Heute wird der Devisenmarkt wohl vor allem auf die US-Inflationszahlen schauen, die um 14:30 deutscher Zeit veröffentlicht werden. Laut Bloomberg-Umfrage ist mit einer leichten Beschleunigung der Kerninflation zu rechnen. Während die Preise ohne Lebensmittel und Energie im Juni noch um 0,23% gestiegen waren, rechnet der Median der befragten Volkswirte im Juli nun mit einem Anstieg um 0,3%. Dies allein sollte für EUR-USD allerdings keinen Unterschied machen. Denn am Devisenmarkt sollte diese erwartete Beschleunigung bereits eingepreist sein. Interessanter wird es natürlich, wenn es zu einer Überraschung käme – der tatsächliche Wert der Inflation also von den Erwartungen der Volkswirte abweichen sollte.
In diesem Fall ist es in der Theorie relativ einfach. Sollte die Inflation stärker ausfallen als erwartet, wäre mit einer Aufwertung des USD zu rechnen. Das liegt daran, dass in diesem Fall mit einer entsprechenden Reaktion von der US-Zentralbank gerechnet würde. Eine höher als erwartete Inflation sollte im Normalfall zu einer hawkischeren Fed führen, während bei einer niedrigeren Inflation eher mit einer lockereren Geldpolitk und damit einem schwächeren US-Dollar zu rechnen wäre.
Schaut man sich die Überraschungen bei der Monatsveränderung der Kerninflation an und setzt die Tagesveränderung des handelsgewichteten US-Dollars dagegen, kann man auch einen gewissen Zusammenhang erkennen. In den letzten zwölf Jahren konnte der US-Dollar tendenziell zulegen, wenn die Inflation nach oben überraschte.
Allerdings dürften Leser dieser Zeilen nicht überrascht sein, wenn ich sage, dass wir so unsere Zweifel daran haben, ob dieser Transmissionsmechanismus noch immer so gut funktioniert. Oder anders gesagt: Wir sind uns nicht so ganz sicher, inwieweit nicht der politische Druck der Trump Regierung die Fed an einer entsprechenden Reaktion hindern könnte, oder diese zumindest verlangsamt.
Von daher ist ein Blick zurück durchaus erhellend. Teilt man die Inflation-Dollar-Analyse nämlich zeitlich auf, zeigt sich, dass zwar über die letzten 12 Jahre als Ganzes ein positiver Zusammenhang zwischen Inflationsüberraschung und USD-Aufwertung besteht. Zwischen 2017 und 2021, also in der ersten Amtszeit von Donald Trump, gab es einen solchen Zusammenhang allerdings nicht. Während der Biden-Jahre dafür umso deutlicher.
Seit Trump wieder im Amt ist, hat diese positive Korrelation bisher gehalten. Allerdings muss man natürlich sagen, dass es seitdem nur eine Handvoll von Inflationsdaten gab. Zudem fällt eine Veröffentlichung auf den 10. April, kurz nachdem Donald Trump die 90-Tage Pause der Liberation Day Zölle verkündet hatte. Nimmt man diesen Datenpunkt raus, ergibt sich erneut kein Zusammenhang mehr zwischen Inflationsüberraschungen und USD-Entwicklung. Allerdings reden wir dann auch nur noch von gerade einmal fünf Datenpunkten, also quasi nur noch von anekdotischer Evidenz.
Wie sich der Zusammenhang zwischen Inflation und US-Dollar weiter entwickelt, wird man also sehen müssen, und wird nicht zuletzt daran liegen, wie oft und wie stark Donald Trump und seine Regierung sich weiterhin genötigt sehen, die Geldpolitik der Fed ständig zu kommentieren. Heute wäre ich zumindest nicht überrascht, falls die Inflation höher ausfällt als erwartet, dass der US-Dollar trotzdem nicht aufwertet.
WKN | Typ | Basiswert | Merkmale |
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SQ3D9L | Long | EUR/USD | Faktor: 5 |
SF54F7 | Short | EUR/USD | Faktor: -5 |
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