Value-Investing ist eine der am besten etablierten und bewährtesten Anlagephilosophien. Es hat seine Wurzeln in den Arbeiten von Benjamin Graham und David Dodd aus dem frühen 20. Jahrhundert und basiert auf der einfachen, aber wirkungsvollen Prämisse, dass der Kauf von Unternehmen zu einem Preis unter ihrem Substanzwert langfristig überdurchschnittliche Renditen erbringen kann. Im Laufe der Jahrzehnte wurde die Idee sowohl durch wissenschaftliche Erkenntnisse, insbesondere den HML-Faktor (High Minus Low) von Fama und French, als auch durch Erfolgsgeschichten aus der Praxis, darunter die von legendären Investoren wie Warren Buffett, untermauert. Während eines Großteils der modernen Investment-Ära, insbesondere von Mitte der 1970er-Jahre bis zur globalen Finanzkrise, übertrafen günstige Aktien den Markt beständig und schufen eine dauerhafte Value-Prämie, auf die viele Anleger vertrauten.
Abbildung 1: Langfristige Outperformance von Value vor der globalen Finanzkrise
Relative Performance des MSCI World Value Index vs. MSCI World Index

Quelle: FactSet, Bloomberg, MSCI. 31. Dezember 1974 bis 31. Mai 2007. Die Renditen sind annualisiert. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Nach der globalen Finanzkrise änderte sich das Narrativ jedoch grundlegend. Während des größten Teils der letzten zwanzig Jahre haben traditionelle Value-Strategien, insbesondere solche, die sich stark auf Kennzahlen wie das Kurs-Buchwert-Verhältnis stützen, durchweg eine unterdurchschnittliche Performance erzielt. Das hat viele Anleger dazu veranlasst, sich zu fragen, ob das Value-Investing dauerhaft an Relevanz verloren hat oder ob die traditionell zur Erfassung von Value herangezogenen Kennzahlen in einem sich wandelnden Wirtschaftsumfeld überholt sind.
Abbildung 2: Underperformance von Value seit der globalen Finanzkrise
Relative Performance des MSCI World Value Index vs. MSCI World Index

