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Fondsmanager Thaler: „Die Masse hat meistens recht“

08.07.10 14:30 Uhr

Gewöhnlich sind es die Fondsmanager, die das Portfolio bestimmen. Der erste Mitmachfonds bricht mit dieser Regel.

von Jörn Kränicke

Der Starnberger Vermögensverwalter TOP Vermögen AG hat mit dem Fonds Multi Structure Investtor Aktien Global den ersten Mitmachfonds auf den Markt gebracht. Euro am Sonntag sprach mit Initiator Michael Thaler.

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Euro am Sonntag: Herr Thaler, was verbirgt sich hinter dem ersten Mitmachfonds?
Michael Thaler: Im Kern setzen wir auf das Wissen der Masse. Eine Vielzahl von Menschen hat einfach häufiger recht als der Einzelne. Die Wissenschaft hat sich mit dem Phänomen intensiv befasst. So untersucht etwa das MIT in Boston solche Themen. Bekannt wurde die Tatsache etwa durch den Bestseller „The Wisdom of Crowds“ von James Surowiecki. Er beschreibt darin, wie durch Selbstorganisation und statistische Effekte Entscheidungen von vielen treffender ausfallen können als die von Experten.

Wie setzen Sie das in die Praxis um?
Bei unserem Fonds bestimmen alle Anleger gemeinsam, welche Aktien gekauft und welche verkauft werden. Zudem haben sie die Möglichkeit, darüber zu entscheiden, ob 20 oder 40 Prozent Cash gehalten werden sollen. Dazu haben wir die Website www.investtor.de geschaffen, über die der ganze Abstimmungsprozess läuft.

Gibt es eine Liste von Aktien zur Auswahl? Oder dürfen Anleger alles vorschlagen?
Wenn alle Aktien erlaubt wären, stiege das Risiko viel zu sehr. Der Investtor-Fonds soll kein Zockerprodukt sein, sondern eine solide Anlage. Daher treffen wir eine Vorauswahl. Zum Start haben wir eine Liste mit 200 weltweiten Bluechips zusammengestellt. Zu allen Werten bieten wir auf der Website umfangreiche Infos, um die Entscheidung zu erleichtern. Daraus können Anleger ihre Favoriten selektieren und sie den anderen Investoren vorschlagen. Das darf jeder Anleger, der mindestens 80 Fonds­anteile im Wert von insgesamt 4000 Euro kauft.

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Wie kommen die Aktien dann in den Fonds?
Jeder Anleger kann einzelne Aktien zum Kauf oder Verkauf vorschlagen. Dadurch, dass die Anleger selbst entscheiden können, für welche Aktien sie eine Stimme abgeben, erwarten wir eine positive Selbstselektion. Wir gehen davon aus, dass die Anleger auch nur solche Aktien bewerten, zu denen sie eine dezidierte Meinung haben. Etwa weil sie beruflich mit der Branche zu tun haben. Zudem werden die Entscheidungen anonym getroffen. Es dürfen keine Informationskaskaden entstehen, und es soll kein sozialer Druck aufgebaut werden. Daher bieten wir auf der Plattform keine Diskussionsmöglichkeit an. So ist eine gegenseitige Beeinflussung ausgeschlossen.

Wer entscheidet, wie stark ein Wert gewichtet wird?
Auch hier geht es basisdemokratisch zu. Das liegt ebenfalls in der Hand der Anleger. Jeder sollte für seine Favoriten quartalsweise Kursziele für die kommenden zwölf Monate abgeben. Je positiver die Prognosen ausfallen, desto höher wird ein Unternehmen gewichtet. Maximal darf ein Wert jedoch nur ein Gewicht von vier Prozent und mindestens von einem Prozent haben. Somit ist gewährleistet, dass wir eine ordentliche Diversifikation von rund 40 Werten haben.

Wie ist die Resonanz der Anleger?
Thaler: Wir haben das Konzept auf verschiedenen Veranstaltungen präsentiert, und die Resonanz war sehr gut. Wir glauben, dass wir bis zum Jahresende 2000 Anleger haben werden, im kommenden Jahr sollen es 4000 sein. Zudem erwarten wir dann ein Volumen von mindestens zehn Millionen Euro. Dann rechnet sich der Fonds auch.