Solarmacht China
Eine zunehmende Nachfrage auf dem Heimatmarkt dürfte chinesischen Solarfirmen einen Wachstumsschub bescheren. Anleger können auf einen Solarboom in China wetten.
von Wolfgang Raum, Chefredakteur ZertifikateJournal
Als hätte die deutsche Solarbranche derzeit nicht schon genug zu kämpfen, droht nun weiteres Ungemach: Politiker der schwarz-gelben Koalition fordern eine Kehrtwende in der Energiepolitik. Die Förderung des Solarstroms müsse mit „deutlich mehr Augenmaß“ erfolgen, heißt es in Berlin. Die Rede ist von einer Kürzung der Einspeisevergütungen um bis zu einem Drittel.
Dabei hat die Branche schon länger zu kämpfen. Berichte über Umsatzwarnungen, Gewinneinbrüche und Margendruck setzten dem Sektor zu. Ein zentrales Problem liegt in beträchtlichen Überkapazitäten. Der Branchendienst electronics.ca geht davon aus, dass die durchschnittliche Auslastung der weltweiten Produktionsanlagen in diesem Jahr auf 54 Prozent einbrechen wird, nach 83 Prozent in 2008.
Werte von über 80 Prozent erwarten die Experten frühestens in vier Jahren wieder. Keine Frage, die Branche befindet sich gegenwärtig in einem knallharten Preiswettbewerb. Wer dem nicht standhält, verschwindet vom Markt oder wird übernommen. Zu den Gewinnern des Verdrängungswettbewerbs dürften chinesische Anbieter gehören.
Hersteller wie Suntech Powers haben klare Wettbewerbsvorteile gegenüber der Konkurrenz aus dem Westen, da sie aufgrund von Skaleneffekten und niedrigeren Löhnen zu geringeren Kosten produzieren können – und das bei nahezu gleichwertiger Qualität. Während der deutsche Anteil an der weltweiten Solarzellenproduktion im Jahr 2008 von 21 auf 19 Prozent sank, kletterte er im Reich der Mitte von 28 auf 33 Prozent. Dabei haben die chinesischen Solarzellenhersteller ihr Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft, da ihre Produktion überwiegend für den Export bestimmt ist.
Eine zunehmende Nachfrage auf dem Heimatmarkt dürfte den chinesischen Solarfirmen einen weiteren Wachstumsschub bescheren. So überrascht es nicht, dass chinesische Solaraktien an der Börse deutlich besser gelaufen sind als zum Beispiel deutsche Titel. Wer gezielt die China-Karte spielen will, findet im S-BOX-China-Solarzertifikat der Deutschen Bank (ISIN: DE 000 DB2 CSL 4) eine passende Anlage. Allerdings birgt die Fokussierung auf einen volatilen Schwellenmarkt naturgemäß auch höhere Risiken.
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