Der US-Anteil im MSCI World liegt aktuell bei rund 73 Prozent, die Informationstechnologie bringt es auf etwa 29 Prozent. Damit prägen US-Tech-Giganten den Index stärker als je zuvor. Gleichzeitig stellen die „Magnificent Seven“ inzwischen einen erheblichen Teil der Marktkapitalisierung. Für dich als Anleger bedeutet das: Rendite kommt oft von wenigen Titeln, Risiken aber ebenso.
von Roland Kuse
Aktualisiert am
Marktwertgewichtete Indizes geben größeren Unternehmen mehr Gewicht. Steigen einige wenige Schwergewichte stark, erhöht sich ihr Einfluss auf den Index zusätzlich. Genau das siehst du im MSCI World, in dem die USA rund 72,7 Prozent und IT etwa 28,6 Prozent stellen. Beides hebelt den Beitrag der großen US-Tech-Konzerne.
Strukturell treiben drei Themen die Gewinne: Künstliche Intelligenz, Cloud und Plattformökonomie. Nvidia und Broadcom liefern die Hardware und Verbindungstechnik, die KI-Rechenzentren ermöglicht. Microsoft und Amazon monetarisieren Cloud-Dienste, während Alphabet und Meta ihre Plattformen über Werbung und neue KI-Angebote skalieren.
Hinzu kommt Rückenwind durch Momentum. Aktien mit starkem Trend erhalten in marktwertgewichteten Indizes automatisch mehr Platz. Viele ESG- und Klimaindizes nutzten 2024 ähnliche Auswahllogiken. Dadurch profitierten sie parallel von den gleichen IT- und Plattform-Titeln.
Dieser Gleichlauf erklärt, warum Renditen zuletzt stark gebündelt waren. Er zeigt aber auch, warum ein Trendbruch sich schnell im Gesamtdepot bemerkbar machen kann. Das macht ein bewusstes Risikomanagement wichtig.
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Bei den Ländern dominiert die USA den MSCI World deutlich. Japan, das Vereinigte Königreich, Kanada und Frankreich folgen mit einstelligen Anteilen. Europa und Japan bringen Breite ins Portfolio, können die US-Gewichte aber nicht ausgleichen.
Sektorenseitig führt die Informationstechnologie mit rund 28,6 Prozent. Finanzwerte und Industrie folgen klar dahinter. Nimmst du Kommunikationsdienste hinzu, in denen Alphabet und Meta liegen, kommt knapp ein Drittel bis mehr zusammen.
Die Top-10-Aktien stellen zusammen etwa ein Viertel bis knapp ein Drittel des Index. Dazu zählen Apple, Microsoft, Nvidia, Amazon, Alphabet (A und C), Meta, Tesla, Broadcom sowie JPMorgan. Auch große Nicht-US-Titel wie ASML, Nestlé, Novo Nordisk, LVMH, Toyota oder SAP sind wichtig, wiegen im World aber weit weniger.
Laut MSCI ist die Konzentration im Zeitverlauf gestiegen. Für dich heißt das: Prüfe regelmäßig Länder-, Sektor- und Titelgewichte. So erkennst du, wo dein Depot empfindlich ist.
Die „Magnificent Seven“ machten Ende 2024 mehr als ein Sechstel des MSCI World aus. In Phasen starker Kursanstiege stieg ihr Anteil zeitweise sogar weiter. Diese Gruppe prägte die Indexentwicklung dadurch überproportional.
2023 und 2024 trugen US-Mega-Caps den Löwenanteil der Rendite. Das erklärt die Lücke zwischen marktwertgewichteten und gleichgewichteten Indizes. Equal-Weight (also alle Indexwerte gleich gewichtet) lief schwächer, weil die Schwergewichte weniger durchschlugen.
Aus Faktor-Sicht dominierten Momentum und Quality. Momentum bedeutet anhaltende Trendstärke, Quality steht für robuste Bilanzen und hohe Profitabilität. Dreht das Momentum, kann die Rendite kurzfristig stark leiden. Das gilt besonders, wenn viele Anleger die gleichen Titel halten.
Vergleiche mit „ex-US“-Indizes zeigen ein anderes Risikoprofil. Die Breite ist höher, die Abhängigkeit von US-Mega-Caps niedriger. Dafür verzichtest du zeitweise auf deren dynamischen Gewinnpfad.
US-Tech-Leader profitieren von KI-Investitionen, Cloud-Nachfrage und Netzwerkeffekten. Ihre Plattformen skalieren weltweit, was die Margen stabilisiert. Microsoft, Apple, Alphabet, Amazon und Meta nutzen ihre Ökosysteme, um neue Dienste zu platzieren. Nvidia und Broadcom verdienen an der Infrastruktur.
