DAX: Korrektursignale nehmen zu
Der DAX rutscht weiter in die Verlustzone. Während sich die Anlegerstimmung nach der aktuellen Sentimenterhebung verbesserte, sind technische Analysten uneins über die weitere Entwicklung am Aktienmarkt.
Nachdem der deutsche Aktienmarkt in den vergangenen Tagen bereits deutliche Verluste verbucht hat, zeichnet sich auch zur Wochenmitte eine Fortsetzung der Talfahrt ab. "Die anhaltenden Unsicherheiten über die Entwicklung der Weltwirtschaft und insbesondere auch der USA drücken auf die Stimmung und sorgen für Zurückhaltung an den Aktienmärkten", kommentiert ein Händler das aktuelle Marktgeschehen. Charttechnisch scheint eine Einschätzung der DAX-Entwicklung derzeit schwierig und die Meinungen von Analysten gehen auseinander.
Weitere Verluste wahrscheinlich
Martin Siegert, Head of Technical Market Research LBBW Stuttgart, rechnet mit weiteren Kursverlusten in den kommenden Wochen. "Die dynamische Abwärtsbewegung der vergangenen Tage bestätigte eindrucksvoll das am 11. Januar 2009 ausgebildete Hoch bei 6.094 Punkten. Dass dieses Hoch innerhalb einer Divergenz zum RSI-Indikator erzielt und zugleich von einem Umkehrsignal bestätigt wurde, erhöht die Signifikanz dieser Marke. Der nachfolgende Bruch der Unterstützungszone bei 5.860 Punkte führte zu einer sich verstärkenden Bewegung", fasst der Analyst die jüngste Entwicklung des DAX zusammen. RSI steht für Relative-Stärke-Index, der die innere Stärke von Kursbewegungen anhand des Verhältnisses von Abwärts- und Aufwärtsbewegungen misst.
Obwohl der Index mit dem Einlaufen in die Preiszone um 5.606 bis 5.519 Punkte bereits eine Unterstützung gefunden habe, dürfe das Verlaufstief bei 5.575 Zählern jedoch nur als eine Zwischenunterstützung interpretiert werden. "Ein Blick auf den Monatschart zeigt, dass es dem DAX wohl nicht gelingen wird, ein Reversalsignal zu vermeiden, da hierfür ein Freitagsschlusskurs über der Marke von 5.975 nötig wäre. In der Vergangenheit führte ein Monatsreversal im nachfolgenden Monat zu tieferen Preisen und auch die Gesamtmarktlage hat sich deutlich eingetrübt", weiß der Techniker und traut dem Börsenbarometer für die kommenden Tage höchstens Aufwärtspotential bis 5.777 Punkte zu. "Wir erwarten aber vielmehr einen Test und Bruch der Marke von 5.519 Punkten und in den kommenden Wochen die Bewährungsprobe im Bereich der 200-Tagelinie bei aktuell 5.361 Zählern und im Bereich des Novembertiefs bei 5.313 Punkten."
Gegenbewegung nach oben möglich
Rainer Sartoris, technischer Analyst der HSBC Trinkaus zeigt sich unterdessen weniger pessimistisch. Zwar sei der DAX am Dienstag mit einem neuen Jahrestief bei 5.574 Punkten in den Tag gestartet, eine aus mehreren Hoch- und Tiefpunkten resultierende massive Haltezone bei rund 5.600 Punkten habe die Verluste letztlich aber eingedämmt. "Im Verlauf des Handelstages konnte das Aktienbarometer dann nicht nur die angeführte Kurslücke schließen, sondern auch bis zum Handelsschluss ein Kursplus halten. Dies ist eine Konstellation, die oftmals auf eine anstehende Gegenbewegung auf die vorherigen Verluste schließen lässt", argumentiert der Charttechniker. Eine erste massive horizontale Widerstandszone warte nun bei rund 5.750 Punkten. Anzeichen für eine nachhaltige Stabilisierung lassen sich aber auch aus Sicht von Sartoris bisher nicht erkennen. "Spätestens bei einem Unterschreiten des zyklischen Tiefpunktes von 5.600 Punkten müsste das Erholungsszenario zu den Akten gelegt werden", fügt der Analyst hinzu.
Bullen übernehmen wieder das Ruder
Die Anlegerstimmung hat sich verbessert, das ergibt zumindest das Ergebnis der aktuellen Sentimenterhebung der Börse Frankfurt bei 300 aktiven Investoren. Im Vergleich zur Vorwoche haben drei Prozent der Investoren ihre pessimistische Haltung aufgegeben und sich wieder in Bluechips positioniert. Das Maß für den absoluten Optimismus im Markt, für den die Bullen in Verhältnis zu den Bären gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet werden, steigt auf 55,6 Prozent. (DEUTSCHE-BOERSE AG)