Wohnungsnot in Uni-Städten
Wer ein freies Sofa findet, hat Glück gehabt. In Universitätsstädten wie Münster oder Greifswald erwartet Erstsemester schon vor Studienbeginn ein echter Stresstest.
Vor allem zu Semesteranfang stehen Studenten bei WG-Castings und Wohnungsbesichtigungen Schlange. 50 Bewerber für ein WG-Zimmer sind dann keine Seltenheit. Das "Couchsurfing", bei dem Studenten für ein paar Tage kostenlos auf anderer Leute Sofa übernachten können, ist für "Erstis" oft der einzige Ausweg.
Rund 70.000 Studentenwohnungen fehlen laut Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU) bundesweit. Damit junge Menschen künftig schneller und günstiger ein Dach über dem Kopf haben, trifft sich Ramsauer am Dienstag mit Studentenwerken, Immobilienwirtschaft und Banken in Berlin, um über das Problem zu beraten. Nach seinen Vorstellungen könnten auch leerstehende Kasernen zu Wohnungen für Studenten umgebaut werden. Infolge der Föderalismusreform darf der Bund selbst den Wohnungsbau für Studenten nicht mehr fördern.
Vielerorts ist der Wohnraum schon so knapp, dass manche radikale Lösungen suchen: "Es gibt Leute, die jetzt woanders studieren, weil sie hier einfach keine Wohnung gefunden haben", sagt Uwe Warda, der die Wohnbörse bei der Studentenvertretung Asta in Münster betreut. Besonders eng ist es dort diesmal geworden, weil viele Studienanfänger aus dem benachbarten Niedersachsen kamen. Dort hatten zwei Jahrgänge gleichzeitig Abitur gemacht. In der Facebook-Gruppe "WG-Suche in Münster" häufen sich die Anfragen. Die Wunschliste der Studenten ist lang. Vor allem zentral gelegen und günstig sollten die Zimmer sein. Gerade das ist in beliebten Uni-Städten aber eine gewaltige Herausforderung. Am Semesteranfang sei es vorgekommen, dass Studenten für ein zwölf Quadratmeter großes Zimmer in einem abgelegenen Vorort 350 Euro zahlen sollten, erzählt Warda. "Vermieter glaubten plötzlich, genauso viel Geld nehmen zu können wie für ein Zimmer in der Innenstadt."