RWE Innogy-Chef: Widerstand aus der Bevölkerung
Fritz Vahrenholt, RWE Innogy-Chef, über importierten Atomstrom, warum Solarstrom in Deutschland eine Milliardenverschwendung ist und RWE von steigenden Strompreisen am meisten profitiert.
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Der Chef von RWE Innogy, Fritz Vahrenholt, im Interview mit Sabine Gusbeth, €uro. RWE Innogy ist die Tochter des DAX-Konzerns RWE, in der das Geschäft mit Erneuerbaren Energien gebündelt ist.
Euro: Herr Vahrenholt, die meisten Deutschen sagt Nein zur Atomkraft. Bis wann ist ein Ausstieg realistisch?
Vahrenholt: Das hängt davon ab, wie schnell die Alternativen ausgebaut werden. Denn wer aussteigt, muss woanders einsteigen. Dabei geht es aber nicht nur um das reine Addieren von Megawatt.
Euro: Wie meinen Sie das?
Vahrenholt: Ich höre immer wieder, Deutschland sei Stromexporteur. Das gilt aber nur von Januar bis April, weil da Winterstürme einen Überschuss an Windenergie erzeugen. Den exportieren wir. Gäbe es die Kern- und Kohlekraftwerke nicht, müssten wir aber im Sommer wesentlich Strom mehr importieren.
Euro: Kann der Überschuss vom Winter nicht gespeichert werden?
Vahrenholt: Doch, aber es gibt nicht genug Speicher. Diese national und international auszubauen und an das Stromnetz anzuschließen, ist eine enorme Kraftanstrengung und kostet viel Geld. Und das ist nicht die einzige Herausforderung.
Euro: Was brauchen wir noch?
Vahrenholt: Die gesamte Energieversorgung in Deutschland muss auf den Kopf gestellt werden. Wenn man die AKWs in Süddeutschland abschaltet, dann muss der Strom von den Windparks im Norden in den Süden transportiert werden. Dazu ist eine neue Netz-Infrastruktur notwendig. Denn wenn der Wind richtig bläst, entstehen bis zu 27.000 Megawatt. Wenn aber nicht genügend Leitungen da sind, kann dieser Strom nicht transportiert werden. Erst wenn wir die Fragen zu Netzausbau, Zwischenspeicherung und den dadurch entstehenden Kosten geklärt haben, können wir ernsthaft sagen, wann wir auf andere Energieträger verzichten können.
Euro: Woran scheitert der Ausbau?
Vahrenholt: Oft am heftigen Widerstand der Bevölkerung gegen Hochspannungsleitungen, aber auch Pumpspeicherwerke, Biogasanlagen oder Windmühlen in der Nachbarschaft. Hinzu kommen langwierige Genehmigungsverfahren oder etwa beim Bau von Meereswindparks so hohe Umwelt-Auflagen, wie in keinem anderen Land. Ich kann das natürlich verstehen. Aber da muss die Politik klare Prioritäten setzen, was sie will: Einen schnellen Ausbau von Offshore-Parks oder Schweinswale weit über das Maß schützen, wie es in anderen Staaten üblich ist.
Euro: Was fordern Sie von der Politik?
Vahrenholt: Der Bundestag muss dringend einen Bundesnetzwegeplan verabschieden, analog zum Verkehrswegeplan. Das wäre eine verbindliche Regelung für Länder und Landkreise, damit Energieprojekte notfalls auch gegen örtlichen Widerstand gebaut werden können. Denn eines muss man wissen: Wer gegen Pumpspeicherwerke ist, verzögert den Ausbau der Erneuerbaren.
Euro: Die AKWs liefern bislang 20 Prozent des deutschen Stroms. Wenn die Infrastruktur der Erneuerbaren noch nicht ausreichend vorhanden ist, wodurch kann das ersetzt werden?
Vahrenholt: Kurzfristig gibt es nur zwei Alternativen: Strom aus dem Ausland importieren oder alte Kohle- oder Gaskraftwerke wieder reaktivieren. Seit die sieben Kernkraftwerke durch das Moratorium der Bundesregierung abgeschaltet wurden, importiert Deutschland bis zu 6000 Megawatt – vor allem aus Frankreich und Tschechien. Das kann im Wesentlichen nur Kernkraftstrom sein.
Euro: Mehr Strom aus Kohle heißt aber auch mehr Luftverschmutzung und damit für RWE höhere Kosten weil Sie noch mehr Verschmutzungsrechte kaufen müssen.
Vahrenholt: Es geht nicht um CO2-Zertfikate sondern um Klimaziele der Bundesregierung. Wenn Kernenergie in Deutschland keine Zukunft haben soll, dann brauchen wir regelbare Gas- oder Kohlekraftwerke. Übrigens: selbst wenn wir 50 bis 80 Prozent des Stroms aus Erneuerbaren Energien haben, brauchen wir Regelkraftwerke, die man hochfahren kann, wenn der Wind mal nicht weht.
Euro: Sie sprechen viel über Windenergie, was ist eigentlich mit Solarstrom?
Vahrenholt: Die Sonneneinstrahlung in Deutschland entspricht jener von Alaska. Wir brauchen nicht glauben, dass wir hierzulande Solarstrom so günstig produzieren können wie in Südspanien. Trotzdem werfen wir dafür Milliardenbeträge aus dem Fenster. Heute stammen zwei Prozent der deutschen Stromerzeugung aus Photovoltaik. Gekostet hat uns das 100 Milliarden Euro. Das ist viel zu teuer. Stattdessen müssen wir versuchen, Energie aus Wind günstiger zu machen. Denn Wind wird in Deutschland aus meiner Sicht künftig bis zu drei Viertel des Stroms aus Erneuerbaren Energie ausmachen.

Vahrenholt: Bei Windkraftwerken zu Land liegen die Kosten bei sechs bis neun Eurocent pro Kilowattstunde. Wenn der Strom in Meereswindparks produziert wird, betragen die Kosten heute 15 Cent pro Kilowattstunde. Umgerechnet auf den Preis für Endverbraucher ist das 20 bis 30 Prozent teurer als der heutige Strom aus konventionellen Energiequellen.
Euro: Viele Anleger setzen bereits auf die Anbieter Erneuerbarer Energien. Die Aktienkurse von Versorgern wie RWE und Eon sind dagegen stark gefallen. Ist das gerechtfertigt?
Vahrenholt: Die Märkte haben noch nicht hinreichend realisiert, dass bei steigenden Strompreisen wie im Moment, diejenigen profitieren, die am kostengünstigsten produzieren. Und das sind wir mit unserer Braunkohle.
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Bildquellen: BMU/H.-G. Oed
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