Europas Politiker lassen ihren Worten zum Thema Sicherheit endlich Taten folgen. Die Verteidigungsausgaben von NATO-Europa stiegen im Jahr 2024 um 17 % auf rund 326 Milliarden Euro an1. Brüssel besteht nun darauf, dass mindestens 65 % der neuen Beschaffung aus Europa stammen.2 Das deutsche Sondervermögen von 100 Milliarden Euro, Polens Entwicklung in Richtung 4 % des BIP3 und die Zusage des Vereinigten Königreichs, bis 2030 2,5 % des BIP zu erreichen, bedeuten zusammengenommen die größte Remilitarisierung seit dem Kalten Krieg.
Angesichts des politischen Kurswechsels könnte Europa nach NATO4-Szenarien (2,5 %–3,5 % des BIP) bis 2030 jährlich 800–950 Milliarden Euro für die Verteidigung ausgeben, also mehr als doppelt so viel wie 2024 (Abbildung 1). Die Ausgaben für Ausrüstung – der Teil, der direkt an die Auftragnehmer fließt – würden am stärksten steigen.
Abbildung 1: NATO-Szenarien für die Verteidigungsausgaben in Europa
Quelle: Rheinmetall, WisdomTree, Stand: 31. Januar 2025. Prognosen sind kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und alle Anlagen sind mit Risiken und Ungewissheiten verbunden.
Die Industriepolitik leistet weitere Unterstützung: Der Europäische Verteidigungsfonds knüpft Finanzhilfen an europäische Inhalte. Da Europa eine größere Verteidigungsautonomie anstrebt, wollen die Staats- und Regierungschefs eine strengere Kontrolle kritischer Lieferketten von Raketen bis hin zu Panzern. Das Ergebnis ist eine lange, klare Nachfragekurve für Europas Verteidigungsunternehmen.
Ergebnisse des Q1/2025: Was die Zahlen sagen
Mit Blick auf den WisdomTree Europe Defence UCITS Index, der Unternehmen mit bedeutenden Umsatzerlösen aus dem Megatrend Verteidigung in Europa erfassen soll, hatten 14 der 24 Indexwerte bis zum 16. Mai Zahlen für das erste Quartal vorgelegt. Die Bilanz ist erfreulich:
Umsatzwachstum
Das Gesamtwachstum blieb robust: 13 der 14 Unternehmen meldeten im ersten Quartal Umsatzzuwächse, wobei die durchschnittliche Umsatzwachstumsrate +17,7 % betrug (LTM5-Umsatzwachstumsrate im Jahresvergleich). Stellt man diese Daten neben den Fünf-Jahres-Trend, ist die Tendenz unverkennbar. Das gewichtete Umsatzwachstum hat sich von einem Pandemietief von -8 % im Jahr 2021 auf +19 % im Mai 2025 gesteigert (Abbildung 3). Der Spitzenreiter für Landsysteme Rheinmetall gab mit einem Sprung von 42 % den Ton an, aber die Dynamik war breit angelegt: HENSOLDT, Kongsberg, Safran und Leonardo wiesen alle zweistellige Wachstumsraten aus. Nur ein Titel, Kitron, schrumpfte – und das war eher auf den Abbau von Lagerbeständen in der Konnektivitätssparte außerhalb des Verteidigungssektors als auf eine schwächere militärische Nachfrage zurückzuführen.
