Europa treibt seine Agenda zur Wiederaufrüstung voran. Vor diesem Hintergrund bleibt das Vereinigte Königreich (UK) ein wichtiger Akteur in der Rüstungs-Wertschöpfungskette, auch wenn es nicht mehr Teil der Europäischen Union (EU) ist. Obwohl das Vereinigte Königreich vom 150 Milliarden Euro schweren EU-Fonds für die Wiederaufrüstung im Verteidigungsbereich1 ausgeschlossen ist, steht es aufgrund seiner starken industriellen Verflechtung, seiner historischen Zusammenarbeit und seiner zukunftsweisenden Strategien im Mittelpunkt des Wiederaufschwungs der europäischen Verteidigung.
Die Rüstungsindustrie und das Militär des Vereinigten Königreichs sind auch außerhalb des EU-Rahmens weiterhin wichtige Kraftmultiplikatoren für die europäische Sicherheit. Das hat beträchtliche Folgen für Anleger und Interessengruppen im Verteidigungssektor und unterstreicht, dass Europas Streben nach strategischer Autonomie nach wie vor stark von britischem Know-how, Technologie und Führung abhängt.
Industrielle und technologische Integration in europäischen Projekten
Eine der stärksten Verbindungen, die das Vereinigte Königreich mit dem Wiederaufschwung der europäischen Verteidigung verknüpfen, ist die industrielle Integration. Wichtige britische Rüstungsunternehmen sind eng mit multinationalen europäischen Waffenprogrammen verwoben. Beispielsweise wird der Eurofighter Typhoon – Europas Flaggschiff unter den Mehrzweckkampfflugzeugen – von einem Konsortium von Unternehmen aus vier Ländern entwickelt und hergestellt. Das britische Unternehmen BAE Systems baut große Teile des Typhoon zusammen mit Airbus (Deutschland/Spanien) und Leonardo (Italien) im Rahmen eines Joint Ventures (Eurofighter GmbH), das über eine NATO2-Vertretung aller Partnerländer verwaltet wird. Auch die Triebwerke des Typhoon (EJ200-Turbofan) werden von einer Allianz aus dem britischen Unternehmen Rolls-Royce, der deutschen MTU Aero Engines, der italienischen Avio und der spanischen ITP gebaut, einem paneuropäischen Konsortium für Triebwerke (EuroJet Turbo GmbH), das speziell für dieses Projekt gegründet wurde.
Aufgrund dieser Vereinbarungen ist die britische Industrie automatisch an der Arbeit und den Erlösen beteiligt, wenn Kontinentaleuropa seine Kampfflotten aufrüstet. Ein weiteres Paradebeispiel ist MBDA, Europas integrierter Raketenhersteller. MBDA wurde durch die Zusammenlegung der Raketensparten britischer, französischer und italienischer Unternehmen gegründet und befindet sich im gemeinsamen Besitz von BAE Systems (UK), Airbus (europaweit) und Leonardo (Italien).3
Es beschäftigt über 13.000 Mitarbeiter (mehr als 4.000 allein im Vereinigten Königreich) und liefert einen Großteil der hochmodernen Munition, die von europäischen Streitkräften beschafft wird. Wenn EU-Länder in Raketen wie die Luft-Luft-Rakete Meteor oder den Marschflugkörper Storm Shadow/SCALP investieren, investieren sie damit in eine Lieferkette, die das Vereinigte Königreich einschließt. Die Eigentümerstruktur von MBDA (BAE: 37,5 %, Airbus: 37,5 %, Leonardo: 25 %) ist ein Beispiel dafür, wie tief britische Technologie in der europäischen Verteidigungsindustrie verankert ist.2
Präzision und Machtprojektion
Darüber hinaus steuern britische Unternehmen Nischentechnologien und Forschung und Entwicklung bei, die europäische Projekte unterstützen. QinetiQ, ein im Vereinigten Königreich ansässiges Unternehmen für Verteidigungstechnologie, arbeitet an verschiedenen europäischen Forschungsinitiativen im Verteidigungsbereich mit – von Robotik über künstliche Intelligenz bis hin zu Test und Bewertung neuer Systeme. Die britische Luft- und Raumfahrttechnik (z. B. die Triebwerke oder Reaktionsräder für Satelliten von Rolls-Royce) und das Know-how in der Elektronik (Radar, Sensoren, Cybersicherheit) sind häufig Teil gemeinsamer Entwicklungen mit europäischen Partnern. Das Vereinigte Königreich verfügt über fortschrittliche Angriffskapazitäten, die Europas Offensiv- und Abschreckungsoptionen stärken. Die mit Tomahawk-Marschflugkörpern ausgestatteten U-Boote der Royal Navy können Ziele aus großer Entfernung angreifen, und die Kampfflugzeuge der Royal Air Force (Typhoons und F-35B Lightning Stealth Jets) sind mit Storm Shadow-Marschflugkörpern und anderer Präzisionsmunition ausgerüstet.
