Praktiker: Flug des Phoenix, zweiter Teil

von Georg Pröbstl, Euro am Sonntag

Schwächste Entwicklung im MDAX in einem und drei Monaten, zweitschlechteste Performance auf Jahressicht – das war im Juli 2010. Damals stellte ich Praktiker zum Kauf vor. Der Grund lag einmal im 2009 eingeläuteten Strategieprogramm „Praktiker 2013“, das neben Kostensenkungen eine Art Runderneuerung des Konzerns mit Eigenmarke sein soll. Vor allem aber war das niedrige Kurs/Buchwert-Verhältniss von 0,4 interessant. So niedrige KBVs bieten enormes Turnaround-Potenzial. Tatsächlich ging die Aktie nach Empfehlung kräftig nach oben. Bis März kletterte die Notierung um 63,0 Prozent.

Jetzt ist die Aktie wieder abgestürzt. Seit Juli hat sich der Kurs halbiert. Grund ist die Gewinnwarnung der Baumarktkette vor drei Wochen. Schleppende Geschäfte in Deutschland und konjunkturelle Probleme in Südostosteuropa machen Wertberichtigungen im niedrigen dreistelligen Millionenbereich nötig. Wegen der Vorbereitung auf die Neuausrichtung der Marke und des schwierigen Umfelds in Südosteuropa verbuchte der Konzern aus Kirkel schon im ersten Quartal ein Umsatzminus um 10,9 Prozent auf 666,4 Millionen Euro.

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Trotz der Probleme halte ich die Aktie nach dem Absturz aus drei Gründen für interessant. Erstens zog Firmenchef Wolfgang Werner die Konsequenzen aus der Malaise und trat Mitte der Woche ab. Nachfolgespkekulationen könnten die Stimmung zu Praktiker aufhellen. Da wird Zweitens interessant: Übernahmegerüchte. Zwar dementierten die genannten Käufer Baywa und Obi. Doch es gibt andere Player und Praktiker hat neben der bekannten Marke 441 Filialen. Ein Käufer könnte nach dem Rücktritt Werners nun leichter einen eigenen Mann installieren. Drittens ist da der Buchwert. Zwar muss man wegen der Abschreibungen vom Eigenkapital von 822,4 Millionen Euro vielleicht 250 Millionen Euro abziehen. Doch übrig blieben immer noch rund 10,0 Euro je Aktie. Beim Kurs/Buchwert-Verhältnis von 0,3 könnte sogar Alteigentümer Metro Appetit bekommen. Der Handelsriese kassierte beim Börsengang 2005 und Restverkauf der Anteile an der Tochter rund eine Milliarden Euro. Heute ist Praktiker nur 160 Millionen Euro wert. Allesamt Gründe für einen erneuten Kursaufschwung.

ISIN: DE000A0F6MD5
Gewinn je Aktie 2011e: -3,0 €
Gewinn je Aktie 2012e: 0,20 €
KGV 2012e: 14,0
Dividende/Rendite 2011e: -
EK* je Aktie/EK-Quote: 10,0 €/35,0 %
Kurs/Buchwert-Verhältnis KBV: 0,3
Kurs/Ziel/Stopp: 2,79/4,50/1,95 €

Fazit: Hoher Abschlag zum Buchwert, aber spekulativ.

* EK: Eigenkapital