Quelle: FactSet, Bloomberg, MSCI. Vom 31. Mai 2007 bis zum 31. Oktober 2025. Die Renditen sind annualisiert. Die historische Wertentwicklung ist kein Hinweis auf die künftige Wertentwicklung, und Anlagen können im Wert sinken.
Nach der globalen Finanzkrise sahen sich traditionelle Bewertungskennzahlen mit strukturellem Gegenwind konfrontiert. Die Weltwirtschaft wandelte sich zunehmend in Richtung von Unternehmen, die von immateriellen Vermögenswerten und Asset-light-Modellen geprägt sind und deren Wert sich nur unzureichend im Buchwert widerspiegelt. Dadurch verlor das Kurs-Buchwert-Verhältnis als verlässlicher Indikator an Aussagekraft. Unterdessen begünstigte eine längere Phase mit extrem niedrigen Zinsen überproportional Wachstumsaktien mit langer Duration, wodurch sich die Kluft zwischen der Wertentwicklung von Growth- und Value-Aktien vergrößerte. Vor allem aber erfassten viele traditionelle Value-Screens weiterhin Unternehmen, die optisch günstig, aber fundamental schwach waren, und führten Anleger damit eher in Wertfallen als in nachhaltig rentable Geschäfte. Zusammengenommen machen diese Faktoren deutlich, dass die Grundsätze des Value-Investings zwar nach wie vor gelten, die Instrumente zur Ermittlung von Value jedoch angepasst werden müssen.
Der Ansatz der Aktionärsrendite
Vor diesem Hintergrund bietet die Shareholder Yield bzw. Aktionärsrendite eine modernere und intuitivere Methode zur Definition von Value. Die Aktionärsrendite misst das Gesamtkapital, das ein Unternehmen durch Dividenden und Netto-Aktienrückkäufe an die Aktionäre zurückführt. Durch die Erfassung beider Formen der Kapitalrendite bietet sie einen vollständigeren Überblick darüber, wie das Management überschüssige Barmittel einsetzt, und spiegelt die Disziplin eines Unternehmens bei der Kapitalallokation wider. Das ist heute besonders relevant, da Aktienrückkäufe immer mehr zum wichtigsten Mechanismus für die Kapitalrückführung von Unternehmen werden und oft sogar den Umfang der Dividenden übertreffen.
Was die Aktionärsrendite als Bewertungskennzahl besonders attraktiv macht, ist ihre Verankerung in realen Cashflows. Während traditionelle, auf der Rechnungslegung basierende Quoten durch immaterielle Vermögenswerte, Abschreibungen oder Unterschiede in der bilanziellen Behandlung verzerrt werden können, spiegelt die Aktionärsrendite Managementmaßnahmen wider, die sich nur schwer manipulieren lassen. Unternehmen mit hoher Aktionärsrendite weisen in der Regel Gemeinsamkeiten auf: stabile Gewinne, starke Bilanzen und einen disziplinierten Ansatz bei der Kapitalallokation. Diese Merkmale richten die Aktionärsrendite nicht nur auf Value aus, sondern auch auf Qualitätskomponenten. So lassen sich fundamentale Verschlechterungen vermeiden, die bei Aktien mit traditionellen niedrigen Multiplikatoren häufig verborgen bleiben.
Die empirischen Daten zeigen diesen Unterschied. Bei einer Sortierung von Aktien nach traditionellen Kennzahlen wie dem Kurs-Buchwert-Verhältnis haben die Gruppen mit niedrigerem KBV in der Zeit nach der globalen Finanzkrise oft eine schwächere Performance vorgewiesen. Bei einer Bewertung von Aktien anhand der Aktionärsrendite hingegen haben die Unternehmen mit der höchsten Rendite durchweg höhere Erträge erbracht. Daraus geht hervor, dass die ausschließliche Konzentration auf „günstige“ Bewertungen kein verlässlicher Indikator für Value mehr ist, während eine nachhaltige Kapitalrückführung nach wie vor ein starkes Signal für zugrunde liegende Solidität darstellt.
Abbildung 3: Niedrigeres KBV (traditionelle Value-Analyse) schlägt sich in geringerer Performance nieder

Quellen: WisdomTree, MSCI. Vom 31.12.2007 bis zum 31.10.2025. Quintil-Portfolios, die anhand von jährlichen Daten zu Ende Dezember erstellt wurden, wobei die Bestandteile gleich gewichtet sind. Kurs-Buchwert-Verhältnis = 1. Quintil (niedrigstes KBV) im MSCI World Index. Es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Indikator für zukünftige Ergebnisse.
Abbildung 4: Höhere Aktionärsrendite (WisdomTree Value) schlägt sich in höherer Performance nieder

