Es kommen Fragen über die Dauerhaftigkeit des Megatrends Künstliche Intelligenz (KI) auf, zugleich verschärfen die politischen Entscheidungsträger in Washington und Peking ihre Zolldrohungen, die eine Umgestaltung der globalen Tech-Lieferketten bewirken könnten. Daher debattieren Anleger zunehmend darüber, ob der Infrastrukturausbau, der die vergangenen zwei Jahre bestimmt hat, anhalten wird. Während sich der Enthusiasmus einst um Halbleiter, Grundlagenmodelle und Anwendungsschichten drehte, wandelt sich die Aufmerksamkeit. Unter der Oberfläche dieser Innovationen verbirgt sich etwas Handfesteres: der Beton, die Kühlung und die Verkabelung des modernen Rechenzentrums.
Obwohl sie die physische Grundlage jedes KI-Trainingslaufs und jeder Echtzeit-Inferenz bilden, sind Real Estate Investment Trusts (REITs) für Rechenzentren für viele Anleger noch immer eine zweitrangige Überlegung. Warum sollten Sie Digital Realty oder Equinix in Betracht ziehen, wenn Sie Nvidia oder Microsoft kaufen können? Diese Sichtweise könnte jedoch kurzsichtig sein.
Auf dem Weg in die zweite Hälfte des Jahres 2025 ist die Infrastruktur von Rechenzentren nicht nur ein wesentlicher Bestandteil der digitalen Wirtschaft, sondern auch eine potenzielle antizyklische Chance. Da Hyperscaler1 ihre Strategien neu ausrichten, bieten die Einrichtungen, in denen ihre Rechencluster untergebracht sind, möglicherweise ein dauerhafteres Engagement in der langfristigen KI-Nachfrage, als viele erwarten. In der nächsten Phase der KI-Investitionen geht es möglicherweise weniger um spekulative Software als vielmehr um die Sicherung von physischer Kapazität, Bandbreite und Energie.
Der unsichtbare Motor der KI
Generative KI verschlingt Rechenleistung in bisher ungekanntem Ausmaß. Microsoft Azure, Google Cloud und Amazon Web Services rechnen mit beispiellosen Investitionsausgaben zur Unterstützung von Workloads der nächsten Generation. Es wird für uns alle interessant sein zu beobachten, wie oder ob sich diese Zahlen angesichts der wechselnden wirtschaftlichen Gezeiten in verschiedenen Ländern verändern:
Nvidia-CEO Jensen Huang unterstrich diese Dringlichkeit auf der GTC-Konferenz 2025: Die Nachfrage nach KI-Rechenleistung ist aufgrund der Zunahme der agentenbasierten KI „100-mal stärker gestiegen, als wir letztes Jahr um diese Zeit dachten“. Mit Blick auf die Zukunft prognostizierte er, dass bis 2028 die jährlichen Investitionsausgaben für KI-Recheninfrastruktur 1 Billion US-Dollar übersteigen könnten. Das zeigt nicht nur die derzeitige Knappheit, sondern auch das Ausmaß der Investitionen, die erforderlich sein könnten, um mit der zunehmenden Komplexität der Modelle und dem globalen Ausbau Schritt zu halten.5
Warum also nicht einfach in die Hyperscaler anlegen?
Das ist eine faire Frage. Microsoft, Amazon und Alphabet dominieren die KI-Infrastruktur und profitieren von vertikaler Integration, globaler Reichweite und einem verankerten Vertrieb. Aus der Anlageperspektive ist ihr Engagement in Rechenzentren jedoch unter anderen Geschäftsbereichen begraben – Ad-Tech, Privatkunden, Geräte und Software. Ein Beispiel: Wir haben die Schlagzeilen über das Werbemonopol von Alphabet verfolgt, sein zweites Urteil dieser Art.6 Es ist eine wichtige und sich weiterentwickelnde Geschichte für Alphabet, lenkt aber vom allgemeinen Wachstum von Rechenzentren ab.
Im Gegensatz dazu bieten Rechenzentrums-REITs und Infrastrukturentwickler etwas anderes: ein reines, maßvolles Engagement in der Rechenebene.
Rechenzentrums-REITs: Weiterentwicklung für das Zeitalter der KI
REITs wie Equinix (EQIX) und Digital Realty (DLR) sind alles andere als passive Vermieter. Sie positionieren sich neu, um KI-Workloads mit hoher Dichte zu bedienen:
Diese REITs investieren jetzt in Flüssigkeitskühlsysteme, GPU-fähige Pods (Grafikprozessor) und modulare Erweiterungen. Zum Mieterkreis gehören zunehmend KI-Labors, GPU-Start-ups und Inferenzbereitstellungen für Unternehmen.
