Die aktuellen Ergebnisse von Unternehmen mit Engagement im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) erweisen sich in der gesamten Lieferkette als anhaltend stark. Die Nachfrage nach fortschrittlicher Fertigung, Speichern und Konnektivität bleibt robust. Gleichzeitig bekräftigen Hyperscaler ihre höheren Investitionsvorhaben, und Kunden sichern sich weiterhin frühzeitig Rechenkapazitäten, bevor sie diese benötigen. Die Cloud-Erlöse bleiben stabil, und mehrere Softwareunternehmen erkennen erste Vorteile durch den Einsatz von KI. Insgesamt bieten diese Trends ein solides Fundament für die Bewertung der nächsten Phase von KI-Investitionen und -Nutzung.
Upstream-Signale: weiterhin knapp und immer knapper
An der Spitze der KI-Lieferkette ist ASML noch immer das einzige Unternehmen der Welt, das EUV-Scanner (Extreme Ultraviolet) herstellt – die Maschinen, die zur Produktion der modernsten Computerchips verwendet werden. In seinem Bericht zum dritten Quartal meldete das Unternehmen eine stetige Nachfrage sowohl nach EUV- als auch nach DUV-Systemen (Deep Ultraviolet), die durch das anhaltende Wachstum von KI-Technologien angetrieben wird. Aufträge und die zukünftige Nachfrage wurden durch die Einführung der ASML-Werkzeuge der nächsten Generation weiter gestützt. Das starke Interesse an EUV-Systemen hat im vergangenen Jahr auch die Preise um rund 21 % in die Höhe getrieben.
Abbildung 1: ASML – Umsatz der letzten 12 Monate aus EUV und durchschnittlicher EUV-Stückpreis

Quelle: ASML-Berichte und Transkripte der Ergebniskonferenzen, Stand: 10. November 2025. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
In der Chipfertigung ist TSMC (Taiwan Semiconductor Manufacturing Company) nach wie vor klarer Branchenführer und ein guter Indikator für die gesamte Nachfrage im Bereich KI. In seinem Ergebnisbericht für das dritte Quartal gab das Unternehmen bekannt, dass 3-Nanometer-Chips (nm), seine fortschrittlichsten und effizientesten Halbleiter, einen Rekordanteil von 22,4 % am Gesamtumsatz ausmachten. Zusammen mit 5-nm-Chips erzielen diese hochmodernen Produkte mittlerweile etwa die Hälfte des Umsatzes von TSMC – gegenüber zuvor weniger als 20 %. Dieser Wandel verdeutlicht den sprunghaften Anstieg der Nachfrage nach hochentwickelten Chips, die für KI-Technologien benötigt werden.
Abbildung 2: TSCM – Anteil des Umsatzes der letzten 12 Monaten aus 3-nm- und 5-nm-Chips

Quelle: TSMC-Berichte und Transkripte der Ergebniskonferenzen, Stand: 10. November 2025. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Neben Grafikprozessoren (GPUs) sind derzeit Speicher und Konnektivität am stärksten von Lieferengpässen betroffen, wobei auch Grenzen hinsichtlich Stromversorgung und Wärmeabfuhr zunehmend an Bedeutung gewinnen. Der Mangel an Speicherchips, darunter dynamische Direktzugriffsspeicher (DRAM), Speicher mit hoher Bandbreite (HBM), Double Data Rate (DDR) und NAND-Flash, spiegelt den raschen Ausbau der KI-Infrastruktur wider. Ein deutliches Zeichen dafür ist der kräftige Anstieg der DRAM-Spotpreise in den letzten Monaten. Wie das Management von Samsung in der letzten Telefonkonferenz zu den Geschäftsergebnissen feststellte: „Die Kundennachfrage wird im nächsten Jahr voraussichtlich unser Angebot übersteigen, selbst unter Berücksichtigung unserer Investitionen und Kapazitätserweiterungspläne.“
Diese Angebotsengpässe waren auch in den neuesten Ergebnissen von Samsung und SK Hynix deutlich zu erkennen. SK Hynix meldete Rekordgewinne aufgrund boomender Aufträge für KI-spezifische Speicher (HBM) und rechnet für die nächsten fünf Jahre mit einem jährlichen Wachstum der Nachfrage nach KI-Speichern von über 30 %. Auch das Speichergeschäft von Samsung erzielte einen Rekordumsatz, der gegenüber dem Vorjahr um rund 20 % gestiegen ist. Parallel dazu wächst die Nachfrage nach Konnektivität. Astera Labs, ein auf Hochgeschwindigkeits-Datenverbindungen spezialisiertes Unternehmen, verzeichnete im dritten Quartal einen Umsatz von rund 231 Millionen US-Dollar, was einem Plus von etwa 104 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Insgesamt kommt der anhaltende Ausbau der KI-Infrastruktur dem gesamten Halbleitersektor zugute – von Speichern über Konnektivität bis hin zu GPUs.
