Die Gold-Blase: Soros folgt der Herde
Der US-Investor George Soros sieht beim Gold eine mächtige Blase heranwachsen. Doch bis sie platzt, werde es noch dauern. Soros investiert deshalb auch in Gold.
von Peer Leugermann, €uro am Sonntag
Die Investmentlegende George Soros scheint an Spekulationsblasen nichts Falsches zu finden. Zumindest so lange nicht, bis sie platzen. Anders ist es kaum zu erklären, warum der 79-Jährige Gold einerseits als „ultimative Vermögensblase“ verteufelt, andererseits aber vergangenes Jahr noch kräftig in das Edelmetall investierte.
Im vierten Quartal 2009 stockte Soros Fund Management, die Fondsgesellschaft des berühmten Investors, den Anteil am größten börsennotierten Goldfonds SPDR Gold Trust deutlich auf. Insgesamt 3,7 Millionen Anteile legte sich Soros neu ins Depot, der Wert der Beteiligung an dem Goldfonds stieg von 421 Millionen Dollar im Vorquartal auf 663 Millionen Dollar zum Ende des Jahres.
Soros sieht in seinem Handeln keinen Widerspruch. Am Anfang einer Blase zu kaufen sei „vernünftig“, sagt er. Die Frage, wann die Blase platzt, ließ Soros beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos allerdings unbeantwortet. Dafür hat sein früherer Kompagnon Jim Rogers eine Antwort. Der Börsenguru glaubt langfristig an einen weiter steigenden Goldpreis. Binnen der kommenden neun bis zehn Jahre sieht er die Feinunze bei 2000 Dollar. Allerdings ist dieser Zeithorizont so langfristig, dass die aktuell vermeintliche Blase platzen kann, um danach von Neuem aufgepumpt zu werden. Doch egal, ob es sich um eine Blase handelt oder nicht, beide Investoren glauben in nächster Zeit eher an eine Preissteigerung als an einen Kursverfall.
Gründe gibt es zur Genüge: die Angst um überschuldete Staatshaushalte, das Risiko weiterer Nachwehen der Immobilien- und Finanzkrise, De- oder Inflationsszenarien oder aber ein Vertrauensverlust in das beliebig zu vermehrende Papiergeld. Diese Sorgen treiben anscheinend immer mehr Menschen um. Zumindest lässt das der aktuelle Goldpreis vermuten. Nach dem Allzeithoch vom Dezember 2009 bei 1226,10 Dollar und der anschließenden Korrektur pendelt der Preis weiter um die psychologisch wichtige Marke von 1100 Dollar.
Dabei waren die Nachrichten in jüngster Zeit nicht gerade kursfördernd. So will sich der Internationale Währungsfonds (IWF) über drei Jahre gestreckt von 191,3 Tonnen seiner Goldreserven trennen, um Not leidende Länder wie Litauen mit Krediten zu unterstützen. Und China hat bereits verneint, das Angebot vom Markt wegkaufen zu wollen. Zudem ist der Dollar erstarkt. Anleger, die aus der Währung in Gold geflüchtet waren, kehren also in den Greenback zurück, während das Edelmetall außerhalb der USA teurer wird und damit die Nachfrage zusätzlich drückt.
Gleichzeitig kündigte Australien jüngst an, die Produktion im kommenden Jahr um zehn Prozent auf 267 Tonnen auszuweiten. Down Under würde damit seine Stellung als zweitgrößter Goldförderer der Welt festigen und das Angebot weiter vergrößern. Den fundamentalen Daten steht jedoch die erhöhte Nachfrage aus dem Anlegerlager gegenüber. Im vergangenen Jahr sprang die Nachfrage nach börsennotierten Goldfonds (ETF) um 85 Prozent auf knapp 6000 Tonnen. Marktexperten erwarten, dass die Nachfrage nach Anlageprodukten die Preise weiter treiben wird. Auch Spekulanten decken sich immer stärker mit Gold ein. Ende Februar stiegen die Netto-Long-Positionen am Terminmarkt auf über 164 000 Kontrakte – ein Vierwochenhoch. Das aktuelle Zinsumfeld beflügelt den Goldpreis angesichts fehlender Investmentalternativen zusätzlich. Historisch hat das gelb schimmernde Metall von Niedrigzinsphasen meist profitiert.
Diese Situation können Anleger vor allem auf Eurobasis nutzen. Denn: In der europäischen Gemeinschaftswährung gerechnet, hat die Feinunze den hartnäckigen Widerstand bei 800 Euro bereits durchbrochen. Für weitere Preissteigerungen muss Gold in Dollar also gar nicht weiter steigen, ein schwächerer Euro reicht aus. Genau darauf kann mit Optionsscheinen beispielsweise von der Deutschen Bank gewettet werden. Diese laufen auf Gold in Euro. Mit einem Call (ISIN: DE 000 DB6 USR 4) setzen Investoren auf eine Goldhausse und gleichzeitig auf einen fallenden Euro. Doch die Deutsche Bank hat auch für Skeptiker passende Produkte im Angebot. Wer also die Meinung von Soros & Co nicht teilt, kann mit einem Put (ISIN: DE 000 DB6 V2P 9) auf einen steigenden Euro oder ein frühzeitiges Platzen der Goldblase setzen.