Die Investition des Vereinigten Königreichs in zwei neue Flugzeugträger der Queen-Elizabeth-Klasse verschafft Europa neben Frankreich die einzigen echten Trägerkampfgruppen, die F-35-Jets der fünften Generation weltweit einsetzen können. Diese vom Vereinigten Königreich bereitgestellte expeditionsfähige Luft- und Seemacht erhöht die kollektive Reichweite der NATO vom Nordatlantik bis zum Mittelmeer erheblich. Die europäischen Verbündeten stocken zwar ihre Waffenarsenale auf, sind aber bei komplexen Einsätzen weiterhin auf britische Langstreckenraketen und Marineluftstreitkräfte angewiesen.
Angesichts dieser industriellen Interdependenz kommt der Aufrüstungsboom in Europa britischen Unternehmen direkt zugute – und umgekehrt profitieren die europäischen Streitkräfte von britischen Innovationen. Es liegt auf der Hand, dass der britische Verteidigungssektor durch Joint Ventures, Lizenzvergabe und grenzüberschreitende Lieferketten, die über Jahrzehnte hinweg aufgebaut wurden, immer noch an der Flut europäischer Militärinvestitionen teilhat.
Die Chance mit WisdomTree Europe Defence nutzen
Diese Realität spiegelt sich in der Struktur des WisdomTree Europe Defence UCITS ETF (WDEF) wider, bei dem das Vereinigte Königreich mit 26 %4 des Portfolios die zweitgrößte Länderallokation darstellt. Der börsengehandelte Fonds (ETF) investiert in die erstklassigen Verteidigungsunternehmen des Vereinigten Königreichs, darunter BAE Systems, Rolls-Royce, Babcock International Group, QinetiQ, Chemring und Cohort, die für den mehrere Jahrzehnte andauernden Aufrüstungszyklus Europas unentbehrlich sind. Der WisdomTree Europe Defence UCITS Index priorisiert Unternehmen mit einem höheren Engagement in der Verteidigungsindustrie und weist ihnen einen Exposure Score zu:
Unternehmen werden dann nach ihrer Streubesitz-Marktkapitalisierung gewichtet und um ihren Exposure Score bereinigt. So bietet der WisdomTree Europe Defence UCITS ETF (WDEF) einen ausschließlichen Fokus auf europäische Verteidigungsunternehmen und ermöglicht ein unverwässertes Engagement im Wachstumspotenzial des Sektors.
Die Bewertungen sind noch immer angemessen
Trotz der starken Kursentwicklung sind europäische Rüstungsaktien im Verhältnis zu ihrem Ertragspotenzial nicht überbewertet, obwohl die Militärausgaben steigen und die weltweiten Spannungen zunehmen. Gegenüber US-Aktien für Luft- und Raumfahrt und Verteidigung, die mit höheren historischen KGV5 gehandelt werden, notieren europäische Luft- und Raumfahrt- und Verteidigungswerte immer noch mit niedrigeren KGV und bieten vergleichsweise höhere Qualitätskennzahlen wie Eigenkapitalrendite und Vermögensrendite (siehe unten).
Abbildung 1: Vergleich der Fundamentaldaten
Abbildung 1a.
Quelle: Bloomberg, WisdomTree, Stand: 31. März 2025. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Abbildung 1b.
