Handelschaos

Stagflation voraus? Wie Trump die USA zurück in die Krise führen könnte

05.05.25 03:54 Uhr

Trumps Wirtschaftspolitik: Rückkehr zur Stagflation der 1970er - oder noch schlimmer? | finanzen.net

Donald Trumps Wirtschaftspolitik könnte die USA in eine gefährliche Mischung aus Inflation und Wachstumsschwäche führen. Die Parallelen zur Stagflation der 1970er-Jahre sind gravierend.

• Trumps Handelspolitik gefährdet globale Lieferketten
• Politische Unsicherheiten bremsen
• Mögliche Einflussnahme auf die Fed bedroht die Stabilität der Geldpolitik

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Als in den 1970er-Jahren hohe Inflation und schwaches Wachstum die Weltwirtschaft lähmten, galt das Phänomen der Stagflation als ökonomischer Albtraum. Jahrzehnte später scheint die Gefahr zurückzukehren - und diesmal ist sie hausgemacht.

Trumps Wirtschaftskurs: Der gefährliche Weg zurück in die Stagflation

Donald Trumps Kurs in der US-Politik birgt wirtschaftlich enorme Risiken. Seine "America First"-Strategie und aggressive Handelspolitik drohen, die globalen Lieferketten dauerhaft zu zerschlagen. Während etwa die Corona-Pandemie nur vorübergehend für eine Kombination aus Inflation und Wachstumsschwäche sorgte, die relativ schnell wieder vorüberging, könnte Trumps Protektionismus nun eine strukturelle Stagflation wie in den 1970ern oder sogar noch schlimmer auslösen - mit langfristigen, weltweiten Folgen, wie in einem Beitrag auf MarketWatch gewarnt wird.

Protektionismus statt Partnerschaft

Trumps "America First"-Ansatz bedeutet: Zölle, Sanktionen und ein gezielter Rückzug aus internationalen Handelsabkommen. Unter seiner Führung haben sich die USA zunehmend von globalen Lieferketten zurückgezogen - insbesondere von China. Selbst die Zusammenarbeit mit langjährigen Partnern innerhalb Nordamerikas, etwa im Rahmen des USMCA (NAFTA-Nachfolger), steht auf dem Prüfstand.

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Während Trump von seiner Politik überzeugt ist, sehen viele seinen Plan als Rückschritt an. Jahrzehntelang haben effiziente globale Lieferketten dazu beigetragen, die Produktionskosten zu senken und die Inflation zu dämpfen. Studien zufolge haben internationale Handelsbeziehungen und die damit verbundenen Effizienzsteigerungen die US-Inflation in den vergangenen zehn Jahren jährlich um bis zu 0,5 Prozentpunkte reduziert, heißt es in dem Artikel auf MarketWatch. Mit der gezielten Zerschlagung dieser Netzwerke riskiert Trump nun aber das Gegenteil: steigende Preise bei gleichzeitigem Rückgang des Wirtschaftswachstums. Es wird außerdem gewarnt, dass das entstandene Misstrauen gegenüber den USA auch lange nach Trumps Abgang noch bestehen bleiben dürfte. Diesmal werde es keine schnelle oder einfache Lösung geben, wie es etwa während COVID-19 der Fall war, als die Turbulenzen ein klares Ende hatten.

Neukonfiguration mit Risiken

Trump verweist immer wieder gern auf Investitionen in die heimische Industrie als Beweis für eine Renaissance der US-Produktion. Die Rückverlagerung von Fertigungskapazitäten in die USA - das sogenannte Reshoring, zu deutsch auch Neukonfiguration - ist teuer, langwierig und durch Unsicherheit belastet. Neue Produktionsstandorte entstehen nicht von jetzt auf gleich, zudem zögern Unternehmen mit Investitionen, wenn sie mit ständig wechselnden handelspolitischen Rahmenbedingungen konfrontiert werden.

Statt einer Wiederbelebung der Industrie droht durch Trumps Zutun daher vielmehr ein Investitionsstau. Projekte werden auf Eis gelegt oder gar nicht erst angestoßen. Gleichzeitig steigen die Produktionskosten durch ineffiziente nationale Lieferketten, was sich direkt in höheren Verbraucherpreisen niederschlägt, merkt MarketWatch an.

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Angriff auf die Unabhängigkeit der Fed

Auch Trumps Umgang mit der Federal Reserve ist wohl mehr als fragwürdig. Bereits während seiner ersten Amtszeit attackierte er die US-Notenbank regelmäßig, weil sie seiner Ansicht nach die Zinsen nicht schnell genug senkte. Nun geht er noch weiter: Trump behauptete kürzlich, er könne Fed-Chef Jerome Powell entlassen - ein Schritt, der vermutlich als verfassungswidrig gelten und die Unabhängigkeit der Zentralbank massiv untergraben würde.

Die politische Einflussnahme auf die Geldpolitik würde das Vertrauen in die Institutionen der USA noch weiter erschüttern und gravierende Folgen haben. Sollte die Fed gezwungen sein, gegen wirtschaftliche Vernunft Zinssenkungen vorzunehmen, um politischen Druck zu entgehen, könnte sie ihre wichtigste Aufgabe - die Bekämpfung der Inflation - nicht mehr erfüllen. Die Folge: ein geldpolitischer Kontrollverlust in einer ohnehin angespannten wirtschaftlichen Lage, so MarketWatch.

Globale Konsequenzen

Die wirtschaftlichen Auswirkungen von Trumps Politik beschränken sich dabei allerdings nicht nur auf die USA. Der Rückbau globaler Handelsbeziehungen, steigende Produktionskosten und instabile wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen wirken sich auch auf Partnerländer aus. Internationale Unternehmen sehen sich gezwungen, ihre Strategien zu überdenken, neue Lieferketten aufzubauen und mit höheren Unsicherheiten zu planen. Die Weltwirtschaft wird dadurch weniger effizient und anfälliger für Schocks.

Trumps wirtschaftspolitische Vision ist riskant, hält der MarketWatch-Artikel fest. Anstelle von Innovation, internationaler Zusammenarbeit und langfristiger Stabilität setzt er auf kurzfristigen Nationalismus und politische Machtdemonstration. Die Parallelen zur Stagflation der 1970er-Jahre sind alarmierend - doch der Unterschied liegt in der Ursache: Damals waren es externe Schocks. Heute könnten es vielmehr selbstverursachte, politische Fehlentscheidungen sein, die eine neue globale Krise auslösen.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: SAUL LOEB/AFP/Getty Images, Immersion Imagery / Shutterstock.com

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