielsweise beträgt die Konzentration des BVP Nasdaq Emerging Cloud Index 1 %. Darüber hinaus investieren sechs dieser acht thematischen Indizes überhaupt nicht in die Glorreichen Sieben, sodass die Diversifikation sehr hoch ist.

 

 

Schlussfolgerung
Diversifikation birgt das Potenzial, Anlageergebnisse insgesamt zu verbessern. In den letzten Jahrzehnten haben Anleger Produkte, die breite Aktienindizes abbilden und normalerweise nach Marktkapitalisierung gewichtet sind, als Mittel zur Verbesserung der Diversifikation in ihren Portfolios eingesetzt. Leider ist dieses Instrument aufgrund von Überkonzentration inzwischen schwächer und weniger wirksam. Als Alternative könnten Anleger auf andere Strategien zurückgreifen, etwa nach Fundamentaldaten gewichtete Strategien oder thematische Strategien, um ihre Diversifikation zu erhöhen.

 

 


 

 

Sources

1 WisdomTree, Bloomberg. 31 December 2021 to 31 December 2022 in USD.

2 WisdomTree, Bloomberg. 31 December 2022 to 15 September 2023 in USD.

 

 

 

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