Abbildung 2: Umsatzwachstum der Indexwerte im Jahresvergleich, die zum 16. Mai 2025 Ergebnisse für das Q1 gemeldet hatten
Quelle: WisdomTree, Bloomberg. Umsatz im Jahresvergleich auf der Grundlage der letzten zwölf Monate (LTM) vs. vorherige LTM zum 16. Mai 2025. Es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Abbildung 3: Gewichtetes durchschnittliches Umsatzwachstum des WisdomTree Europe Defence UCITS Index im Jahresvergleich
Quelle: WisdomTree, Bloomberg. Umsatz im Jahresvergleich auf der Grundlage der letzten zwölf Monate (LTM) vs. vorherige LTM zum 16. Mai 2025. Die Gewichtungen der Indexwerte sind zum 16. Mai 2025 festgelegt. Alle im WisdomTree Europe Defence UCITS Index enthaltenen Werte, für die Daten vorliegen, sind in die Berechnung einbezogen. Es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Konsensschätzungen geschlagen und Aussagen der Konzernchefs
Etwa die Hälfte der Gruppe übertraf6 sowohl die Umsatz- als auch die EBIT-Prognose. Rheinmetall, Thales und Safran beriefen sich auf die „wachsende europäische Nachfrage“, während es sich bei den Unterschreitungen in der Regel um idiosynkratische Gründe handelte: Timing in der Lieferkette (Saab, HENSOLDT) oder schwierige Vergleichswerte (INVISIO). Vor allem aber hat kein Unternehmen seine Vorgaben für 2025 gesenkt. Die Konzernchefs erwähnten immer wieder EU-Haushaltspläne und mehrjährige Rahmenvereinbarungen als Gründe für ihre Zuversicht.
Auftragsboom
Die wahre Geschichte liegt jedoch in den Auftragsbüchern. Das einfache durchschnittliche Verhältnis des Auftragsbestands zu den monatlichen Umsatzzahlen kletterte im Mai auf das 38-Fache gegenüber dem 25-Fachen vor dem Russland-Ukraine-Krieg. Bei den fünf größten Indexwerten überschritt es am 16. Mai 2025 die Marke von 40. Rheinmetall verbuchte in einem einzigen Quartal Aufträge im Wert von 5 Milliarden Euro, Fincantieri steigerte seinen Auftragsbestand im Marinebereich gegenüber dem Vorjahr um 34 % auf 31 Milliarden Euro (etwa das Vierfache seines Jahresumsatzes) und HENSOLDT verzeichnete dank der Eurofighter-Radaraufträge einen neuen Unternehmensrekord. Die Äußerungen der Konzernchefs waren allgemein zuversichtlich. Sie nannten europäische Beschaffungszeitpläne, mehrjährige Rahmenvereinbarungen und die Aufstockung der Munitionsbestände als wichtigsten Rückenwind.
Abbildung 4: Durchschnittliches Verhältnis von Auftragsbestand zu monatlichen Umsatzerlösen der Werte im WisdomTree Europe Defence UCITS Index
Quelle: WisdomTree, Bloomberg. Für jeden Indexwert wird das Verhältnis zwischen Auftragsbestand und monatlichem Umsatz als Wert des Auftragsbestands/(Nettoumsatz der letzten 12 Monate/12) berechnet. Daten per 16. Mai 2025. Alle im WisdomTree Europe Defence UCITS Index enthaltenen Werte, für die Daten vorliegen, sind in die Berechnung einbezogen. Es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Da sowohl das Umsatzwachstum als auch die Deckung des Auftragsbestands in den letzten Jahren gestiegen sind, schlägt sich der Haushaltsaufschwung unseres Erachtens bereits in Aufträgen und rentablem Wachstum nieder – lange bevor viele der wichtigsten Programme (z. B. Eurodrone, European Main Battle Tank, GCAP usw.) in die Serienproduktion übergehen.
