Griechenland plant im Juni Rückkehr an Kapitalmarkt
Zum ersten Mal seit das Schulden gebeutelte Griechenland im Mai 2010 um internationale Finanzhilfe ersuchen musste, könnte Athen mit einer lang laufenden Staatsanleihe versuchen, sich wieder selbst am Kapitalmarkt zu refinanzieren.
Wie drei mit der Materie vertraute Spitzenbeamte aus der Eurozone am Dienstag sagten, plant Athen im Juni den Verkauf einer Staatsanleihe mit einer Laufzeit zwischen drei und fünf Jahren.
Bis zum Jahresende will Griechenland demnach insgesamt zwischen 4 und 5 Milliarden Euro am Kapitalmarkt einsammeln. Damit versucht der Krisenstaat, im Fahrwasser der übrigen Europeripherie mitzuschwimmen. Denn die Stimmung am Rentenmarkt für die Randgebiete des gemeinsamen Währungsraums sei bereits seit geraumer Zeit deutlich verbessert, so die EU-Vertreter unter anderem mit Verweis auf Portugal.
Darüber hinaus wolle Griechenland finanzielle Reserven der Regierung in der Größenordnung von 1,3 Milliarden Euro in Anspruch nehmen. Kombiniert mit den Einnahmen aus den geplanten Anleiheemissionen hoffe die Regierung in Athen, innerhalb der kommenden zwölf Monate ohne fremde Hilfe aus dem Hilfsprogramm über die Runden zu kommen. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass das Land nach einer langen Hängepartie gerade erst eine weitere Kredittranche über 6,3 Milliarden Euro von den internationalen Geldgebern zugesprochen bekommen hat. Griechenland hält sich seit einiger Zeit nur mit Unterstützung durch das insgesamt 240 Milliarden Euro schwere Rettungspakets von Eurozone und Internationalem Währungsfonds (IWF) finanziell über Wasser.
Ein EU-Vertreter sagte, die griechischen Emissionspläne seien in den vergangenen Wochen im Kreise der EU diskutiert worden. Vertreter der Eurozone, der Europäischen Zentralbank, der EU-Kommission und des IWF hätten sich mit der Materie befasst. Letztlich hätten die Finanzminister der Eurozone auf ihrem Treffen in Athen am Dienstag ihre Zustimmung erteilt.
Laut einem griechischen Regierungsvertreter ist eine Platzierung in zwei Tranchen im Gesamtumfang von 4 bis 5 Milliarden Euro denkbar, wobei eine Emission im Juni und eine weitere in der zweiten Jahreshälfte erfolgen könnte. "Wir streben den Beginn einer regelmäßigen Inanspruchnahme des Rentenmarktes mit Langläufern an. Dies ist nicht Ausdruck der Verzweifelung bei der Suche nach Liquidität, sondern einer verbesserten Entwicklung geschuldet", sagte der Regierungsoffizielle. Alle Informanten wollten anonym bleiben, weil sie nicht mit den Medien über die Angelegenheit sprechen dürften.
Mitarbeit Emese Bartha
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com DJG/flf/gos Dow Jones Newswires Von Matina Stevis