Interview mit Finanzjournalistin und Börsenkorrespondentin Cornelia Eidloth

Investieren Frauen anders als Männer?

Es gibt zumindest einige Studien, die das nahelegen. Frauen sind demnach tendenziell risikoaverser und gehen weniger häufig spekulative Investments ein. Sie neigen dazu, langfristige Anlagestrategien zu verfolgen und sind oft disziplinierter, was bedeutet, dass sie weniger häufig ihre Anlagen verkaufen, um emotionalen Schwankungen zu entkommen. Wenn man weniger anfällig für impulsive Entscheidungen ist, kann das langfristig zu besseren Ergebnissen führen. Auf mich persönlich trifft das leider nicht hundertprozentig zu. 

Viele Frauen schieben das Thema Finanzen vor sich her. Was ist Deiner Erfahrung nach der Grund dafür?

Das würde ich auch gerne wissen … Generell schieben ja sowohl Männer als auch Frauen das Thema hierzulande vor sich her, zumindest lässt die geringe Aktionärsqoute darauf schließen. Aber ja, innerhalb der kleinen Gruppe von Aktionären sind Frauen unterrepräsentiert. Meine Erfahrung ist, und mit dieser Aussage mache ich mir jetzt sicherlich keine Freundinnen: Der innere Schweinehund ist bei Frauen, was das Thema Finanzen angeht, größer als der von Männern. Ich habe noch nie einen Mann sagen hören „Mich interessiert Geld einfach nicht,“ oder „Ich verstehe das nicht und finde das so langweilig.“ Von Frauen außerhalb meiner beruflichen Bubble höre ich das fast immer leider. Wobei sich das in den letzten Jahren leicht ändert! Sicherlich spielen da klassische Rollenbilder und ein oftmals geringes finanzielles Selbstbewusstsein eine Rolle, aber ganz ehrlich: Die Angebote, Vorbilder und Möglichkeiten sind mittlerweile da und allen zugänglich. Bitte liebe Frauen macht was draus! Sonst macht es keiner.

Welche Tipps hast Du für Frauen, damit das Thema Finanzen einen guten Platz in ihrer Partnerschaft hat?

Da greift die selbe Regel wie in allen partnerschaftlichen Belangen: Offene und ehrliche Kommunikation ist entscheidend. Paare sollten regelmäßige Gespräche führen, um ihre finanziellen Ziele, Ausgaben und Investitionen zu besprechen und zu reflektieren. Wenn Kinder im Spiel sind und ein Partner in Elternzeit geht oder Teilzeit arbeitet, ist das besonders wichtig. Hier ist es in meinen Augen die Pflicht des Hauptverdienenden, einen finanziellen Ausgleich für den anderen zu schaffen. Das sollte selbstverständlich sein. 

Kannst Du uns etwas über Deinen Werdegang in der Finanzwelt erzählen?

Nach dem Studium habe ich ein Volontariat beim Deutschen Anleger Fernsehen gemacht (heute DER AKTIONÄR TV), in erster Linie, weil ich was „mit Fernsehen“ machen wollte, das Thema Finanzen war dabei ehrlich gesagt eher ein Wermutstropfen. Das hat sich allerdings im Laufe der Jahre geändert! Für mich wurde es zu einer Herausforderung, das vermeintlich trockene Thema Finanzen so lebhaft und interessant wie möglich zu verpacken und Menschen dafür zu begeistern. Und das hat dann auch bei mir selbst funktioniert. Aber ich konnte auch in medialer Hinsicht sehr viel dazu lernen. Eines meiner beruflichen Highlights ist sicherlich meine Zeit als Live-Börsenkorrespondentin für den Welt Nachrichten Sender. Heute habe ich mit meinem Mann einen eigenen Verlag für Börsendienste mit tollen Autoren wir Dr. Dennis Riedl oder dem Rohstoff-Experten Carsten Stork. Mein Team darüber hinaus besteht übrigens nur aus Frauen! Wir sind die starke Bastion hinter unseren „Men in Finance.“ Meine Liebe fürs Storytelling und Moderieren gehe ich aber auch noch nach. Hier darf ich seit einiger Zeit gemeinsam mit dem fantastischen Team der Frauenfinanzzeitschrift finanzielle zusammenarbeiten.

Hat sich ihrer Meinung nach in den letzten Jahren das Anlageverhalten von Frauen verändert und wenn ja, wie?

Ja, das Anlageverhalten von Frauen hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Zum einem ist der Anteil der Frauen, die aktiv in Aktien oder Fonds investieren, gestiegen, zum anderen zeigt sich ein wachsendes Interesse an Finanzbildung. Viele Frauen möchten mehr über Geldanlage lernen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Interesse an nachhaltigen Investitionen. Etwa 70 % der weiblichen Anleger achten bei ihren Entscheidungen auf Nachhaltigkeit, was zeigt, dass ethische Anlagemöglichkeiten für sie von Bedeutung sind. Insgesamt zeigen diese Entwicklungen, dass Frauen zunehmend selbstbewusster und informierter im Bereich der Geldanlage werden, mit einem klaren Fokus auf Bildung, Sicherheit und Nachhaltigkeit. Auch meine persönlichen Gespräche mit Frauen haben sich zum Glück in den letzten Jahren immer mehr in diese Richtung entwickelt.

Welche Bücher kannst du empfehlen?

Ich finde „Das einzige Buch, was Du über Finanzen gelesen haben solltest“ von Mona Linke und Thomas Kehl wird seinem Ruf fast gerecht. Als Einsteiger- und Basis-Lektüre finde ich es auf jeden Fall sehr gelungen, übersichtlich und ermutigend! Zudem mag ich „Der entspannte Weg zum Reichtum“ von Susan Levermann sehr gerne. Das nur mal als Mini-Auswahl eines wirklich großen und weitestgehend auch tollen Fundus an Finanzbüchern, die es mittlerweile gibt.

Welchen Tipp würdest Du Deinem jüngeren Ich in Sachen Finanzplanung

„Du musst nicht nur konsumieren, Du DARFST auch investieren.“ Ja, Geld ist zum Leben da, aber man lebt halt eben nicht nur in der Gegenwart, sondern hoffentlich auch in der Zukunft. Das hätte ich gerne früher berücksichtigt. Aber egal, besser spät als nie! Man soll ja schließlich auch nicht zu sehr in der Vergangenheit leben.