Die neue mittlere Ebene: CoreWeave und der Aufstieg der KI-Cloud-Spezialisten
Irgendwo zwischen den Hyperscalern und den REITs gibt es eine aufstrebende Generation von „KI-nativen“ Cloud-Infrastrukturunternehmen. Am bekanntesten ist CoreWeave:10
Der Ansatz von CoreWeave steht stellvertretend für eine neue Marktnische: Hyperscaler und KI-Entwickler mieten GPU-reiche Kapazitäten von spezialisierten Anbietern. Die Wirtschaftsdaten sind riskant, da CoreWeave eine hohe Schuldenlast und Kundenkonzentration aufweist, aber das Modell beweist, dass es Raum für vertikale Skalierung jenseits von Big Tech gibt.
Ein globaler Ausbau: Segro, SoftBank und die neue Geografie der Datenverarbeitung
Das Ergebnis? Rechenzentren sind nicht nur ein US-Thema oder eine Geschichte der Hyperscaler. Sie sind heute eine weltweit wettbewerbsfähige Anlageklasse.
Fazit: Anlage in die Rechenebene
Die Zukunft der KI wird in Beton gebaut und mit Wasser gekühlt. Ob durch Hyperscaler-Investitionen oder REIT-Erweiterungen – es fließt Kapital in die Grundlage der Datenverarbeitung.
Rechenzentrums-REITs bieten eine einzigartige und unterschätzte Perspektive: verlässlicher Cashflow, langfristige Mietverträge und steigende Preismacht durch KI-optimierte Kapazitäten. Für Anleger, die sich an der Infrastruktur beteiligen wollen, die die KI-Wirtschaft antreibt – ohne den Ballast von Ad-Tech- oder Privatkunden – verdienen diese Anlagen vielleicht einen Aufschlag und keinen Abschlag. Kurzum: Vernachlässigen Sie nicht die Immobilien, die sich hinter der Revolution verbergen. Dort wird die Zukunft gebaut.
Das Angebot von WisdomTree
Der WisdomTree New Economy Real Estate UCITS ETF (WTRE) bietet ein diversifiziertes Engagement in technologieorientierten Immobilienunternehmen, wobei Rechenzentren eine wichtige Komponente sind. Wie wir in diesem Beitrag festgestellt haben, haben sich viele mit dem Megatrend KI befasst und einige der weltweit größten Unternehmen, Halbleiterhersteller und Softwarefirmen betrachtet. Wenn die Leute darüber nachdenken, wo ein Großteil dieser Hardware „lebt“, lautet die Antwort „in Rechenzentren“.
1Bezeichnung für die größten Anbieter von Datenverarbeitungsinfrastruktur, zumeist bezogen auf Microsoft, Amazon und Alphabet.
2Quelle: Rangan et al., „Investing aggressively ahead of AI opportunity while remaining prudent, focused on long-term ROI – MSFT NDR takeaways“, Goldman Sachs Research, 24.03.25.
3Quelle: https://www.aboutamazon.com/news/company-news/amazon-ceo-andy-jassy-2024-letter-to-shareholders
4Quelle: Kendrick Cai, „Alphabet reaffirms $75 billion capital spending plan in 2025 despite tariff turmoil“, Reuters, 09.04.25.
5Quelle: Tae Kim, „Nvidia's Disconnect: An Improving Business With a Cheaper Stock“, Barron's, 21.03.25.
6Quelle: Tae Kim, „Google Is Ruled a Monopolist for Second Time in Latest Federal Trial“, Barron's, 17.04.25.
7Quelle: https://www.equinix.com/newsroom/press-releases/2025/02/equinix-reports-strong-fourth-quarter-and-full-year-2024-results
8Quelle: https://www.digitalrealty.com/about/newsroom/press-releases/123308/digital-realty-reports-fourth-quarter-2024-results
9Quelle: Dan Swinhoe, „Q4 2025 data center colocation results: Digital Realty, Equinix, and Iron Mountain“, Data Center Dynamics, 27.02.25.
10Quelle: Tabby Kinder & Robert Smith, „CoreWeave tests investor risk appetite with $7.5bn in looming debt repayments“, Financial Times, 21.03.25.
11Quelle: Joshua Oliver, „Segro partners with Oaktree-owned Pure on 1 billion GBP data centre in London“, Financial Times, 3.25.25.
12Quelle: Hammond et al., „OpenAI and SoftBank weigh UK investment for Stargate AI project“, Financial Times, 17.04.25.
13Quelle: Patel et al., „Huawei AI CloudMatrix 384—China's Answer to Nvidia GB200 NVL72“, SemiAnalysis, 16.04.25.
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