Faktor-Zertifikate: Mit Spaß- und Schutz-Faktor

von Jens Castner, Euro am Sonntag

Auch wenn die Kursschwankungen zuletzt etwas abgenommen haben – Infineon bleibt einer der heißesten DAX-Titel. Das macht den Chiphersteller zu einem der beliebtesten Basiswerte für Tradingprodukte. Wer den Nervenkitzel sucht, findet ein Underlying, das keine Wünsche offen lässt. Mit Faktor-Zertifikaten zum Beispiel lässt sich die tägliche Performance der Infineon-Aktie zwei- oder dreifach hebeln. Die neue Produktgeneration der Commerzbank zeichnet sich durch konstante Hebel aus. Im Gegensatz zu Optionsscheinen oder Minifutures gibt es keinen starren Basispreis, sondern ein Indexkonzept sorgt dafür, dass der Faktor von Tag zu Tag gleich bleibt. Das Prinzip ähnelt Rolling-Turbos – mit dem Unterschied, dass keine festgelegten K.-o.-Schwellen den Spaß bremsen. Die Konstruktion ist alles andere als banal. „Für jeden Basiswert und jeden Hebelfaktor muss sowohl auf der Long- als auch auf der Short-Seite ein eigener Index berechnet werden“, erklärt Commerzbank-Experte Anouch Wilhelms. Analog zum Short-DAX werden in den Indizes die Ausgangsbedingungen jeden Tag quasi auf null zurückgestellt.

Das hat in konstant steigenden oder fallenden Märkten den Vorteil, dass Anleger (sofern sie richtig positioniert sind) immer mit dem gewünschten Hebel überdurchschnittlich partizipieren. Wer auf dem falschen Fuß erwischt wird, muss allerdings wie beim Short-DAX die Tücken der Prozentrechnung beachten. Während das auf der Long-Seite nicht sinnvoll ist, weil die Performance ja eins zu eins die Kursentwicklung der Aktie abbilden würde, gibt es bei den Shortprodukten Zertifikate mit Hebelfaktor 1. Wird nun ein solches Zertifikat auf Infineon (ISIN: DE 000 CZ2 4JW 3) gekauft und die Aktie steigt am ersten Tag von fünf auf 5,25 Euro, entspricht das fünf Prozent Gewinn und für den Shortindex fünf Prozent Verlust.

Fällt der Kurs am darauffolgenden Tag wieder auf fünf Euro zurück, bedeutet dies nur einen Verlust von 4,76 Prozent. Spiegelbildlich steigt das Faktor-Shortzertifikat wegen der täglichen Anpassung ebenfalls nur um besagte 4,76 Prozent. Anleger erleiden einen kleinen Verlust, obwohl die Aktie exakt wieder auf dem Ausgangsniveau angekommen ist.

Von solchen Sondersituationen abgesehen, bieten sich Faktor-Zertifikate nicht nur für Trader an, die von der Hebelwirkung profitieren wollen, sondern auch für Anleger, die eine einfache Möglichkeit zur kurzfristigen Depotabsicherung suchen. Auf den DAX-Future beispielsweise sind sowohl Produkte auf steigende als auch auf fallende Kurse mit bis zu vierfachem Hebel erhältlich. Da keine Knock-out-Schwellen beachtet werden müssen, eignen sie sich durchaus auch, um längerfristige Trends zu begleiten.

Der Totalverlust ist eher unwahrscheinlich. Zweifach gehebelte Faktor-Zertifikate wären theoretisch in dem Moment wertlos, in dem das Underlying innerhalb eines Tages um 50 Prozent fällt (oder steigt, falls ein Short-Produkt gewählt wird). Um das zu verhindern, greift ab einer Intraday-Kursbewegung von 30 Prozent in die falsche Richtung ein Schutzmechanismus. Dabei findet eine untertägige Indexanpassung statt, die einen neuen Tag simuliert. Als neuer Referenzwert zur Messung der untertägigen Aktienperformance wird dann der um 30 Prozent veränderte Aktienkurs festgesetzt. Damit werden weitere Verluste gemildert, aber auch eine mögliche Erholung nach der Indexanpassung wird gedämpft.

Faktor-Zertifikate sind auf alle 30 DAX-Titel und eine Reihe europäischer Bluechips erhältlich. An In­dexprodukten hat die Commerzbank neben dem DAX-Future sämtliche europäischen Stoxx-600-Sektor-­Futures im Programm

Investor-Info
DAX Long (ISIN: DE 000 CZ2 4ZM 0), Hebelfaktor 4x. Laufzeit: endlos, Spread: 0,15 % , Kurs: 101,53 Euro
DAX Short (ISIN: DE 000 CZ2 4ZJ 6), Hebelfaktor 3x, Laufzeit: endlos, Spread: 0,10 %, Kurs: 99,07 Euro
Infineon Long (ISIN: DE 000 CZ2 4PR 0), Hebelfaktor 3x, Laufzeit: endlos, Spread: 0,49 %, Kurs: 254,33 Euro
Infineon Short (ISIN: DE 000 CZ2 4LA 5), Hebelfaktor 2x, Laufzeit endlos, Spread: 0,50 %, Kurs: 28,69 Euro