Forderungsverzicht soll Pfleiderer vor Insolvenz bewahren
Ein Forderungsverzicht der Gläubigerbanken in Höhe von 30 Prozent soll Pfleiderer retten. Das Vertrauen in Vorstandschef Overdiek schwindet.
von Wolfgang Ehrensberger, Euro am Sonntag
Ein Forderungsverzicht der Gläubigerbanken in Höhe von 30 Prozent sowie ein personeller Neubeginn an der Führungsspitze sollen Pfleiderer retten. Das verlautete gestern nach Informationen von €uro am Sonntag aus Kreisen des Aufsichtsrats des angeschlagenen Neumarkter Holzverarbeitungskonzerns. „Die Situation ist äußerst kritisch, das Unternehmen erfüllt formal alle Voraussetzungen für eine Insolvenz“, sagte ein Aufsichtsratsmitglied. Lediglich das Stillhalteabkommen der Gläubigerbanken verhindere derzeit den Gang zum Insolvenzrichter. „Die Banken wollen das Heft in der Hand halten, weil sie wissen, was eine Insolvenz für sie bedeuten würde“, hieß es.
In einer Mitteilung am Dienstagmorgen hatte das Unternehmen angekündigt, dass hohe Abschreibungen aufgrund gesunkener Geschäftserwartungen im 2010er Abschluss für einen Fehlbetrag sorgten, der die Hälfte des Grundkapitals aufzehre. Nach früheren Angaben will das Unternehmen Ende März ein Restrukturierungskonzept vorgelegen.
Nach Angaben des Aufsichtsratsmitglieds sei außerdem geplant, über ein sogenanntes „Oerlikon-Modell“ das Überleben des Holzverarbeitungskonzerns sicherzustellen. Der Schweizer Technologiekonzern war vor rund eineinhalb Jahren in einer ähnlich dramatischen Überschuldungssituation über einen Forderungsverzicht der Gläubigerbanken in Höhe von 30 Prozent gerettet worden. Ein Problem bei Pfleiderer ist offenbar auch die hohe Anzahl von Gläubigerbanken. Neben rund 20 Kernbanken zählen rund 50 bis 60 kleinere Institute dazu, darunter auch Sparkassen.
Vorstandschef Hans Overdiek genießt unterdessen offenbar nicht mehr das Vertrauen des Aufsichtsrats. „Overdiek hat jetzt den Scherbenhaufen vor sich, den er selbst durch seine Expansionspolitik und insbesondere die Zukäufe in den USA verursacht hat.“ Es herrsche viel Misstrauen gegen ihn, auch weil er ausgebrannt wirke. „Wir gehen fest davon aus, dass das neue Unternehmenskonzept auch von einer neuen Führungsmannschaft umgesetzt wird.“ Mit Overdiek müsse man sich noch über eine Abfindung einigen.
