Gedankenblitz im Stromnetz
Die Strombranche steht in Zukunft vor gewaltigen Aufgaben. Riesige Solaranlagen, Windkraftparks und Minikraftwerke in Eigenheimen sollen bald zu maßgeblichen Energielieferanten werden. Ein neuer Milliardenmarkt für Anleger?
von Peer Leugermann, Euro am Sonntag
Doch die Naturkräfte lassen sich nicht an- oder abschalten. Auf die Knotenpunkte, die all diese verschiedenen Stromarten künftig verdauen müssen, kommen damit riesige Belastungen zu. In Amerika hat Präsident Barack Obama ein 3,4 Milliarden Dollar schweres Förderprogramm aufgelegt, um die maroden Stromnetze für die kommenden Anforderungen zu rüsten. Die Lösung dabei lautet: Smart Grid, ein intelligentes Stromnetz, das den Energiebedarf nachfragegerecht steuert. Die Vision: Über in den Haushalten installierte intelligente Stromzähler, sogenannte Smartmeter, kann der Stromverbrauch, aber auch die hauseigene Produktion jederzeit gemessen werden. So sollen die einzelnen Stromquellen und -verbraucher miteinander kommunizieren und die Energie immer dorthin gelenkt werden, wo sie gebraucht wird. Jeff Immelt, Vorstandschef von General Electric (GE), sieht in Smart Grids die „größte Investmentchance in der ersten Hälfte des Jahrhunderts“. John Chambers, Chef des Technologiekonzerns Cisco, glaubt sogar, dass das Marktvolumen für intelligente Stromnetze zehn bis 100 Mal so groß wird wie das des Internets. Nun ja, man wird sehen.
Anleger, die auf dieses Thema setzen wollen, können das mit dem neuen Smart Grid Top Select 2 der Deutschen Bank. Dem Zertifikat mit endloser Laufzeit liegt ein diversifizierter Aktienkorb von 15 Unternehmen zugrunde, die zur Netzaufrüstung gebraucht werden. Angefangen bei IT-Spezialisten wie Cisco bis zu Smartmeter-Produzenten wie Itron. Stromkonzerne selbst fehlen.
Der starke US-Fokus ist weniger problematisch, da hier eines der größten Förderprogramme existiert. Zudem sind genügend global operierende Unternehmen in dem Korb (ISIN: DE 000 DB7 SMG 2) enthalten. Eine Managementgebühr gibt es nicht, dafür aber auch keine Währungssicherung.
Dennoch: Zwar sind die meisten Konzerne im Stromsektor durchaus aktiv, doch IBM, GE oder Cisco verdienen ihr Geld (noch) mit ganz anderen Sachen als Smart Grids. Da der Trend gerade erst entsteht, ist also Geduld angesagt. Mit anderen Worten: Eine ganz interessante Idee, unbedingt haben muss man das Zertifikat aber (noch) nicht.