Drohnen und Abschreckung
Drohnen haben ihren Wert von der Ukraine bis zum Nahen Osten bewiesen, wo koordinierte UAV-Schwärme zum Einsatz gekommen sind. Kleine, intelligente Fluggeräte können Ziele erkennen, Verteidigungssysteme überwältigen und sich nahtlos mit Boden- und Lufteinheiten verbinden – Kompetenzen, die früher den Arsenalen der Supermächte vorbehalten waren. Für Europa, das beobachten konnte, wie improvisierte Drohnentaktiken den Vormarsch der Panzer in der Ukraine aufhielten, sind Investitionen in heimische UAV-Technologie (Unmanned Aerial Vehicles, unbemannte Luftfahrzeuge) keine Option, sondern zwingend erforderlich und vergleichsweise günstig. Vor diesem Hintergrund heben sich zwei Unternehmen – Saab (7,83 %) und Leonardo (11,12 %), beides Positionen im WisdomTree Europe Defence UCITS ETF (WDEF)1 – als erfolgreiche Akteure der Drohnenentwicklung in Europa ab, jedes auf seine Weise.
Saab schwärmt voraus
Saab AB ist seit Langem ein Synonym für schwedische Hightech-Verteidigung – von Gripen-Kampfjets bis hin zu hochentwickelten Radargeräten. Jetzt bringt es diese Erfahrung in unbemannte Flugsysteme ein. Anstatt eine große Anzahl kleiner Drohnen zu fertigen, verfolgt Saab den Ansatz, intelligentere, autonomere und besser integrierte Drohnen zu entwickeln. Ein unlängst erreichter Meilenstein unterstreicht dies: Anfang 2025 stellten die schwedischen Streitkräfte ein von Saab entwickeltes Drohnenschwarm-Programm vor, mit dem ein einzelner Bediener bis zu 100 UAVs gleichzeitig steuern kann. In Versuchen, die während Übungen in der Arktis geplant sind, sollen sich diese Schwärme autonom an Missionen anpassen, die von der Aufklärung bis zu Sprengladungen in komplexen Umgebungen reichen.
Abbildung 1: Die F&E-Welle von Saab: Investitionen in Verteidigungskapazitäten der nächsten Generation
Quelle: Saab: Kapitalmarktpräsentation vom 28. Mai 2025. Prognosen sind kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und alle Anlagen sind mit Risiken und Ungewissheiten verbunden.
Die Unternehmensführung von Saab unterstreicht offen diesen Ethos, der Autonomie in den Vordergrund stellt. „Es geht vor allem um die Autonomie“, so CEO Micael Johansson auf dem Kapitalmarkttag von Saab. Er erklärte, dass Saab bei Drohnenflugzeugen plattformunabhängig ist – der eigentliche Wert liegt in der KI-gestützten Steuerung und Kontrolle. Saab arbeitet bereits an einem „kollaborativen Kampfflugzeug“ – einer Drohne, die als zuverlässiger Begleiter an der Seite von bemannten Kampfflugzeugen fliegen soll. Bei kleineren UAVs setzt Saab auf den Kopf: In Demonstrationen können junge Wehrdienstleistende mit einem Tablet einfach eine Patrouillenroute zeichnen, und ein Drohnenschwarm führt sie aus, der sich selbst organisiert und umleitet, wenn einige Drohnen verloren gehen. Dank dieses hohen Maßes an Autonomie sind für den Einsatz fortschrittlicher Drohnen kaum Schulungen und Arbeitskräfte erforderlich – ein entscheidender Vorteil für europäische Streitkräfte, die mit Personalknappheit zu kämpfen haben.