Die Scheckbücher der Einkäufer: Investitionsausgaben der Hyperscaler steigen weiter
Hyperscaler haben ihre Investitionsausgaben (Capex) im dritten Quartal weiter erhöht und deuteten auf weitere Steigerungen im Jahr 2026 hin. Die kombinierten Investitionsausgaben von Alphabet, Amazon, Microsoft und Meta kletterten im Vergleich zum Vorjahr um rund 65 % auf ein Rekordhoch. Gleichzeitig sind darunter die drei größten Cloud-Dienstleister: Alphabet, Amazon und Microsoft vermeldeten ein starkes Cloud-Wachstum, was wiederum die Nachfrage nach KI-Infrastruktur ankurbelt.
Abbildung 3: Hyperscaler-Capex in den letzten 5 Jahren

Quelle: WisdomTree, Bloomberg. Stand: 10. November 2025. Die Zahlen für Q4/2025 sind Durchschnittswerte der auf Bloomberg verfügbaren Analystenschätzungen. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Alphabet hob seine Capex-Prognose für 2025 erneut auf 91–93 Milliarden US-Dollar an und gab ein Umsatzwachstum bei Google Cloud in Höhe von 34 % bekannt. Dabei wuchs der Auftragsbestand auf 155 Milliarden US-Dollar, was ein starker Indikator für die Nachfrage nach Rechen- und KI-Dienstleistungen ist. Meta prognostiziert 70–72 Milliarden US-Dollar, wobei 2026 aufgrund der Ausweitung der Trainingskapazitäten eine Steigerung zu erwarten ist. Der Umsatz von Microsoft Azure legte um 40 % zu, und das Management kündigte an, dass die Investitionen erneut angehoben werden sollen. Der CFO sprach von Ausgaben in Höhe von mehr als 30 Milliarden US-Dollar im laufenden Quartal zur Unterstützung der KI-Infrastruktur. AWS (Amazon Web Services) von Amazon wuchs im dritten Quartal um 20 % gegenüber dem Vorjahr und erreichte damit das beste Wachstum seit 2022. Das Unternehmen hob eine deutliche Zunahme der Anschaffungen von Immobilien und Ausrüstung hervor, die den freien Cashflow drückten – ein weiteres klares Zeichen dafür, dass die physische Kapazität ausgebaut wird.
Rechenleistung wird im Voraus erworben: Der Aufstieg der Neocloud
Die Nachfrage nach Rechenleistung steigt schneller als die selbst aufgebauten Kapazitäten, sodass große Einkäufer die Versorgung durch Neocloud-Betreiber im Voraus sichern. Der ausschlaggebende Faktor ist oft eher die Bereitschaft der Anlagen als die Chips, wobei der Zeitpunkt der Bereitstellung von der Verfügbarkeit von „Powered Shells“ (Basisinfrastruktur mit Gebäudehülle, inklusive Energieanschluss) abhängt.
CoreWeave veranschaulicht diese Dynamik. Sein Umsatz im dritten Quartal belief sich auf rund 1,36 Milliarden US-Dollar, und der Auftragsbestand erreichte 55,6 Milliarden US-Dollar.1 Die Prognose wurde jedoch nach unten korrigiert, nachdem ein externer Rechenzentrumspartner die Fertigstellung eines Power Shell verzögert hatte. Laut Unternehmensleitung handelte es sich hierbei um ein zeitliches Problem, und die Kunden verlängerten ihre Vertragsfenster. Nachfrage und Auftragswert blieben somit unverändert.
Nebius berichtete von einem ähnlichen starken Nachfragemuster, wobei der Umsatz im dritten Quartal um 355 % auf 146 Millionen US-Dollar schnellte und die Kapazitäten für diesen Zeitraum vollständig ausverkauft waren.2 Das Unternehmen kündigte außerdem neue Mehrjahresverträge mit großen Cloud-Kunden an, wodurch es einen besseren Überblick über die zukünftigen Einnahmen erhält. Insgesamt deuten diese Entwicklungen darauf hin, dass Kunden sich zunehmend an Neocloud-Anbieter wenden, um sich Rechenleistung im Voraus zu sichern. Die kurzfristigen Umsatzveränderungen spiegeln in erster Linie wider, wie schnell neue Rechenzentrumsstandorte in Betrieb genommen werden können, und nicht etwa einen Nachfragerückgang.