Quellen: WisdomTree, MSCI. Vom 31.12.2007 bis zum 31.10.2025. Quintil-Portfolios, die anhand von jährlichen Daten zu Ende Dezember erstellt wurden, wobei die Bestandteile gleich gewichtet sind. Aktionärsrendite = 1. Quintil (höchste Aktionärsrendite) im MSCI World Index. Es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Indikator für zukünftige Ergebnisse.
Wir stellen vor: Die Value-ETFs von WisdomTree
Value-Investing ist dann am erfolgreichsten, wenn es Unternehmen identifiziert, die nachhaltig Kapital zurückführen können, und nicht nur Titel, die nach traditionellen Bilanzierungsmethoden günstig erscheinen. Die auf die Aktionärsrendite gestützte WisdomTree-Suite beruht auf dieser modernen Interpretation von Value. Die Strategie geht von einem breiten Universum liquider Large- und Mid-Cap-Aktien aus Industrieländern aus und wendet verantwortungsbewusste Ausschlusskriterien an, um Unternehmen auszusondern, die gegen die Prinzipien des UN Global Compact verstoßen oder in Sektoren mit erheblichen negativen externen Effekten tätig sind, wie beispielsweise umstrittene Waffen, Tabak, Kraftwerkskohle, unkonventionelles Öl und Gas sowie Kleinwaffen.
Aus diesem präzisierten Universum werden Unternehmen nach ihrer Aktionärsrendite eingestuft und die besten 30 % in den jeweiligen Regionen (USA, Europa und andere Industrieländer) ausgewählt. Da eine hohe Kapitalrückführung allein manchmal zugrunde liegende Schwächen verschleiern kann, nutzt WisdomTree seinen Composite Risk Score (CRS), eine Kombination aus Qualitäts- und Dynamikindikatoren, um potenzielle Wertfallen herauszufiltern. Unternehmen im unteren CRS-Quantil, also solche mit ungewöhnlich hohen Dividendenrenditen, die nicht durch Fundamentaldaten gestützt werden, und solche, die ihre im Umlauf befindlichen Aktien im vergangenen Jahr nicht wesentlich verringert haben, werden systematisch ausgeschlossen. Das daraus resultierende Portfolio legt den Schwerpunkt auf nachhaltige Kapitaldisziplin und bewahrt gleichzeitig die Bewertungsmerkmale, die Anleger von einer Value-Strategie erwarten.
Mit diesem Ansatz lassen sich durchweg Portfolios mit niedrigeren Kursmultiplikatoren im Vergleich zum breiten Markt und zu traditionellen Value-Benchmarks erzielen. Beispielsweise blieben die zukunftsgerichteten Kurs-Gewinn-Verhältnisse der Value-Strategie von WisdomTree unter denen von MSCI World Value und MSCI World. Das zeugt von der Fähigkeit der Strategie, über einen längeren Zeitraum hinweg eine starke Value-Ausrichtung beizubehalten und gleichzeitig eine Verschlechterung der Fundamentaldaten zu vermeiden.
Abbildung 5: Value-Strategie von WisdomTree weist im Zeitverlauf niedrigeres zukunftsgerichtetes KGV auf als Benchmarks

Quellen: WisdomTree, FactSet, MSCI®. Von Dezember 2021 bis Juni 2025. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Indikator für zukünftige Ergebnisse. Es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren.
Fazit: Eine moderne Value-Investing-Lösung für die heutige Zeit
Value-Investing gehört nicht der Vergangenheit an, muss sich aber weiterentwickeln. Das Umfeld nach der globalen Finanzkrise hat die Grenzen einer ausschließlichen Verwendung traditioneller Bewertungskennzahlen aufgezeigt, die für Bilanzen aus dem Industriezeitalter entwickelt wurden. Mit dem Wandel der Geschäftsmodelle, der zunehmenden Bedeutung immaterieller Vermögenswerte und den Veränderungen in der Kapitalallokation benötigen Anleger eine umfassendere Messgröße für Value, die sowohl die Finanzkraft eines Unternehmens als auch dessen Bereitschaft zur Kapitalrückführung an die Aktionäre widerspiegelt.
Die Aktionärsrendite bietet diese moderne Perspektive. Durch die Kombination von Dividenden und Rückkäufen erfasst sie die nachhaltige Wertschöpfung auf eine Weise, wie es traditionelle Kennzahlen nicht mehr können. In einer Welt, in der die Aktienmärkte und insbesondere Wachstumsinvestitionen zunehmend von einer kleinen Gruppe von Mega Caps dominiert werden, bietet ein auf der Aktionärsrendite basierender Value-Ansatz ein ausgewogenes Gegengewicht. Er hilft Anlegern dabei, sich gegenüber konzentrierten Wachstumsführern zu diversifizieren und gleichzeitig Disziplin und Qualität zu wahren.
Die Shareholder-Yield-Strategien von WisdomTree setzen diese Philosophie durch einen systematischen Prozess um, der darauf ausgelegt ist, die Value-Prämie zu erhalten und gleichzeitig die Fallstricke zu vermeiden, die traditionelle Value-Ansätze belastet haben. Für die heutigen Märkte stellt dies eine relevantere, robustere und zukunftsgerichtete Möglichkeit dar, vom Faktor Value zu profitieren.
Die Strategie wird in drei regionalen OGAW-Engagements angeboten:
Wichtige Informationen
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