Der Silberpreis erklomm am 16. Oktober 2025 mit 53,89 US-Dollar je Unze ein Allzeithoch und übertraf damit den bisherigen Spitzenstand aus dem Jahr 2011. Im Gegensatz zum kurzlebigen Aufschwung von 2011 wird der heutige Markt unserer Ansicht nach von starken Fundamentaldaten gestützt, die die Voraussetzungen für weitere Gewinne im kommenden Jahr schaffen.

 

Silber: eine gehebelte Goldwette

 

Silber fungiert in der Regel als gehebelter Näherungswert für Gold. Unsere Modelle ergeben ein Beta von 1,4 – das bedeutet, dass Silber bei einem Anstieg des Goldpreises um 1 % tendenziell um etwa 1,4 % steigt, wenn alle anderen Faktoren gleich bleiben.

 

Gold wird weiterhin durch einen abwertenden US-Dollar, sinkende Anleiherenditen, eine hohe Inflation und eine größere politische Unsicherheit, insbesondere in Bezug auf den Handel und den Umgang mit Schulden, gestützt. Wie wir in unserem aktuellen Goldausblick dargelegt haben, wird der Goldpreis nach unserem Konsensszenario bis zum dritten Quartal 2026 voraussichtlich 4.530 US-Dollar je Unze betragen.

 

Anhand unseres goldbezogenen Modells prognostizieren wir einen Anstieg des Silberpreises auf 62 US-Dollar je Unze bis zum dritten Quartal 2026 (Abbildung 1), was durch eine robuste industrielle Nachfrage begünstigt wird, auch wenn gewisse Sparmaßnahmen beim Einsatz von Silber in der Fotovoltaik (PV) zu verzeichnen sind. Trotz dieser Preissteigerungen ist es unwahrscheinlich, dass das Silberangebot aus Minen rasch zunimmt, da Silber meist als Nebenprodukt anderer Metalle wie Kupfer, Nickel und Zink gewonnen wird. Eine höhere Silberproduktion dürfte von einer allgemeinen Stärke dieser Basismetalle abhängen.

 

Abbildung 1: Silberpreisprognose von WisdomTree

Quelle: WisdomTree, Bloomberg. Historische Daten: Von Januar 2010 bis September 2025. Prognostizierte Daten: Von Oktober 2025 bis September 2026. Prognosen sind kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und alle Anlagen sind mit Risiken und Ungewissheiten verbunden.
 

Physische Marktknappheit und Handelsdynamik

 

Der Silbermarkt verzeichnet seit vier Jahren in Folge ein Defizit (Abbildung 2), wobei sich das Defizit in diesem Jahr jedoch verringern könnte. 

 

Abbildung 2: Angebot, Nachfrage und Saldo

 

Quelle: WisdomTree, Metals Focus. Historische Daten: 2010–2024. Prognose 2025. Prognosen sind kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und alle Anlagen sind mit Risiken und Ungewissheiten verbunden.

 

In wichtigen Märkten, insbesondere in London und Mumbai, ist jedoch eine physische Verknappung zu beobachten. Die Londoner Spotpreise notieren mit einem Aufschlag gegenüber den Comex-Frontmonats-Futures (Abbildung 3) und erreichen damit ihren höchsten Spread seit Anfang der 1980er-Jahre, als der Versuch der Hunt-Brüder, den Markt zu beherrschen, erhebliche Verzerrungen verursachte.

 

Abbildung 3: COMEX – Spot-Silber


Quelle: WisdomTree, Bloomberg. Von Januar 1983 bis Oktober 2025. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.

 

Diese Knappheit rührt zum Teil von Silberabflüssen aus Londoner Tresoren in die USA her – ein Trend, der durch Befürchtungen möglicher US-Zölle verstärkt wird. Händler haben das Edelmetall in Erwartung künftiger Beschränkungen vorsorglich in die USA verlagert. Das daraus resultierende große Gefälle zwischen den Spotpreisen in London und den COMEX-Frontmonats-Preisen hat zu einer umgekehrten Arbitrage geführt, wobei Silber nun per Luftfracht nach Europa zurücktransportiert wird, um von den Preisunterschieden zu profitieren. Das ist eine außergewöhnliche Situation für diesen Markt.

 

Abbildung 4 veranschaulicht, dass die Kombination aus den Goldbeständen der London Bullion Markets Association (LBMA) und der COMEX im Vergleich zur Vergangenheit nicht unbedingt gering ist. Vielmehr ist das Edelmetall stärker in den USA konzentriert, und es bedurfte eines Anstiegs der Spotpreise gegenüber den Frontmonats-Futures, um Bewegungen auszulösen.

 

Abbildung 4: LBMA- und COMEX-Silberbestand


Quelle: WisdomTree, Bloomberg LBMA. Von Januar 2016 bis September 2025. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.

