Riskante Strategie: Osrams dunkle Seite

von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Noch wenige Tage bis zur Haupt­versammlung des Leuchtenspezialisten Osram. Nicht nur Großaktionär Siemens, der 17 Prozent an seiner ehemaligen Sparte hält, ist über den Kurseinbruch der ­Osram-Aktie um knapp ein Drittel im vergangenen November verärgert.

Auslöser des Kursrutschs war das drei Milliarden Euro schwere Investitionsprogramm des Konzerns. Mit diesem will Osram unter anderem die Produktion von LED-Chips bis 2020 verfünf­fachen. Ein Drittel dieser für den MDAX-­Konzern gewaltigen Summe soll in den Bau einer Chipfabrik in Malaysia investiert werden.

Das Risiko dabei: Die Märkte für LED-Beleuchtung sind im Vergleich zur bisherigen Technik stärker von schnellen technologischen Entwicklungen und ausgeprägten Nachfrageschwankungen bei LED-Halbleitern geprägt. Anleger fürchten, dass Osram der asiatischen Konkurrenz im Preiskampf unterliegen könnte - ähnlich wie einst Infineon mit seiner Speicherchipsparte.

Weltweit zählt Osram zu den größten Konzernen der Branche. Zum einen haben die Münchner ein starkes Patentportfolio, zum anderen gehören sie in bestimmten Nischen wie Beleuchtungssystemen bei Fahrzeugen zu den Marktführern. Damit sehen sich die Münchner gut gerüstet, auch im Wachstumsmarkt für allgemeine Beleuchtungstechnik kräftig mitzumischen - obwohl die Preiskämpfe heftig sind.

Ob sich die teure Strategie auszahlt, wird sich erst nach Jahren erweisen. Großaktionär Siemens, der seine Beteiligung zu einem guten Preis loswerden will, macht das nervös: Osram habe eine gute Technologie. Es gebe keinen Grund zur Sorge, dass die Möglichkeiten nicht da wären. Man müsse sie aber auch nutzen, warnt Siemens-Chef Joe Kaeser.

Unterdessen warb Osram auf einer Analystenveranstaltung für Vertrauen. "Die Strategie wurde gut erklärt. Das ­Potenzial für starkes Wachstum ist vorhanden. Zunächst werden aber Gewinn und Mittelzuflüsse aus dem Geschäft erheblich belastet", sagt Andreas Willi, Analyst der Bank JP Morgan. Osram-­Chef Olaf Berlien muss jetzt auch auf der Hauptversammlung am 16. Februar überzeugen.

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Osram
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Der Lichtspezialist ist gut ins neue Geschäftsjahr (bis Ende September) gestartet. Bei 1,48 Milliarden Euro Umsatz im ersten Quartal stieg die operative Marge von 10,8 auf 11,8 Prozent. Daraufhin hob der MDAX-Konzern sein Margenziel für das Geschäftsjahr von sieben auf acht Prozent an. Für Osrams ausgegliedertes Geschäft mit klassischen Lampen und LED-Leuchten soll es Interessenten geben. Sehr spekulativ! Mit Stopp ­absichern.