Leonardo: Mit Partnerschaften und Schlagkraft die Zukunft gestalten
Die Leonardo S.p.A. geht am sonnigen Himmel Italiens einen breiteren Weg zur Marktführerschaft bei Drohnen und nutzt dazu ihr umfangreiches Produktportfolio und ihre paneuropäischen Beziehungen. Als eines der größten europäischen Luft- und Raumfahrt- und Verteidigungsunternehmen hat Leonardo seine Hände in allen Bereichen: von Hubschraubern bis zur Cybersicherheit. Im Bereich der UAVs bedeutet das, sowohl eigene Drohnen zu entwickeln als auch mit Partnern zusammenzuarbeiten, um Kompetenzlücken schnell zu schließen. Diese zweigleisige Strategie zeigt sich in zwei wichtigen Schritten: Leonardos Einführung der neuen bewaffneten Drohne Falco Astore und ein wegweisendes Joint Venture mit dem bekannten türkischen Drohnenhersteller Baykar.
Erstens, die eigenen Bestrebungen. Der Astore (italienisch für „Habicht“) ist Leonardos neuestes MALE-UAV (Medium Altitude Long Endurance: mittlere Einsatzhöhe und lange Missionszeiten) – im Grunde eine verstärkte, bewaffnete Version des früheren Falco-EVO. Mit einem maximalen Startgewicht von 650 kg, einer Flugdauer von 16 Stunden und neu hinzugefügten Unterflügelpylonen kann der Astore rund 70 kg Fracht transportieren. Der Astore verschafft Italien ein gewisses Maß an Eigenständigkeit im Bereich der unbemannten Kampffähigkeit. Das zeigt, wie die europäischen Staaten auf ihre heimische Industrie setzen, um die Bereitschaft jetzt zu erhöhen, anstatt jahrelang auf gesamteuropäische Projekte zu warten. Es ist eine kleine Erinnerung daran, dass Europas Streben nach strategischer Autonomie sich auch darauf erstreckt, eigene „Augen am Himmel“ zu haben. Die Falco-Reihe von Leonardo, die als unbewaffnete Überwachungsdrohnen begann, hat sich nun zu einem UAS-Kampfsystem (Unmanned Aircraft System, unbemanntes Luftfahrtsystem) entwickelt – ein Anpassungsprozess, der den Wandel Europas von der Friedenssicherung zur Verteidigung widerspiegelt.
Abbildung 2: Joint Venture von Leonardo und Baykar soll europäische UAV-Kompetenzen fördern
Quelle: Leonardo S.p.A.: Aktualisierter Industrieplan.
Leonardos beispielloses 50:50-Joint-Venture für unbemannte Systeme mit dem Namen LBA Systems und Sitz in Italien zielt darauf ab, durch die Bündelung von Kräften ein „Hauptakteur im Bereich der unbemannten Technologien“ zu werden: Baykar bringt seine erstklassigen Drohnenplattformen (wie die kampferprobte TB2 und die strahlgetriebene Kızılelma) ein, während Leonardo sein Know-how bei Sensoren, Elektronik und Systemintegration beisteuert. Die Logik ist bestechend. Die europäischen Streitkräfte haben einen unstillbaren Bedarf an leistungsfähigen Drohnen – ein Markt, der in den nächsten zehn Jahren auf über 100 Milliarden US-Dollar geschätzt wird – und die kampferprobten UAVs von Baykar gehören zu den besten. Durch die Partnerschaft verkürzt Leonardo den F&E-Zyklus und erhält Zugang zu einem Portfolio, das „alle relevanten UAS-Segmente“ abdeckt – von taktischen Mini-Drohnen bis hin zu High-End-Kampfdrohnen. Im Gegenzug erhält Baykar ein Produktionsstandbein in der EU und profitiert vom Integrations- und Zertifizierungs-Know-how von Leonardo (entscheidend für den Verkauf an westliche Streitkräfte).
Eine neue Ära der Verteidigung Europas: Narrativ wie Zahlen
Es wird oft gesagt, dass Not erfinderisch macht. Die derzeitige Notwendigkeit Europas, seine Verteidigung angesichts des Kriegs vor der eigenen Haustür zu stärken, löst eine neue Welle der Drohneninnovation aus, bei der Saab und Leonardo eine Vorreiterrolle spielen. Die beiden Unternehmen bieten einen faszinierenden Kontrast in einem komplementären Ansatz. Saab, das aus einer ehemals bündnisfreien und heute zur NATO gehörenden Nation von bescheidener Größe stammt, spielt seine Stärken aus, indem es seine Systeme intelligenter und nicht größer gestaltet. Sein Narrativ ist das eines qualitativen Vorsprungs: ein Schwarm, der sich selbst umleiten kann, eine Drohne, die wie der Teamkollege eines Piloten denken kann, ein Netzwerk von Sensoren, das einen viel größeren Feind verwirren kann. Leonardo hingegen stammt aus einem der größten europäischen Verteidigungshaushalte und verfolgt eine Strategie von Größe und Anwendungsbreite: Durch eine Mischung aus eigener Entwicklung und strategischen Partnerschaften wird jedes Marktsegment abgedeckt und sichergestellt, dass Europa Zugang zum gesamten Spektrum unbemannter Technologie hat.
