Zertifikate

CFD-Verband: „Großbanken wären willkommen"

23.09.09 16:02 Uhr

Der CFD-Verband blickt optimistisch in die Zukunft: Die Zahl der Kunden und der Transaktionen wuchs im zweiten Quartal deutlich, allerdings ging das gehandelte Volumen zurück.

Doch die Trendwende ist geschafft. Angst vor neuer Konkurrenz durch Großbanken haben die CFD-Anbieter nicht. Vielmehr würden sie namhafte neue Player begrüßen, die dies die Differenzkontrakte endgültig salonfähig machen würde.

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Trotz eines rückläufigen Handelsvolumens im zweiten Quartal, ist die Stimmung bei den CFD-Anbietern weiterhin prächtig. Auf einer Pressekonferenz des Contracts-for-Difference-Verbandes in Frankfurt wollten sich die Vorstände zwar nicht näher zu Gerüchten äußern, wonach Deutsche Bank und Commerzbank mit dem Gedanken spielen sollen, ihre Produktpalette um CFDs zu erweitern. Doch: Der Eintritt namhafter Player würde dem Markt sicher gut tun, da CFDs dadurch salonfähig würden, so Vorstandsmitglied Andreas Ruether, früher Deutschlandchef bei IG Markets, heute Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Falcon Asset Management. Dass die Zahl der Anbieter zu groß wird, befürchtet Ruether nicht. In England, dem Mutterland der CFDs, habe sich gezeigt, dass trotz des Eintritts neuer Wettbewerber in den Markt die Großen immer größer geworden seien.

Größter Anbieter in Deutschland ist CMC Markets. Seit sich Goldman-Sachs an CMC beteiligt hat, ist der Wind deutlich rauer geworden, wie am Rande der Veranstaltung zu erfahren war. Die Folge ist ein strikter Sparkurs. Nach roten Zahlen im abgelaufenen Geschäftsjahr hat sich die Personalstärke von einst 120 Mitarbeitern in etwa gedrittelt. CMC-Deutschlandchef Stefan Riße, der auch Vorstandsvorsitzender des CFD-Verbandes ist, bestätigte zudem, dass die deutsche Niederlassung von Frankfurt nach München verlagert wird. Dies diene jedoch nicht dem Zweck weiteren Personalabbaus, sondern solle für mehr Kundennähe sorgen. Während bei Seminaren in Frankfurt 70 bis 80 Teilnehmer schon ein Erfolg seien, würden solche Veranstaltungen in München bis zu 200 Besucher anlocken. Die Zahl der CFD-Trader nimmt offenbar von Norden nach Süden zu. „Die mit Abstand meisten Kunden sitzen in Bayern und Baden-Württemberg“, so Riße.

Im zweiten Quartal 2009 haben Anleger weiter verstärkt Contracts for Difference genutzt. Die Zahl der Transaktionen lag nach einer Erhebung des Research Center for Financial Studies der Steinbeis-Hochschule Berlin im Auftrag des CFD Verbands bei 4,9 Millionen, das sind 29 Prozent mehr als im Vorjahresvergleich. Die Kundenzahl lag zum Ende des zweiten Quartals 2009 bei 40.722, das bedeutet einen Anstieg um 36 Prozent zum Vorjahreswert.

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Das Volumen hingegen ging leicht zurück. Im zweiten Quartal wurden Kontrakte mit einem Gegenwert von 106,5 Milliarden Euro gehandelt, das sind 1,4 Prozent weniger als im Vergleichzeitraum des Vorjahres. Der Grund sind die im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunkenen Aktienindizes und Rohstoffpreise, auf die sich die meisten CFDs beziehen. Allerdings deutet sich eine Trendwende an. Das gehandelte Volumen im CFD-Markt war im Monat Juni 2009 bereits wieder höher als im Juni 2008. Die am stärksten gehandelten Basiswerte sind Aktienindizes (67 Prozent des gehandelten Volumens) und Devisen (22 Prozent). Innerhalb der Gruppe der Aktienindizes dominiert der DAX als beliebtester Basiswert (79 Prozent).

Erstmals haben CFD-Verband und die Steinbeis-Hochschule einen Vergleich des Markvolumens von CFDs mit anderen Hebel-Zertifikaten für Privatanleger vorgenommen. Bisher war eine Vergleichbarkeit nicht gegeben, da bei der Ermittlung des Marktvolumens von CFDs die Hebelwirkung dieser Produkte berücksichtigt wird, bei Knock-Out-Zertifikaten jedoch nicht.

Um diese Schwäche zu beseitigen, wurde der durchschnittliche verwendete Hebel bei Knock-Out-Zertifikaten ermittelt. Unter Verwendung von Daten der EUWAX konnte ein durchschnittlicher Hebel bei Knock-Out-Produkten von 22,3 ermittelt werden. Der durchschnittliche Hebel bei Verwendung der Clearstream-Daten betrug 12,54. Unterschiede in den ermittelten Hebeln erklären sich aus der Beteiligung unterschiedlicher Investorengruppen. Daraus ergibt sich für den Monat August 2009 ein gehandeltes Volumen mit Knock-Out-Zertifikaten in Höhe von 15,1 beziehungsweise 26,8 Milliarden Euro, je nach verwendetem Hebel. Dagegen steht ein gehandeltes Volumen von 33,5 Milliarden Euro im CFD-Markt im gleichen Monat.

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„Die hohe Nachfrage nach Differenzkontrakten zeigt, dass sie sich als Instrument für aktive, kurzfristig ausgerichtete Anleger durchgesetzt haben“, sagte Önder Ciftci von der Royal Bank of Scotland, Mitglied des Vorstandes des CFD Verbandes. Seiner Meinung nach steht die Branche erst ganz am Anfang, vergleichbar mit der Situation in der Derivateindustrie im Jahr 2003. Nächste Schritte könnten die Einführung neuer Basiswerte und Auszahlungsprofile sein, ähnlich wie es der Derivateindustrie mit dem Durchbruch der Bonuszertifikate gelungen sei. Zudem sei es eine Überlegung wert, auch konservativere Anleger für CFDs zu gewinnen, indem zum Beispiel die maximal handelbaren Hebel begrenzt werden. Bislang müssen mehr als die Hälfte der Anträge auf Kontoeröffnung abgelehnt werden, meist wegen fehlender Termingeschäftsfähigkeit oder mangelnder Erfahrung der Antragsteller. CMC Marktes hat hier mit dem Investment-Account (maximal vierfacher Hebel) bereits einen Vorstoß unternommen. Allerdings seien CFDs auch dann noch keine Riesterprodukte, wie Vorstandschef Riße unterstrich. Riße zufolge hat sich gezeigt, dass CFDs vor allem in volatilen Börsenphasen stark genutzt werden. „Der erstmals vorgelegte Vergleich mit Knock-Out- Produkten belegt, dass sich CFDs im Wettbewerb um die Gunst der Anleger sehr gut behaupten“.

Nachdem im Herbst 2008 wegen des ausgeprägten Bärenmarktes nahezu die Hälfte aller gehandelten Kontrakte auf fallende Kurse setzte, hat sich das Verhältnis von Long- zu Shortpositionen inzwischen wieder auf 90:10 normalisiert. „Die Mehrheit der Kunden verdient also bei steigenden Kursen kräftig“, sagte Riße auf die Frage, ob es richtig sei, dass die Hälfte aller CFD-Trader Geld verliert. Die Vermögensentwicklung der CFD-Kunden seit Jahresanfang sei jedenfalls deutlich im positiven Bereich.