Der weltweite Hunger nach Energie wird immer größer, da Rechenzentren wie Mini-Städte aus dem Boden schießen, von denen jedes so viel Strom verbraucht wie Zehntausende Haushalte. Die Herausforderung liegt auf der Hand. Wie können wir ausreichende, saubere und zuverlässige Energie liefern? Die Kernkraft bietet eine der wenigen Lösungen, die alle diese Kriterien erfüllt.
Chris Gannatti, Global Head of Research bei WisdomTree, und ich hatten vor Kurzem das Vergnügen, mit Andre Liebenberg, CEO der Yellow Cake Plc, zu sprechen – einem Unternehmen, das Anlegern ein direktes Engagement in Uran ermöglicht, dem Brennstoff im Zentrum der Kernenergie. Angesichts der immer stärkeren Dynamik hinter Atomstrom als saubere, sichere und energiereiche Lösung bot uns Andre einen Einblick aus erster Hand in die Kräfte, die den Uranmarkt umgestalten.
In diesem Blog stellen wir einige der wichtigsten Aussagen zusammen, die Andre in unserem Podcast gemacht hat. Wenn Sie die gesamte Folge anhören möchten, klicken Sie hier.
Gründe für das Gespräch von WisdomTree mit Yellow Cake Plc
Yellow Cake ist eine der Positionen im WisdomTree Uranium and Nuclear Energy UCITS ETF (NCLR), der ein Engagement über die gesamte Wertschöpfungskette der Kernenergie bietet – von den vorgelagerten Bergbauunternehmen und physischen Uranbesitzern über die Midstream-Umwandlungs- und -Anreicherungsbetriebe bis hin zu den Innovatoren, die an fortschrittlichen Reaktoren arbeiten.
Yellow Cake ist eindeutig im Upstream-Bereich angesiedelt. Im Gegensatz zu Bergbauunternehmen fördert es kein Uran, sondern verwahrt physisches Uranoxid (U₃O₈) im Auftrag von Investoren. Angesichts dieses reinen Engagements in den Uranpreisen ist Yellow Cake ein wichtiger Bestandteil des Uran-Ökosystems und ein naheliegender Gast beim Podcast The Next Big Thing.
Was wir aus dem Gespräch gelernt haben
Was ist die Geschichte von Andre Liebenberg?
Andre begann seine Karriere als Ingenieur in Südafrika, bevor er in das Investmentbanking wechselte und später zu BHP Billiton kam. Durch das Projekt Olympic Dam von BHP, dem weltweit größten Uranvorkommen, kam er zum ersten Mal mit Uran in Berührung. Nach seiner Tätigkeit im Bereich Private Equity war er 2018 am Aufbau von Yellow Cake beteiligt und führte das Unternehmen mit einem Börsengang im Wert von 200 Millionen US-Dollar an den Kapitalmarkt.
Was genau macht Yellow Cake?
Yellow Cake verfügt über 21,7 Millionen Pfund Uranoxid, was nach heutigen Preisen einem Wert von über 1,5 Milliarden US-Dollar entspricht. Das Unternehmen hat keine Schulden und nur minimale Gemeinkosten. Sein Geschäftsmodell ist einfach: Es kauft Uran und hält es langfristig, sodass Anleger die Möglichkeit haben, den Uranpreis über seine Aktien zu verfolgen. Aufgrund eines wichtigen Vertrags mit Kazatomprom, dem staatlichen Uranproduzenten Kasachstans, kann Yellow Cake bis 2027 jährlich Uran im Volumen von bis zu 100 Millionen US-Dollar zum Spotpreis erwerben.
Warum ist das Angebot so knapp?
Andre erklärte, dass die heutigen Uranpreise einen Markt widerspiegeln, auf dem das Angebot nicht schnell reagieren kann. Selbst wenn sich die Preise morgen verdoppeln würden, würde in den nächsten sechs Monaten keine neue Produktion anlaufen. Es kann im Schnitt 16 Jahre dauern, bis ein Projekt von der Entdeckung in die Produktion übergeht. Da die Nachfrage derzeit um 4–6 % jährlich wächst, vergrößern sich die Angebotslücken.
Welche Rolle spielen Neustarts?
Mehrere stillgelegte Bergwerke haben versucht, den Betrieb wieder aufzunehmen, aber viele sind dabei auf Probleme gestoßen. Kazatomprom hat unlängst seine Produktionsprognose nach unten korrigiert, während Cameco seine Aussichten für das Gesamtjahr um 3–4 Millionen Pfund gesenkt hat. Die Gesamtproduktion der Branche beträgt 165 Millionen Pfund. Diese Rückschläge verdeutlichen, wie fragil die Angebotsseite noch immer ist.