Intensität des Engagements und Marktprämien
Der Index gruppiert seine Mitglieder nach Exposure Score – einer Regel in seiner Methodik, die angibt, welcher Umsatzanteil der einzelnen Unternehmen aus dem Verteidigungsbereich stammt:
Abbildung 5: Indexgewichtung, mittleres Umsatzwachstum und mittlere 1-Jahres-Performance nach Exposure Score
Quelle: WisdomTree, Bloomberg. Daten per 16. Mai 2025. Das Umsatzwachstum ist im Jahresvergleich auf der Grundlage der letzten zwölf Monate (LTM) vs. vorherige LTM zum 16. Mai 2025. Alle im WisdomTree Europe Defence UCITS Index enthaltenen Werte, für die Daten vorliegen, sind in die Berechnung einbezogen. Es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Es überrascht nicht, dass die Gruppe mit einem hohen Umsatzanteil in der Verteidigung die kräftigsten Umsatzzuwächse und die stärkste Aktienperformance zeigt – die Kurse von Rheinmetall, RENK und HENSOLDT haben sich im vergangenen Jahr alle mindestens verdoppelt. Diese Unternehmen repräsentieren rund 70 % des aktuellen Portfolios. Die Beibehaltung von Unternehmen mit einem niedrigeren Exposure Score, wie z. B. Airbus und Rolls-Royce, ist jedoch strategisch sinnvoll. Denn diese Titel liefern Antriebs- und Teilsysteme, die im Mittelpunkt der europäischen Wiederaufrüstungsprogramme stehen, und ihre zivile Diversifikation dämpft das programmspezifische Risiko. Darüber hinaus haben mehrere Unternehmen mit einem niedrigeren Exposure Score begonnen, ihr Verteidigungsgeschäft auszubauen: Die Übernahme der Aktuatoren von Collins Aerospace durch Safran wird dessen Anteil im Verteidigungsbereich anheben, während das „EuropaSat“-Joint-Venture von Airbus mit Thales das Engagement bei sicherer Kommunikation verstärkt. Die Beibehaltung dieser Mischung schafft ein Gleichgewicht zwischen reinem Antriebsmoment und industrieller Breite.
Ausblick: Prognosesicherheit über das Jahrzehnt hinaus
Auftragsbücher im Volumen vom 38-Fachen des monatlichen Umsatzes geben Rüstungsunternehmen eine beispiellose Umsatztransparenz. Da Brüssel Finanzmittel an europäische Inhalte bindet und neue grenzüberschreitende Programme (Eurodrone, FMBT, GCAP) in die Vergabephase eintreten, dürfte die Nachfrage noch steigen. Risiken wie Lieferengpässe, Unruhe durch Wahlen und das Aufkommen von Zöllen müssen im Auge behalten werden, aber kein Managementteam geht derzeit davon aus, dass diese Faktoren den Ausblick gefährden. Selbst wenn NATO-Europa bei 3 % des BIP haltmacht (mittleres Szenario), könnten sich die Umsatzzahlen börsennotierter Verteidigungstitel bis 2030 immer noch verdoppeln. Der Superzyklus bleibt in vollem Gange.
Reines Engagement im europäischen Verteidigungssektor mit WisdomTree
Anleger, die sich engagieren wollen, können auf den WisdomTree Europe Defence UCITS ETF (WDEF) setzen. WDEF bildet den WisdomTree Europe Defence UCITS Index ab und wendet das Revenue Exposure Score Framework, Liquiditätsscreens und Obergrenzen an, um einen thematischen Korb zu bieten, der auf die Unternehmen ausgerichtet ist, die am stärksten von der Wiederaufrüstung Europas profitieren. Dank OGAW-Konformität, halbjährlichem Rebalancing und einer Single-Trade-Lösung ist der Fonds eine praktische Option, um am strukturellen Rüstungsaufschwung der Region zu partizipieren.
1Politico: EU defense spending projected to boom to €326B
2Reuters: EU envoys reach deal on 150 billion euro arms fund
3Bruttoinlandsprodukt.
4Die North Atlantic Treaty Organisation (Organisation des Nordatlantikvertrags) ist ein zwischenstaatliches transnationales Militärbündnis mit 32 Mitgliedstaaten.
5LTM = Last Twelve Months (letzte zwölf Monate).
6„Übertreffen“ bedeutet, dass der von einem Unternehmen ausgewiesene Umsatz über den Schätzungen der Analysten liegt, während „unterschreiten“ heißt, dass der Umsatz hinter diesen Prognosen zurückbleibt.
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