Quelle: WisdomTree, MSCI, FactSet, Bloomberg, Stand: 28. Februar 2025. Die Bestände der Vergleichswerte wurden von Bloomberg bezogen. Die Fundamentaldaten stammen von FactSet. Die KGWV basieren auf dem zukünftigen KGV und dem geschätzten langfristigen Wachstum. Hinweis: MSCI World A&D Index steht für den MSCI World Aerospace & Defence Index. MSCI Europe A&D Index bezeichnet den MSCI Europe Aerospace & Defence Index. Es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Im Vergleich zu Benchmark-Indizes bietet der WisdomTree Europe Defence UCITS Index mit 24 %6 die höchsten langfristigen Wachstumsschätzungen. Für sich betrachtet erscheint das KGV mit 27,3 hoch. Vergleicht man jedoch das KGV mit dem geschätzten jährlichen Wachstum des Gewinns je Aktie, ergibt sich ein Kurs-Gewinn-Wachstums-Verhältnis (KGWV) von 1,1, das niedriger ist als bei der Konkurrenz.
Was ist nicht im Preis berücksichtigt?
Der WisdomTree Europe Defence UCITS Index ist für ein starkes Gewinnwachstum positioniert: Der Gewinn je Aktie wird 2026 voraussichtlich um 20 % und 2027 um 17 % steigen7. Das spiegelt wachsende Marktanteile, die mehrjährigen Beschaffungszyklen und die steigenden Verteidigungshaushalte in Europa wider. Auch wenn der Cashflow je Aktie vorübergehend einbrechen kann, da die Unternehmen ihre Geschäftstätigkeit ausweiten, dürfte die Verschuldung sinken, was finanzielle Stabilität gewährleistet.
Abbildung 2: Prognosen zum Gewinn je Aktie
Quelle: Bloomberg, WisdomTree, Stand: 9. April 2025. Prognosen sind kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und alle Anlagen sind mit Risiken und Ungewissheiten verbunden.
Ein höheres KGV bedeutet nicht, dass es teuer ist
Auf den ersten Blick mag das derzeitige Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für den europäischen Verteidigungssektor mit 30 überhöht erscheinen. Darin spiegelt sich jedoch das derzeitige Ertragsniveau und nicht die zukünftige Rentabilität wider. Der Verteidigungssektor arbeitet mit langfristigen Verträgen, sodass eine Gewinnsteigerung erst nach einiger Zeit eintritt.
Wenn die Auftragsbestände in den nächsten Jahren in Erlöse umgesetzt werden und die Rentabilität steigt, wird das Gewinnwachstum das KGV natürlich senken. Bis 2026 und 2027 werden die Bewertungsmultiplikatoren angesichts der bereits prognostizierten höheren Gewinnerwartungen attraktiver werden.
Abbildung 3: Fundamentale Kennzahlen – WisdomTree Europe Defence UCITS Index
Quelle: Bloomberg, WisdomTree, Stand: 9. April 2025. Prognosen sind kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und alle Anlagen sind mit Risiken und Ungewissheiten verbunden.
Anleger, die sich an kurzfristigen Bewertungskennzahlen orientieren, könnten die langfristige Ertragsentwicklung des Sektors übersehen. Die Verteidigungsindustrie ist zukunftsorientiert und wird von nachhaltigen Regierungsverträgen und mehrjährigen Beschaffungszyklen angetrieben. Daher handelt es sich eher um eine strategische, langfristige Chance als um einen überbewerteten Trade.
1 Europäischer Parlamentarischer Forschungsdienst, Stand: 28. Februar 2025.
2 NATO: Die North Atlantic Treaty Organisation (Organisation des Nordatlantikvertrags), auch als North Atlantic Alliance bezeichnet, ist ein zwischenstaatliches transnationales Militärbündnis mit 32 Mitgliedstaaten.
3 Mbda-systems.com
4 FactSet, WisdomTree, Stand: 21. März 2025.
5 KGV = Kurs-Gewinn-Verhältnis.
6 WisdomTree, FactSet, Stand: 14. März 2025.
7 Bloomberg, WisdomTree, Stand: 18. März 2025.
Wichtige Informationen
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