Anzeichen für die Monetarisierung von Software zu erkennen
Der Anwendungszyklus befindet sich noch im Anfangsstadium, aber die Erträge zeigen bereits konkretere Anzeichen. Palantir wies im dritten Quartal ein anhaltendes Wachstum der kommerziellen Einnahmen sowie eine solide Nutzung seiner KI-Plattform aus. Das Management unterstrich die Geschwindigkeit, mit der Geschäfte für KI-gestützte Anwendungsfälle abgeschlossen werden. Akamai betonte die Fortschritte bei seiner AI Inference Cloud und verwies auf KI-bezogene Workloads als einen wichtigen Faktor. Diese Zahlen sind im Vergleich zu denen der Hyperscaler gering, kennzeichnen jedoch einen Wandel von Pilotprojekten hin zur Produktion.
Ein breiterer Blick auf Large Caps zeigt, dass sich die Dynamik verstärkt. In einer aktuellen Studie von Morgan Stanley3 gaben 28 % der S&P 500-Unternehmen an, dass KI in diesem Quartal messbare Auswirkungen auf ihre Kosten oder Einnahmen hatte. Im gesamten Index nannten 15 % mindestens einen messbaren Vorteil – gegenüber 14 % im zweiten Quartal und 11 % vor einem Jahr. Dieser stetige Anstieg weist darauf hin, dass sich die durch KI erzielten Umsatzeffekte allmählich über Halbleiter und Cloud-Computing hinaus ausweiten.
Fazit
Das dritte Quartal deutet auf einen Investitionszyklus hin, der sich von Wafern auf Workloads ausweitet. Das Angebot bleibt dort knapp, wo es am meisten darauf ankommt, insbesondere bei Speichern und Konnektivität. Dabei bestimmen Stromversorgung und Kühlung häufig das Tempo der Bereitstellung. Die Einkäufer erhöhen weiterhin ihre Investitionspläne und sichern sich Rechenkapazitäten vorab durch Neocloud-Verträge, die die Prognosesicherheit über die nächsten Quartale hinaus erweitern. Die finanziellen Auswirkungen der KI-Anwendung zeigen sich nun in den veröffentlichten Zahlen, wenn auch ausgehend von einer geringen Basis.
Sorgen über eine Blase müssen im Kontext betrachtet werden. Frühere Manien ließen langlebige Vermögenswerte wie Eisenbahnnetze und Glasfaserleitungen zurück. Die heutige KI-Entwicklung umfasst schneller abwertende Chips, schafft aber auch dauerhafte Kapazitäten in der Infrastruktur von Rechenzentren und Netzwerkstrukturen und generiert bereits jetzt Einnahmen und Auftragsbestände, anstatt nur hypothetische Nachfrage für später zu schaffen. Die Sektorbewertungen liegen nach wie vor unter den extremsten Niveaus, die 2000 zu beobachten waren. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von Nvidia ist zwar hoch, bewegt sich nach aktuellen Messungen aber im hohen 20er-Bereich, während Cisco zu Beginn des Zyklus im Jahr 2000 einen Höchststand von über 100 erreicht hatte. Das ist keine Vorhersage über zukünftige Renditen, deutet jedoch auf einen moderateren Ausgangspunkt hin als die extremen Bewertungen zu Zeiten des Dotcom-Booms.
Das Angebot von WisdomTree
Der börsengehandelte WisdomTree Artificial Intelligence UCITS ETF (WTAI) wurde im November 2018 aufgelegt und in Zusammenarbeit mit Branchenexperten, der Consumer Technology Association (CTA), entwickelt.
Der ETF investiert in drei Arten von Unternehmen:
Anstatt Unternehmen nach ihrer Marktkapitalisierung zu gewichten, verwendet der ETF einen KI-Intensitätswert, der von der CTA berechnet wird. Dieser Wert misst die Relevanz und das Engagement jedes Unternehmens im KI-Ökosystem.
1Quelle: CoreWeave, Ergebnisse des dritten Quartals 2025, 10. November 2025.
2Quelle: Nebius, Ergebnisse des dritten Quartals 2025, 11. November 2025.
3Quelle: „Momentum Around AI Adoption Is Building“, Morgan Stanley, 06.11.2025.
Wichtige Informationen
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