Im Bitcoin-Netzwerk findet etwa alle vier Jahre das Bitcoin-„Halving“ (oder „Halvening“, wie manche sagen) statt. Bei diesem Ereignis wird die Anzahl der neu ausgegebenen (oder geminten) Bitcoins halbiert und das Angebot daher reduziert. Irgendwann um 2140 wird das Gesamtangebot von 21 Millionen Bitcoins gemint sein und es kommt kein neues Angebot mehr auf den Markt. Nach dem Einmaleins der Volkswirtschaftslehre würde diese Verknappung des Angebots bei gleichbleibender Nachfrage zu höheren Preisen führen – was bei früheren Ereignissen wie diesem auch zu beobachten war. Wird dies erneut eintreten?

 

Konzepte des Halvings

 

Ungefähr alle zehn Minuten wird der Blockchain ein neuer Block hinzugefügt, der die Transaktionen von Personen aus der ganzen Welt im Bitcoin-Netzwerk aufzeichnet. Damit diese Blöcke der Blockchain hinzugefügt werden, muss eine Person oder ein Computer dies tun. Dafür sind Bitcoin-Miner verantwortlich. Sie stellen Transaktionen zu Blöcken zusammen, deren Richtigkeit sie im Verlauf des Prozesses überprüfen, und fügen diese Blöcke der Blockchain hinzu. Dafür ist ihnen ein Anreiz geboten. Dieser Anreiz besteht in der „Block-Belohnung“, die zu einem Teil aus neu „geminten“ Bitcoins, der sogenannten Blocksubvention, und zum anderen Teil aus Transaktionsgebühren besteht, die von denjenigen gezahlt werden, die Transaktionen durchführen. Zusammengenommen ist dies der Lohn für ihre Bemühungen. Alle 210.000 Blöcke – d. h. etwa alle vier Jahre – wird die Blocksubvention halbiert. Folglich werden Minern weniger Bitcoins für dieselbe Tätigkeit gezahlt, und die neu geminten Bitcoins, die in Umlauf kommen, werden verringert. Die an Miner gezahlten Tageseinnahmen und die jeweilige Block-Belohnung sind in der nachstehenden Abbildung 1 dargestellt, wobei die Halvings durch die abwärts gerichteten „Schritte“ bei der Blocksubvention repräsentiert sind.

 

Abbildung 1: Block-Belohnungen und Bitcoin-Miner-Einnahmen (BTC)

Quellen: Glassnode, WisdomTree, Stand: April 2024.

 

Anschließend wird bei jedem Halving-„Zyklus“ ein fester Betrag an Bitcoins ausgegeben, der von der Blocksubvention abhängt (210.000 Blöcke x Blocksubvention = neu geminte Bitcoins, die an die Miner gezahlt werden). Die Halving-Ereignisse wiederholen sich, bis die Blocksubvention unerheblich wird. Zu diesem Zeitpunkt kommt kein neues Angebot mehr hinzu – das im Umlauf befindliche Angebot ist alles, was es jemals geben wird: 21 Millionen Bitcoins. Das lässt sich im Code an zwei verschiedenen Stellen überprüfen, nämlich in der Funktion, die die Blocksubvention definiert, sowie in einer weiteren Funktion, die den Höchstwert explizit festlegt. Diese Angebotsdynamik ist in Abbildung 2 dargestellt.

 

Abbildung 2: Je Halving-Zyklus geminte Bitcoins und im Umlauf befindliches Angebot, Millionen

Quellen: Capital.com, Zenledger.io, WisdomTree 2024.

 

Die weiteren Auswirkungen für Anleger

 

Das Halving hat dreierlei Auswirkungen:

1. Geringere auf Bitcoin lautende Zahlungen für Miner (niedrigere Blocksubvention)

2. Geringeres Angebot, das hinzukommt, mit einem maximalen Angebot von 21 Millionen

3. Bitcoin hat eine alternative, transparente Geldpolitik, die ein alternatives Anlageengagement bietet

 

Die erste Auswirkung ist, dass das Ereignis bei sonst gleichen Bedingungen, einschließlich des Bitcoin-Preises in US-Dollar, Druck auf die Miner ausüben kann. Denn sie tragen Inputkosten in Form von Energie für den Betrieb der Computer, die die Blöcke zur Blockchain hinzufügen. Wenn der USD-Preis nicht über den Inputkosten bleibt, könnten schlecht kapitalisierte Bitcoin-Mining-Unternehmen gezwungen sein, zu konsolidieren, umzustrukturieren oder zu schließen. Anleger mit Engagements in Bitcoin-Mining-Aktien sollten diese Dynamik im Auge behalten, wenn sich der Bitcoin-Preis in den kommenden Wochen weiterentwickelt.

 

Die zweite Auswirkung ist der allgemeine Rückgang des Bitcoin-Angebots, das in Umlauf kommt. Da nur eine bestimmte Anzahl von Blöcken pro Tag verarbeitet wird, werden die Miner für jeden dieser Blöcke mit weniger neu geminten Bitcoin belohnt. Die Blocksubvention wird in ein paar Tagen von 6,25 auf 3,125 Bitcoins gesenkt und markiert einen Zeitpunkt, an dem 19,7 Millionen Bitcoins (oder fast 94 % des Angebots) im Umlauf sind. Da diese Subventionen regelmäßig „halbiert“ werden, schrumpft die Gesamtzahl der neu geschaffenen Bitcoins, bis schließlich 0 und ein maximaler Umlauf von 21 Millionen Bitcoins erreicht sind.