Aus geopolitischer Sicht fließen diese Fortschritte in die umfassendere strategische Autonomie Europas ein. Drohnen sind Augen und Ohren, aber sie sind auch zunehmend Schilde und Speere. Ein Europa, das mit eigenen hochwertigen Drohnen ausgestattet ist, kann seine Grenzen besser überwachen, Angriffe abschrecken und im Bedarfsfall unabhängig handeln. Sowohl Saab als auch Leonardo gehören zu den Kernbeständen des WisdomTree Europe Defence ETF, da die Konvergenz von makroökonomischen (Verteidigungshaushalte, -politik) und mikroökonomischen Faktoren (Unternehmensinnovationen und -gewinne) überzeugende Anlageargumente darstellen.
Noch vor einigen Jahren galten europäische Verteidigungsunternehmen oft als schwerfällige, auf langsame Beschaffungszyklen angewiesene Value-Plays. Das hat sich inzwischen geändert. Heute stehen sie für Dringlichkeit, Wachstum und technologisches Vorankommen. Drohnen sind ein wichtiger Bestandteil der Story des europäischen Verteidigungssektors. In einer zunehmend komplexen Welt reagiert die europäische Verteidigungsindustrie nicht nur auf den Wandel, sondern treibt ihn voran – eine Drohne nach der anderen.
Die Lücke schließen
Anleger sind angesichts des Höhenflugs europäischer Rüstungsaktien nervös geworden. Dennoch ist zu erwähnen, dass sie nach wie vor hinter ihren US-Pendants zurückbleiben – ein seit 1999 anhaltender Trend. Die historische Wertentwicklung zeigt, dass europäische Rüstungsaktien noch viel Spielraum haben, um zu ihren US-Pendants aufzuschließen.
Abbildung 3: Historische Performance von Indizes für Luft- und Raumfahrt und Verteidigung – USA vs. Europa
Obwohl europäische Rüstungsunternehmen rekordverdächtige Auftragsbestände, mehrjährige staatliche Investitionszusagen und wachsende Marktanteile verzeichnen, sind ihre Bewertungsmultiplikatoren nach wie vor niedriger als die in den USA. Gegenüber US-Aktien für Luft- und Raumfahrt und Verteidigung, die mit höheren historischen Kurs-Gewinn-Verhältnissen (KGV, 58,2) gehandelt werden, notieren europäische Luft- und Raumfahrt- und Verteidigungswerte immer noch mit niedrigeren KGV (46,6) und bieten vergleichsweise höhere Qualitätskennzahlen wie Eigenkapitalrendite und Vermögensrendite (siehe unten).
Abbildung 4: Vergleich der Fundamentaldaten
Quelle: Bloomberg, WisdomTree, Stand: 10. Juli 2025. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Fazit
Noch vor einigen Jahren galten europäische Verteidigungsunternehmen oft als schwerfällige, auf langsame Beschaffungszyklen angewiesene Value-Plays. Das hat sich inzwischen geändert. Heute stehen sie für Dringlichkeit, Wachstum und technologisches Vorankommen. Drohnen sind ein wichtiger Bestandteil der Story des europäischen Verteidigungssektors. In einer zunehmend komplexen Welt reagiert die europäische Verteidigungsindustrie nicht nur auf den Wandel, sondern treibt ihn voran – eine Drohne nach der anderen.
1Bestände im WisdomTree Europe Defence UCITS ETF mit Stand 11. Juli 2025
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