Zum Heizen zu schade

Holz – der unterschätzte Rohstoff

23.10.13 17:00 Uhr

Die positive Rolle, die Holz als natürlicher Rohstoff bei der Energieversorgung spielen kann, bleibt bei der kontrovers diskutierten Energiewende außen vor.

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von Michael Wolff, Gastautor von Euro am Sonntag

Holz ist ein Rohstoff mit unerreichter Ökobilanz. Dies ist nicht im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit — und offenbar auch nicht in dem der Politik. Die Bundesregierung lädt Solarindustrie und Automobilbauer gern medienwirksam zu Umweltgipfeln ein, die Holzwirtschaft steht hingegen weit weniger im Fokus.

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Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die klimaschädlichen Treibhausgase —vor allem den Ausstoß von Kohlendioxid — bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent in Bezug auf das Basisjahr 1990 zu reduzieren. Fakt ist, dass Holz als umweltgerechtes Material bei intelligenter und verantwortungsvoller Nutzung einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Klimabilanz leisten kann. Denn Wälder sind lebende Kohlenstoffspeicher: Jeder wachsende Baum entzieht der Atmosphäre kontinuierlich Kohlenstoff, indem er das CO2 der Luft spaltet, den Kohlenstoff speichert und Sauerstoff freisetzt. Über seine gesamte Lebensdauer bindet Holz eine enorme Menge an Kohlenstoff und entlastet damit das Klima. Der gesamte Holzvorrat in Deutschlands Wäldern speichert nach wissenschaftlichen Schätzungen circa 2,6 Milliarden Tonnen Kohlenstoff.

Fragwürdige Förderpolitik
für Biomasse als Brennstoff

Gerade Deutschland, das mit mehr als elf Millionen Hektar Wald die größten Holzvorräte Europas besitzt, könnte einen großen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Zu seiner Funktion als natürlicher CO2-Senker kommt hinzu, dass Holz bei der Verbrennung weitgehend klimaneutral ist — abgesehen vom CO2-Aufwand für Einschlag und Transport, der nötig ist, um Holz zu verbrennen. Denn bei der Verbrennung selbst wird nur so viel Kohlen­dioxid freigesetzt, wie zuvor beim Wachstum des Baumes aufgenommen wurde.

Nachhaltige Forstwirtschaft sorgt seit vielen Jahrzehnten dafür, dass wir schonend mit diesem wertvollen Rohstoff umgehen. Durch die Ernte von Holz zum Bauen, Wohnen und Heizen sowie durch regelmäßige Durchforstung wird wieder Platz geschaffen für die Neubildung von Holz und damit für den weiteren Entzug von klimaschädlichem CO2 aus der Atmosphäre. Die multifunktionale Forstwirtschaft, die nachhaltig Holz produziert, schützt auf diese Weise Klima und Umwelt.

Dieses Prinzip der Nachhaltigkeit, das Hans Carl von Carlowitz vor mehr als 300 Jahren für die Forstwirtschaft formulierte, ist aber zunehmend in Gefahr. Denn seit einiger Zeit vollzieht sich bei der Nutzung von Holz ein dramatischer Wandel: Das Verhältnis von energetischer und stofflicher Nutzung von Holz hat sich in den vergangenen Jahren umgekehrt. Noch im Jahr 2005 wurden in Deutschland bei einem Gesamtholzverbrauch von 115 Millionen Kubikmetern 61 Prozent stofflich verwertet, vorrangig zum Bauen, Wohnen und im Transportwesen. Nur 39 Prozent wurden energetisch — zur direkten Verbrennung — genutzt. Doch seit dem Jahr 2010 wird jährlich mehr Holz direkt verbrannt als verarbeitet. Der Einsatz von Holz ausschließlich zur energetischen Verbrennung ist jedoch weder wirtschaftlich noch ökologisch sinnvoll. Denn auf diese Weise kann keine Wertschöpfung aus nachwachsenden Rohstoffen erzielt werden.

Grund für den Boom energetischer Holzverwertung sind eine fragwürdige Förder­politik für Biomasse und steigende Preise für fossile Energieträger. Im Zuge der Förderung regenerativer Energie entstehen immer mehr von der öffentlichen Hand geförderte Biomasse-Heizkraftwerke. Als Brennstoff dafür wird bis zu 60 Prozent Frischholz verschlungen. Zudem verwenden immer mehr Privatverbraucher Holz, aufbereitet als Pellets oder Hackschnitzel, als Brennstoff und damit als Alternative zum teuren Heizöl oder Erdgas. Der Brennholzverbrauch in privaten Haushalten verdreifachte sich im Zeitraum 2000 bis 2010 auf 33 Millionen Kubikmeter.