 

Die dritte dient als Erinnerung an die transparente und unveränderliche Geldpolitik, die durch die Bitcoin-Software umgesetzt wird. Es stellt sich weder die Frage, ob und wann diese Verringerung der Emissionen stattfindet, noch gibt es eine Gruppe von Entscheidungsträgern, wie beispielsweise die der Zentralbanken, die „auf Daten reagieren“, um die besten politischen Maßnahmen für die Zukunft zu bestimmen. In einer Fiat-Welt, in der das Inflationsziel von 2 % die Kaufkraft ständig schmälert, kann Bitcoin als vernünftige Alternative zu diesem Fiat-System dienen und neben anderen Vermögenswerten wie Gold einen langfristigen Wertspeicher bieten.

 

Ist es zu spät?

 

Angesichts der Entwicklung der letzten Zeit fragen sich Anleger, die diesen Beitrag lesen, vielleicht, ob es nicht schon zu spät ist. Die Antwort lautet nein. Viele Institutionen fangen gerade erst an, diese Art von Investitionen zu bewerten oder zu tätigen – somit hat die gesamte Marktkapitalisierung von Bitcoin einen Wert von 1,3 Billionen USD erreicht, der fast ausschließlich auf Privatanleger entfällt. Da ein erheblicher Teil des weltweiten Kapitals in diesem Bereich noch nicht eingesetzt wurde, stehen wir erst am Anfang. Wir konnten das wir bei der Einführung börsengehandelter Bitcoin-Spotfonds (ETFs) in den USA beobachten. In den darauffolgenden Wochen flossen etwa 10 Milliarden USD in diese Fonds – und bis Mitte März sammelten sich über 200.000 Bitcoins an. Innerhalb weniger Wochen überstieg die ETF-Nachfrage fast ein Viertel aller Bitcoins, die in den nächsten vier Jahren gemint werden, und übertraf alle Bitcoins, die nach dem Jahr 2032 gemint werden.

 

Angaben zum Bitcoin-Halving-Zyklus

 Ereignis 
 Datum   Block 
 Blocksubvention 
 Gemintes Angebot 
 Angebot im Umlauf 
 Angebot im Umlauf % 
 Launch   Januar 2009   0   50,00   10.500.000   10.500.000   50,0 % 
 Halving 1   November 2012   210.000   25,00   5.250.000   15.750.000   75,0 % 
 Halving 2   Juli 2016   420.000   12,50   2.625.000   18.375.000   87,5 % 
 Halving 3   Mai 2020   630.000   6,25   1.312.500   19.687.500   93,8 % 
 Halving 4   April 2024   840.000   3,13   656.250   20.343.750   96,9 % 
 Halving 5   Schätzung für 2028   1.050.000   1,56   328.125   20.671.875   98,4 % 
 Halving 6   Schätzung für 2032   1.260.000   0,78   164.063   20.835.938   99,2 % 
 Halving 7   Schätzung für 2036   1.460.000   0,39   82.031   20.917.969   99,6 % 
 Halving 8   Schätzung für 2040   1.680.000   0,20   41.016   20.958.984   99,8 % 

Quellen: Capital.com, Zenledger.io, WisdomTree 2024. Gemintes Angebot, Angebot im Umlauf, Angebot im Umlauf % zum Ende des Zeitraums (Halving-Zyklus).

 

Außerdem waren Halving-Ereignisse in der Vergangenheit ein guter Zeitpunkt, um Allokationen vorzunehmen. In früheren Zyklen folgten auf Halvings deutlich positive Kursentwicklungen, die jeweils innerhalb von etwa einem Jahr nach Beginn ein Vielfaches der ursprünglichen Investition einbrachten. Wir wissen, dass die Zukunft ungewiss ist. Wir können nicht auf die Geschichte zurückblicken, um vorherzusagen, was als Nächstes passieren wird. Dennoch lässt sich feststellen, dass sich ein Muster herausgebildet hat, das mit den oben genannten grundlegenden Aussagen zu Angebot und Nachfrage übereinstimmt.

 

 Ereignis 
 Datum   1M-Rendite 
 6M-Rendite 
 1J-Rendite 
 Erstes Halving   November 2012   9,1 %   923,7 %   8136,9 % 
 Zweites Halving   Juli 2016   -10,9 %   37,2 %   281,2 % 
 Drittes Halving   Mai 2020   8,4 %   82,5 %   559,5 % 

Quelle: Glassnode, WisdomTree 2024.

 

Es wird interessant sein, zu sehen, wie sich die Dinge in den kommenden Wochen entwickeln. Dieses Halving ist das erste mit so großem Medieninteresse. Traditionelle Finanznachrichtendienste wie Bloomberg und CNBC haben darüber berichtet, ebenso wie über den verbesserten Zugang durch das weithin verfügbare Angebot an börsengehandelten Produkten (ETP) und ETFs sowie über den Einstieg von Institutionen. Vor dem Hintergrund dieser positiven Dynamik lässt sich nur schwer dagegen argumentieren, dass sich die Geschichte wiederholt.

Wichtige Informationen

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