Diversifikation ist auch innerhalb von Tech möglich. Halbleiter-Zulieferer wie ASML unterscheiden sich stark von Software und Plattformen. Eine Mischung über Wertschöpfungsstufen reduziert Einzeltitelrisiken. Sie bleibt aber anfällig für einen allgemeinen Tech-Dreh.
Über den World als Kern lässt sich dein Risiko fein steuern. Du kannst Europa, Japan oder „Developed ex US“ beimischen. So stärkst du Titel wie Nestlé, Novo Nordisk, LVMH, Toyota oder SAP relativ. Das dämpft US- und Tech-Klumpen im Gesamtdepot.
Auch Faktorbausteine können helfen. Value (günstige Bewertungen), Quality (solide Bilanzen) und Low Volatility (stabilere Kurse) verteilen Risiken anders. Das glättet die Schwankungen, wenn Momentum-Aktien einmal schwächeln.
Hohe US-, IT- und Top-10-Gewichte erhöhen das Klumpenrisiko. Korrigieren die Schwergewichte gleichzeitig, zieht das den Gesamtindex schnell mit. Das ist kein Grund zur Panik, aber ein klares Signal für aktives Rebalancing.
Regulatorik ist ein weiterer Gegenwind. Die EU stellte 2025 Verstöße gegen die Digital-Markets-Regeln bei Apple und Meta fest. 2024 gab es zudem eine Strafe von über 1,8 Milliarden Euro gegen Apple im Musik-Streaming. In den USA setzte das Justizministerium 2025 spürbare Abhilfen gegen Google in der Suche durch.
ESG-Risiken betreffen vor allem Governance, Datenschutz und Wettbewerb. 2024 profitierten viele ESG- und Klimaindizes stark von IT und Momentum. Das ist angenehm in Aufwärtsphasen, kann aber in Trendbrüchen belasten.
Als Euro-Anleger trägst du ein deutliches USD-Risiko. Der Wechselkurs kann Gewinne verstärken oder schmälern. Währungsgesicherte Anteilsklassen reduzieren diese Schwankungen. Sie kosten aber Gebühren und führen zu leichten Abweichungen zur ungesicherten Indexentwicklung.
Starte mit einem breiten MSCI-World-Tracker als Kern. Achte auf Kosten, Replikationsmethode und Steuerdomizil. Wähle zwischen thesaurierender oder ausschüttender Variante je nach Ziel. Halte die Kernposition langfristig stabil.
Begrenze Klumpen mit Zusatzbausteinen. Equal-Weight-Ansätze (jedes Unternehmen gleich gewichtet) reduzieren die Dominanz der Mega-Caps. Faktorbausteine wie Value, Quality oder Low Volatility verteilen Risiken anders. Regionale Bausteine wie Europa, Japan oder „World ex USA“ senken das US-Gewicht.
Setze Sektor- oder Themenbausteine sparsam ein. IT, Halbleiter oder Cloud können Chancen fokussieren. Bedenke aber: Tech ist im World bereits hoch gewichtet. Eine Überdosis erhöht die Schwankungen deutlich.
Steuere das Währungsrisiko bewusst. Nutze währungsgesicherte Klassen für den Euro oder setze separate Absicherungen ein. Prüfe Kosten, Tracking-Differenzen und deinen Anlagehorizont. Eine teilweise Sicherung kann ein guter Kompromiss sein.
ESG lässt sich abgestuft integrieren. „Screened“ Varianten schließen problematische Branchen aus. „Leaders“ verbessern ESG-Scores, „Paris Aligned“ reduziert Emissionen konsequenter. Verstehe den Wirkmechanismus, bevor du dich festlegst.
Die Tech-Dominanz im MSCI World bringt starke Renditetreiber und klare Konzentrationspunkte. Nutze die Chancen bewusst, und stelle dein Risikobudget breit auf. Die folgenden Punkte helfen dir bei der Einordnung.
Der MSCI World ist heute stark ein „USA-Tech“-Index. Das kann Rendite treiben, bündelt aber Risiken in wenigen Mega-Caps. Mit Equal-Weight, Faktoren, regionalen Bausteinen, ESG-Varianten und bewusster Währungssteuerung machst du den World robuster. Wachstumschancen bleiben erhalten, die Abhängigkeit von einzelnen Titeln sinkt. Langfristig hilft dir ein fester Plan für Rebalancing und Kostenkontrolle.
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