Die Folgen sind nicht nur ein drastischer Anstieg der Energieholzpreise, die sich von 2005 bis 2012 um rund 90 Prozent und damit stärker als Heizöl erhöht haben, sondern auch die zunehmende Verknappung des Rohstoffs. Studien prognostizieren für das Jahr 2030 einen Fehlbedarf von 230 Millionen Kubikmetern Holz in Europa, sofern sich der Trend zur Holzverbrennung fortsetzt. Die Politik tut bisher nichts dafür, diese bedenkliche Entwicklung zu stoppen. Im Gegenteil: Sie subventioniert die energetische Holzverwendung mit einer Reihe von Förderregelungen, von der reduzierten Umsatzsteuer bis hin zur Forschungsförderung für erneuerbare Energien. Die stoffliche Verwertung wird dagegen nicht unterstützt.

Dabei steht außer Frage, dass mit Blick auf den Klimaeffekt die stoffliche, also industrielle Verwertung von Holz der energetischen Nutzung vorangehen muss. Erst am Ende der Nutzungskette sollte das Holz zur Wärmeproduktion verbrannt werden. Diese sogenannte Kaskadennutzung bietet mehrere Vorteile: Sie erhöht die Wertschöpfung, sichert Arbeitsplätze in der Holzindustrie und ermöglicht Innovationen. Fände alles vorhandene Holz in Deutschland künftig nur energetisch Verwendung, würde sich die Klimaschutzleistung deutlich reduzieren.

Verwendung von Holz beim
Bauen spart deutlich Energie

Das Hinausschieben der energetischen Nutzung durch eine möglichst lange Nutzungsphase für Holzprodukte hat einen weiteren großen Vorteil: den Substitutionseffekt. Bei der Verarbeitung von Holz zu Baustoffen für den Hausbau oder für die Möbelindustrie setzt sich die CO2-Speicherung oft über viele Jahrzehnte fort. Umso erstaunlicher ist es, dass die Substitutionseffekte von Holz bei umweltpolitischen Diskussionen kaum zur Sprache kommen. Immerhin sind in Deutschland in Holzprodukten insgesamt rund 1,3 Milliarden Tonnen CO2, entsprechend 350 Millionen Tonnen Kohlenstoff, gespeichert.

Würde man beim Bauen und Renovieren energieintensive Materialien wie Aluminium, Kunststoff, Stahl oder Beton vermehrt durch Holz ersetzen, ließe sich viel Energie und damit Kohlendioxid sparen. Liegt der Energieverbrauch bei der Verwendung von Bauholz pro Kilogramm nur bei 0,7 Kilowattstunden, sind es bei Aluminium 72,5 Kilowattstunden. Ein Einfamilienhaus in Holzbauweise kann das Klima um bis zu 80 Tonnen CO2 entlasten. Die Politik fördert den Substitutions­effekt aber bedauerlicherweise kaum. Nicht zuletzt deshalb lag die Holzbauquote im Hausbau im Jahr 2011 bundesweit nur bei 16 Prozent, während Österreich auf 39 Prozent, Schweden sogar auf 55 Prozent kam.

Es sollte Aufgabe der Politik sein, faire Wettbewerbsbedingungen zwischen stofflicher und energetischer Holznutzung zu schaffen: Dafür müssen jedoch Subventionen zur direkten energetischen Holzverwendung gestoppt und Gesetzesvorhaben wie das Erneuerbare-Energien-Gesetz an die Notwendigkeiten einer Kaskadennutzung angepasst werden. Eine Energiewende ohne intelligente Einbindung des Rohstoffs Holz bleibt zwangsläufig auf halbem Weg stehen.

zur Person:

Michael Wolff, Sprecher der
Geschäftsführung der Pfleiderer GmbH

Wolff (53) ist seit 1. Januar 2013 CEO/Sprecher der Geschäftsführung der Pfleiderer GmbH, der ­Holding der Pfleiderer-Gruppe, für die er seit Mai 2004 arbeitet. Er ist zugleich Vorsitzender der Geschäftsführung der Pfleiderer Holzwerkstoffe GmbH, die das operative Geschäft des Holzwerkstoffkonzerns in Westeuropa bündelt, und ist Di­plom-Wirtschafts­inge­nieur. In früheren Funktionen hatte er verschiedene Managementpositionen bei Rodenstock, Villeroy & Boch und Freetime Group Germany inne.
Pfleiderer ist ein europaweit führender Hersteller von Holzwerkstoffen (Marken Duropal, wodego und Thermopal). Der Konzernumsatz betrug im Jahr 2012 mehr als eine Milliarde Euro. Das Unternehmen beschäftigt gruppenweit rund 3.300 Mitarbeiter.

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