Neujahrsfest, Jahrhundert-Dürre und Kälteeinbruch lassen in China die Nahrungsmittelpreise massiv steigen

26.01.11 11:01 Uhr

EMFIS.COM - Wie befürchtet, ziehen die Lebensmittelpreise im Vorfeld des chinesischen Neujahrsfestes kräftig an.
Wie das chinesische Handelsministerium gestern bekannt gab, sind die Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse in der vergangenen Woche weiter gestiegen. Dies war der vierte Wochenzuwachs in Folge.



Einen zusätzlichen Preisschub verursachen - neben dem Neujahrsfest - erhebliche Ernteausfälle. Starke Kälteeinbrüche und eine Dürre im Süden Chinas führten zu Produktionsrückgängen und haben massive Auswirkungen auf das Transportwesen, so das Ministerium in seiner Erklärung.
Die ostchinesische Provinz Shandong erlebt beispielsweise die schwerste Dürreperiode seit über 60 Jahren. Momentan sind  allein in dieser Provinz rund zwei Millionen Hektar Weizenanbauland bzw. 56 Prozent der Weizenanbaufläche betroffen und die betroffene Fläche weitet sich aus, so ein Bericht der China Daily. In einigen Städten der Provinz ist inzwischen die Trinkwasserversorgung zusammengebrochen. Hier wird von einer Jahrhundert-Dürre gesprochen.

Eine Besserung scheint nicht in Sicht. Laut dem lokalen Wetteramt soll sich die Lage in den kommenden Wochen noch verschärfen. Dieser Umstand hat erhebliche Auswirkungen auf die weitere Preisgestaltung bei den Nahrungsmitteln.  
So sind laut dem Handelsministerium die Großhandelspreise von 18 Grundnahrungsmitteln und Gemüse allein in der vergangenen Woche gegenüber der Vorwoche um 12,6 Prozent gestiegen. Paprika, Gurken, Peperoni und grünen Bohnen verteuerten sich um mindestens 10 Prozent.

Die zuständigen Behörden warnen inzwischen vor einer Verschärfung der Lage, da sich die Dürre in Teilen Nord-, Zentral- und Ostchinas weiter ausbreitet. Betroffen sind dabei Chinas Hauptstadt Peking, die Provinzen Henan, Shanxi, Hebei, Jiangsu und Anhui,  so die staatliche Zentrale für Flut- und Dürrekontrolle. Millionen Hektar von Land, die zum Weizenanbau genutzt werden, stehen vor der Austrocknung oder sind bereits vertrocknet. Während weite Teile des Landes im Norden eine Dürre plagt, wird das südchinesische autonome Gebiet Guangxi von klirrender Kälte, Schneefällen und Eisregen heimgesucht.

Auch für andere Nahrungsmittel, wie Fleisch und Eier, erwartet das Handelsministerium höhere  Preise. Noch hat sich der Anstieg von Woche zu Woche überschaubar gestaltet. So verteuerten sich  beispielsweise Hammelfleisch um 1,4 Prozent, Eier um 1 Prozent, Rindfleisch um 0,8 Prozent, Schweinefleisch um 0,7 Prozent und Hühner um 0,2 Prozent.
Da die Lebensmittelpreise insgesamt gut ein Drittel des Warenkorbs zur Berechnung des chinesischen Verbraucherpreisindex (CPI) ausmachen, wird für das laufende erste Quartal mit einem kräftigen Anstieg der Verbraucherpreise gerechnet.

Dass es aber nicht allein um gefährliche Preisanstiege geht, sondern es sich um eine insgesamt zunehmend angespannte Situation handelt, zeigte allein die Reise des Ministerpräsident Wen Jiabao am vergangen Freitag und Sonnabend durch die betroffenen Gebiete. Es steht viel auf dem Spiel. Die Angst vor sozialen Unruhen steigt und angesichts der Entwicklung auch nicht unbegründet.