Über wie viel Uran verfügt Yellow Cake wirklich?
Die Bestände von Yellow Cake entsprechen etwa 15 % des jährlichen weltweiten Reaktorbedarfs. Das ist ein bedeutender, aber nicht dominanter Anteil. Daher ist es ein wichtiger Anker auf dem Markt und spiegelt gleichzeitig das allgemeine Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage wider.
Was ist mit der neuen Nachfrage von Rechenzentren?
Andre merkte an, dass der Wettlauf um künstliche Intelligenz auch ein Wettlauf um Energie ist. „KI-Maschinen brauchen einfach enorm viel Strom“, erklärt er. Für Hyperscaler wie Microsoft, Meta und Amazon ist Strom ein Input, kein Output – und die Kernenergie gilt wegen ihrer Zuverlässigkeit und Präzision zunehmend als die am besten geeignete Lösung.
Sind kleine modulare Reaktoren (SMR) ein Gamechanger?
Nach Ansicht von Andre könnten SMR bis 2050 einen Anteil von 20 % an der weltweiten Reaktorflotte haben. Insbesondere für Rechenzentren ist die Möglichkeit, einen Reaktor in unmittelbarer Nähe zum Betrieb zu errichten, äußerst attraktiv. Frühe Gewinner dürften die Anlagen sein, die herkömmlichen Uranbrennstoff (Anreicherung von 3–5 %) verwenden, wie beispielsweise die Modelle von Rolls-Royce und GE Hitachi. Fortschrittliche Reaktoren, die Brennstoff mit einer höheren Anreicherung verwenden, benötigen aufgrund von Engpässen im Brennstoffkreislauf mehr Zeit für den Ausbau.
Ist das Recycling realistisch?
Obwohl die Idee vielversprechend ist und Unternehmen wie Oklo darauf hinweisen, dass 95 % des Brennstoffenergiepotenzials bei der ersten Verwendung verschwendet werden, war Andre vorsichtig. Zwar existiert Recycling in einigen Bereichen, in großem Maßstab ist es aber noch nicht wirtschaftlich. Es wird kommen, führte er aus, doch in den nächsten zehn Jahren nicht in nennenswertem Umfang.
Wie steht es mit Atommüll?
Andre betonte, dass Atommüll ein lösbares Problem sei. Der gesamte seit den 1950er-Jahren produzierte Müll würde auf einige wenige Fußballfelder passen, und Lagertechnologien wie das neue Tiefenlager in Finnland werden immer weiterentwickelt. Er fügte hinzu, dass die Branche in der Vergangenheit ihre Marke eher defensiv behandelt habe, aber vom „Halo-Effekt” der Beteiligung von Big Tech profitieren könnte.
Könnten Thorium oder Fusion Uran ersetzen?
Andre bezeichnete Alternativen wie Thorium oder Kernfusion als „den Heiligen Gral“. Doch es ist unwahrscheinlich, dass sie in den nächsten 20 Jahren Auswirkungen auf den Markt haben werden. Auf absehbare Zeit bleibt Uran der dominierende Kernbrennstoff.
Wie sieht die geopolitische Realität aus?
Russland kontrolliert rund 45 % der weltweiten Anreicherungskapazitäten, was bedeutet, dass die westlichen Märkte trotz Sanktionen abhängig bleiben. Die USA haben ein Verbot für russischen Brennstoff ab 2028 gesetzlich verankert, aber der Aufbau westlicher Kapazitäten wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Wie Andre es ausdrückte, wurde der Westen „süchtig nach billigem russischem Brennstoff“, und die Diversifikation des Angebots wird ein langsamer Prozess sein.
Welche Stimmung herrscht in der Branche?
Beim Börsengang von Yellow Cake im Jahr 2018 wurde die Kernenergie in den Mainstream-Medien kaum erwähnt. Heute macht das Thema Atomkraft wieder täglich Schlagzeilen. Die Teilnehmerzahlen von Anleger- und Branchenkonferenzen sind von weniger als 100 auf über 1.200 gestiegen. „Es gibt fast keinen Widerstand mehr gegen die These“, so Andre. Die einzigen Fragen, die Anleger stellen, betreffen den Zeitpunkt und die Impulsgeber.
Abschließende Erkenntnis
Yellow Cake bietet einen klaren Einblick in die strukturellen Veränderungen, die den Uranmarkt prägen: lange Vorlaufzeiten beim Angebot, wachsende Defizite, neue Nachfrage durch KI und Rechenzentren sowie politische Impulse für die Kernenergie. Für Anleger geht es nicht darum, ob die Atomkraft eine Rolle spielt, sondern darum, wie schnell die Welt sie ausbauen kann.
Wichtige Informationen
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