 

Solange die Befürchtungen hinsichtlich der Zölle bestehen bleiben, dürften die physischen Märkte angespannt bleiben. Die für Anfang November 2025 erwartete Liste der kritischen Mineralien des US Geological Survey könnte von entscheidender Bedeutung sein. Wenn sie Silber einschließt, könnte dies Zollspekulationen nähren; wenn sie es ausschließt, könnte das die Bedenken zerstreuen.

 

Trotz Berichten über lange Warteschlangen bei Pfandleihern und Altmetallhändlern spiegelt dies größtenteils eher den Verkauf von Silber durch Privatanleger wider, die Gewinne realisieren wollen, als einen Anstieg neuer Käufe.

 

Industrielle Nachfrage: PV-Innovation und Einsparungen

 

Wir gehen davon aus, dass die Industrienachfrage in diesem Jahr anziehen wird, da die lockere Geldpolitik die Wirtschaftstätigkeit ankurbelt und die globalen Einkaufsmanagerindizes bereits die Marke von 50 Punkten überschritten haben, die zwischen Kontraktion und Expansion unterscheidet (Abbildung 5). Das dürfte die Silbernachfrage stützen. 

 

Abbildung 5: Globaler Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe


Quelle: WisdomTree, Bloomberg. Historische Daten: Von Januar 2009 bis September 2025. Prognostizierte Daten: Von Oktober 2025 bis September 2026. Prognosen sind kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und alle Anlagen sind mit Risiken und Ungewissheiten verbunden.

 

Die Industrienachfrage nach Silber blieb in den vergangenen Jahren trotz des insgesamt schwachen industriellen Umfelds stabil, was vor allem auf seine wichtige Rolle in der Fotovoltaik (PV) zurückzuführen ist. Allerdings verändern Innovationen in der PV-Branche das zukünftige Nutzungsprofil von Silber.

 

Seit 2022 setzen Hersteller zunehmend Silberpasten mit Kupferkern für HJT- (Heterojunction) und TOPCon-Zellen ein, wodurch der Silberanteil von über 50 % im Jahr 2023 auf nur noch 10–15 % bis Mitte 2025 gesenkt wurde, ohne dabei die Effizienz zu beeinträchtigen.

 

Weitere Einsparungen bei Silber ergeben sich aus:

 

Insgesamt könnten diese Entwicklungen den Silberverbrauch pro Watt im Jahr 2025 um 15–20 % senken und damit einen entscheidenden Wandel hin zu einer kosteneffizienten, kupferbasierten PV-Produktion einleiten.

 

Indische Nachfrage trotz Rekordpreisen stabil

 

In Indien haben sich die lokalen Silberpreise 150.000 Rupien je kg angenähert, dennoch blieb die Nachfrage im September und Anfang Oktober robust. Aufschläge von 0,50–1 US-Dollar je Unze deuten auf starke physische Käufe hin.

 

Das Wachstum wurde von der Investmentnachfrage getragen, wobei die Erholung des Silberpreises das Anlegervertrauen stärkte. Der Verkauf von Barren und Münzen ist gestiegen, während Silber-ETPs weiterhin Zuflüsse anziehen, wodurch die Bestände in Indien auf über 2.000 Tonnen gestiegen sind. Die Nachfrage nach Schmuck und Silberwaren stieg im Vorfeld der Festtage ebenfalls an, wenn auch weniger ausgeprägt als bei den Investmentkategorien.

 

Ausblick

 

Unseres Erachtens ist der Rekordanstieg des Silberpreises fundamental gerechtfertigt und nicht spekulativ. Die Kombination aus struktureller Industrienachfrage, begrenztem Angebotswachstum und günstigen makroökonomischen Faktoren für Gold deutet auf einen weiteren Aufwärtstrend bis zum dritten Quartal 2026 hin. Die kurzfristige Marktknappheit könnte sich entspannen, wenn die Befürchtungen hinsichtlich Zöllen nachlassen, mittelfristig bleibt der Aufwärtstrend jedoch ungebrochen.

 

Umsetzung

 

WisdomTree Core Physical Silver (WSLV) bietet einen kostengünstigen Zugang zu Silber (Verwaltungsgebühr von 0,19 %). Dank der physischen Besicherung müssen sich Anleger keine Gedanken über die Belastung durch das Rollieren am Futures-Markt oder zusätzliche Swap-Gebühren machen.

 

WisdomTree Silver - EUR daily Hedged (ESVR) bietet ein synthetisches Engagement in rollierenden Silber-Terminpreisen mit Währungsabsicherung. Die Währungsabsicherung kann ein attraktives Merkmal sein, wenn ein Teil der Kursgewinne bei Silber durch die Abwertung des US-Dollar erzielt wird. 

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