Die meisten Zölle sind nun bekannt, die Lage könnte sich daher etwas beruhigen. Natürlich befinden sich einige Länder wie die Schweiz noch in weiteren Verhandlungen, aber zum größten Teil stehen die Zölle fest und sollten morgen in Kraft treten.
Lässt man die Zölle noch einmal Revue passieren so fällt allerdings auf, wie hart die BRICS-Staaten in den letzten Wochen behandelt wurden. Brasilien stach vor einigen Wochen besonders hervor, als bekannt wurde, dass das Land trotz eines Handelsdefizits gegenüber den USA mit einem Zollsatz von 50% Prozent belegt werden soll. Am Liberation Day wurde schließlich noch nur der Mindestzollsatz von 10% festgelegt. Die Erhöhung um 40 Prozentpunkte war mit Abstand die größte, die ein Land zwischen dem Liberation Day und den August-Zollankündigungen hinnehmen musste.
Aber auch für Südafrika und Indien sieht es nicht viel besser aus. Südafrika wurde von den USA weitestgehend ignoriert und es gab, soweit bekannt, keine nennenswerten Verhandlungen zwischen den Ländern. Während alle anderen Länder im südlichen Afrika eine Senkung ihrer Zollsätze auf den neuen Mindestsatz von 15% erhielten, bleibt der südafrikanische Satz bei 30%. Für Indien muss die Situation derzeit noch verwirrender sein. Zwar wurde der nominale Zollsatz von 26% auf 25% gesenkt, doch steht nun die Drohung einer erheblichen Erhöhung über diese 25% hinaus im Raum, sollte Indien nicht unverzüglich die Einfuhr von russischem Öl einstellen.
Einen roten Faden gibt es allerdings: Die Politik scheint eine viel offensichtlichere Rolle bei den neuen Zollsätzen zu spielen, die die BRICS-Staaten erhalten haben. Während dies im Falle Brasiliens in dem versandten Brief und auch in den Maßnahmen, die das US-Außenministerium seitdem ergriffen hat, ganz deutlich zum Ausdruck kam, spielte die Politik wahrscheinlich auch in Südafrika eine große Rolle. Trump hat der südafrikanischen Regierung wiederholt vorgeworfen, das Schicksal weißer südafrikanischer Farmer zu vernachlässigen, auch wenn dies nicht ausdrücklich mit den Zöllen in Verbindung gebracht wurde.
Bemerkenswert ist jedoch, wie die Chinesen weitere Erhöhungen ihrer Zollsätze vermieden haben, obwohl sie politisch gesehen das offensichtliche Ziel sein sollten. Besonders auffällig ist hier der Fall der sekundären Zölle für russische Ölimporte. Denn während die USA Indien wegen seiner Ölimporte aus Russland aktiv mit höheren Zöllen drohen, wurde China diesbezüglich nicht erwähnt. Es scheint, als habe China mit seinen Exportlizenzen für Seltene Erden und andere kritische Mineralien eine wirksame Waffe gefunden, um weitere Maßnahmen der USA in Schach zu halten.
Eine genauere Betrachtung der neuen Zollzahlen zeigt jedoch etwas Interessantes. Vergleicht man sie mit der Wachstumsrate der Importe aus China auf Länderebene (Abbildung 2), scheint es einen Zusammenhang zwischen dem Anstieg des Handels mit China und der Höhe der Zölle zu geben, die ein Land erhielt. Daher scheint es, dass die USA weiterhin indirekt über ihre Handelspartner auf China abzielen. Dies deutet erneut darauf hin, dass politische Ziele und nicht Handelsdefizite die eigentliche Motivation sind.
Warum thematisieren wir dies so ausführlich in einem Newsletter über Währungen? Nun, die USA streben nichts Geringeres als eine vollständige Umstrukturierung der globalen Handelsströme an. Und wo Waren und Dienstleistungen über Grenzen hinweg gehandelt werden, fließt Geld, wodurch sich wiederum die Wechselkurse beeinflussen. Daher ist klar, dass Änderungen des globalen Handelssystems erhebliche Auswirkungen auf die Devisenmärkte haben werden. Und auch wenn noch nicht klar ist, was die Auswirkungen und unbeabsichtigten Folgen konkret sein werden, ist es doch schwer vorstellbar, dass dies positiv für den US-Dollar sein wird.
WKN | Typ | Basiswert | Merkmale |
---|---|---|---|
SQ3D9L | Long | EUR/USD | Faktor: 5 |
SF54F7 | Short | EUR/USD | Faktor: -5 |
Europas Börsen punkten bei Investoren
Zinssenkungen der EZB, höhere Ausgaben für Verteidigung und Infrastruktur, Konzerne in Topform: Mit dieser Gemengelage punkten Europas Börsen bei den Investoren. Wenngleich längst nicht alle Probleme gelöst sind, für Anleger könnten sich auf dem alten Kontinent – sowohl in Einzelwerten als auch mit marktbreiten Lösungen – weiterhin Chancen bieten.